Karge Halle wird ein Platz zum Wohlfühlen

Gerolstein · Das Bahnhofsgebäude, das zur Visitenkarte für Reisende in Gerolstein werden soll, nimmt Form an: Nachdem der Backshop bereits läuft, öffnet in wenigen Tagen das neue Reisezentrum der Bahn. Dort zieht Anfang 2016 dann auch noch die Tourist-Information ein. Und in wenigen Wochen werden auch die neuen öffentlichen Toiletten nutzbar sein.

Gerolstein. Der Umbau ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber schon jetzt kommen beim Besuch des "neuen" Bahnhofsgebäudes in Gerolstein ganz neue Gefühle auf: Anstatt Naserümpfen und Verdruss ob der heruntergekommenen Wartehalle und der fehlenden öffentlichen Toiletten keimt nun Behaglichkeit und so etwas wie ein "Boah"-Effekt auf.
Betritt man von der Bahnsteigkante das Gebäude, steht man sofort mitten im Bäckereishop, wo es nach frischem Kaffee und Backwaren duftet. Und wo man bereits seit 11. November 2014 im Warmen an einem der Bartische bei einer kleinen Zwischenmahlzeit in Ruhe ankommen oder auf den nächsten Zug warten kann. Ein Angebot, auf das die Reisenden in Gerolstein viele Jahre verzichten mussten. Denn die Bahnhofsgaststätte ist bereits mehr als zehn Jahre geschlossen.
Wann auch sie wieder öffnet, ist aber noch unklar. "Wir hatten bislang Gespräche mit drei Interessenten, aber das war alles noch ganz unverbindlich", sagt Harald Brück, Leiter der Verbandsgemeindewerke Gerolstein, die das historische Gebäude vor knapp drei Jahren gekauft, saniert und im Obergeschoss selbst bezogen haben - und für die weitere Vermietung instand setzen.
Sein Vorgänger Wolfgang Bohr, der 2014 in Pension gegangen ist, kümmert sich aber weiterhin um die Abwicklung des Umbaus, den er von Anfang an gemanagt hat. Dafür hat er eigens einen Vertrag mit der VG abgeschlossen, "denn der Bahnhof liegt mir einfach am Herzen".
Er ist sich sicher, dass auch die Bahnhofsgaststätte schon bald wieder mit Leben erfüllt wird. Denn: "Wenn ab 2016 die Bahn den gesamten Bahnsteig umbaut und darüber hinaus der Bahnhofsvorplatz, das Kyllareal und auch das Brunnengelände auf Vordermann gebracht werden, liegt die Gaststätte mit ihrer Außenterrasse optimal - und verkehrsberuhigt. Ein Filetstück." Richtig losgelegt wird mit dem Umbau der Gaststätte aber erst, wenn es einen festen Mieter gibt, damit dessen Vorstellungen sofort umgesetzt werden können", sagt Bohr.
Hingegen ist der Bau der Toiletten, die künftig von der Stadt angemietet und als öffentliche Einrichtungen vorgehalten werden, bereits weit fortgeschritten. Im Frühjahr sollen sie nutzbar sein. Damit hat dann auch das seit etlichen Jahren andauernde Trauerspiel ein Ende, dass Reisende am Bahnhof Gerolstein keine funktionierende Toilette vorfinden.
Und bereits Mitte Januar öffnet das neue, schicke Reisezentrum der Bahn, wo Anfang 2016 auch die Tourist-Information einziehen wird - was bereits dem großen Doppel-Transparent zu entnehmen ist.
Bahnmitarbeiter Klaus-Peter Mayer, der während des Umbaus in den Westflügel des Gebäudes (in die ehemalige Sparda-Bank) ausgewichen ist, kann den Umzug an seinen neuen Arbeitsplatz kaum erwarten. Er sagt: "Ich freue mich schon sehr auf die neuen Räume und die Kunden auch. Das wird alles sehr schön."
Der Gerolsteiner Brunnen als Aushängeschild der Stadt hat ebenfalls die Gunst der Stunde genutzt und sowohl eine große Leuchtreklame installieren als auch sein Logo in den Fußboden einarbeiten lassen. "Natürlich auf eigene Kosten", sagt Bohr. Zudem ist geplant, dass im Wartebereich beim Eingang noch ein großer Flachbildschirm aufgehängt wird. "Auf dem werden dann Imagefilme des Gerolsteiner Landes und des Brunnens gezeigt", sagt Werkleiter Brück. Schließlich sollten die Reisenden direkt einen guten Eindruck des Gerolsteiner Landes bekommen - und wiederkommen.Extra

Die Verbandsgemeindewerke Gerolstein haben vor knapp drei Jahren das historische Bahnhofsgebäude von 1870 gekauft, es umbauen lassen und sind Anfang November 2013 selbst ins Obergeschoss eingezogen. Das Gesamtprojekt ist mit gut einer Million Euro kalkuliert. Nach Worten von Baumanager Wolfgang Bohr sind bislang 860 000 Euro ausgegeben worden: Davon entfallen 130 000 Euro auf den Kauf samt Nebenkosten, 235 000 Euro auf die Sanierung des Obergeschosses, 175 000 auf die Dachsanierung sowie 320 000 Euro für den ersten Bauabschnitt des Erdgeschoss-Umbaus. Weitere 180 000 Euro soll der zweite Abschnitt kosten (Gaststätte und ehemalige Sparda-Bank). Der Ausbau des Erdgeschosses soll für die VG-Werke kostenneutral sein. "Den Schuldendienst für die Investition sowie das Geld für die Unterhaltung finanzieren wir über die Pacht", sagt Bohr. mh

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