Kaum noch Leerstände in der Innenstadt

Gerolstein · Weniger Leerstände und mit dem Lokschuppen ein ganz besonderer Veranstaltungsort: Gerolstein ist nach Ansicht von Gewerbevereinsvorsitzendem Heinz Weber auf einem guten Weg, sich nicht nur als regionale Einkaufsstadt zu etablieren.

 Heinz Weber. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Heinz Weber. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

(sts) Neuer Stadtbürgermeister, Zukunft des Rondells, Leerstands-Problematik und mehr: Im Vorfeld der Mitgliederversammlung des Gewerbevereins Gerolstein (Mittwoch, 19.30 Uhr, Stadthalle Rondell) hat sich der Vorsitzende Heinz Weber im Gespräch mit unserem Redakteur Stephan Sartoris zu aktuellen Themen geäußert.

Wie steht der Gewerbeverein Gerolstein aktuell da?

Weber: Das Tagesgeschäft läuft gut, auch dank des Engagements unserer Geschäftsführerin Annegret Remagen. Was etwas zu kurzkommt, ist, neue Dinge zu initiieren, auf den Weg zu bringen. Konkret: Im kreativen Teil sind wir noch nicht da, wo ich gerne wäre.

Wie ist die Unterstützung seitens der Mitglieder?

Weber: Es gibt eine feste und kleine Zahl von Leuten, die sich beteiligen. Das ist aber kein Vorwurf, denn ein Selbstständiger ist heute in seinem Betrieb stärker eingebunden als es noch vor zehn oder 20 Jahren war.

Gerolstein hat einen neuen Stadtbürgermeister. Haben Sie mit ihm schon gesprochen?

Weber: Bernd May ist kein Unbekannter, ich kenne ihn seit vielen Jahren. In seiner Zeit als stellvertretender Leiter der Gerolsteiner Touristinformation habe ich ihn als sehr aufgeschlossenen Mann erlebt. In seiner Funktion als Stadtbürgermeister hatte ich vergangene Woche ein erstes Gespräch.

Was erwarten Sie von ihm?

Weber: Ich gehe davon aus, dass er deutliche Impulse geben will und sicher wie seine Vorgänger den Kontakt zum Gewerbeverein pflegt.

Klappt die Zusammenarbeit mit Stadt und VG?

Weber: Ich finde immer ein offenes Ohr für unsere Wünsche, auch wenn nicht alle erfüllt werden, aber das ist normal im Zusammenspiel von Kommune und Gewerbeverein. Ich bin nicht unzufrieden mit der Zusammenarbeit.

Seit einiger Zeit gibt es den Lokschuppen als Veranstaltungsort. Schadet er der Stadthalle Rondell, für die ja ein neuer Pächter gesucht wird, oder ist er sinnvolle Ergänzung?

Weber: Der Lokschuppen ist mit seinem attraktiven Angebot eine Riesenbereicherung für Gerolstein. Natürlich ist er aber auch ein starker Konkurrent für das Rondell, und deshalb muss für die Stadthalle ein neues Konzept gefunden werden, wie beide Veranstaltungsorte nebeneinander ihren Platz finden. Das ist auch eine Aufgabe des neuen Stadtbürgermeisters.

Können aus Ihrer Sicht denn beide wirklich existieren?

Weber: Man muss die Stärken und Schwächen genau analysieren. So hat der Lokschuppen ein besonderes Ambiente, aber wenig Parkplätze, das Rondell ist nicht so attraktiv, hat dafür eine gute Lage mitten in der Stadt. Am Ende muss entschieden werden: Was macht man wo?

Ist eine solche Festlegung eine schwierige Entscheidung?

Weber: So schwer ist sie nicht, Gerolstein hat eher ein Luxusproblem, zwei solche Veranstaltungsorte für unterschiedliche Anforderungen anbieten zu können. Das ist doch positiv.

Das Lokschuppen-Areal ist mit mehr als zwei Millionen Euro Förderung von Land, Kreis Vulkaneifel und Verbandsgemeinde Gerolstein saniert worden. Eine gute Investition?

Weber: Darüber ist in Mainz entschieden worden, und aus meiner Sicht war es für Gerolstein eine sehr gute Entscheidung. Es ist einmalig, was da entstanden ist. Es gibt für mich auch deshalb keinen Grund zu lamentieren, es ist gut, dass wir es haben, und wir sollten das Beste daraus machen. Durch den Lokschuppen kommen Künstler, Sänger und Autoren aus der ersten Reihe nach Gerolstein, das hat es seit vielen Jahren nicht mehr gegeben.

Es gab kritische Töne aus der Gerolsteiner Gastronomie, die den Lokschuppen als übermächtige, mit Steuermitteln unterstützte Konkurrenz sehen.

Weber: Natürlich ist der Lokschuppen eine Konkurrenz, aber nicht nur er, sondern jedes Bürgerhaus, in dem Hochzeiten, Geburtstage und Ähnliches gefeiert werden. Da hat die Gastronomie auch nichts von, es sei denn, sie liefert das Catering. Und noch ein Hinweis: Die Stadthalle Rondell ist öffentliches Eigentum, das im Prinzip subventioniert weitervermietet wird.

Wie steht es um die Leerstände in der Gerolsteiner Innenstadt?

Weber: Glücklicherweise hat sich da in den vergangenen Jahren viel getan. In der Spitze gab es 20 bis 25 Leerstände, eine Zahl, die Zug um Zug reduziert wurde. Heute gibt es fast keine Leerstände mehr.

Und wie hat sich das Angebot entwickelt?

Weber: Auch da hat sich viel getan. Vor allem das Angebot für Frauen ist so gut wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Das ist besonders hervorzuheben, weil das der wichtigste Bereich für eine Innenstadt ist, denn die Frauen machen drei Mal so viel Umsatz wie die Männer. Sie sind ein entscheidender Konjunkturfaktor, auch für innerstädtische Fachgeschäfte.

Ist das in der Öffentlichkeit schon angekommen?

Weber: Das ist unsere wichtigste Aufgabe, nach außen zu transportieren, wie attraktiv die Einkaufsstadt Gerolstein wieder ist. Mittlerweile sind wir an einem Punkt, an dem wir über die Schaffung neuer Gewerbeflächen nachdenken können.

Also gute Perspektiven für Gerolstein?

Weber: Ja, ich bin optimistisch für die Zukunft. Der Standort Gerolstein liegt strategisch günstig in der Eifel und hat ein großes Potenzial mit rund 60 000 Einwohner, die in einem Radius von 20 Fahrtminuten wohnen. Das werden auch größere Firmen sehen, die sich hier in der Region ansiedeln wollen. Allerdings müssen zunächst wir selbst diese großen Chancen erkennen und nutzen, denn noch tun wir zu wenig in dieser Hinsicht.

Müssten die Gewerbevereine in der Region nicht mehr zusammenarbeiten? Es gibt doch viele Punkte, die alle betreffen.

Weber: Klar, da könnte mehr passieren, aber es fehlt an einer Initialzündung, und, da nehme ich mich selber nicht aus, es herrscht immer noch Kirchturmdenken. Ich bin aber der Überzeugung, dass wir in Zukunft gezwungen werden, mehr zu kooperieren. Zur Person Heinz Weber (58, TV-Foto: Archiv/Mario Hübner) ist im Hauptberuf Geschäftsführer mehrerer Firmen. Die ehrenamtliche Tätigkeit als Vorsitzender des Gewerbevereins, der derzeit rund 80 Mitglieder hat, hat er im Jahr 2003 übernommen.

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