Kein Ausweg aus Turnhallen-Dilemma

Hillesheim/Daun · Der Kreis lehnt die Förderung der Hillesheimer Schulturnhalle aus formalen Gründen ab. Dafür keimt an anderer Stelle Hoffnung auf.

 Die Turnhalle in Hillesheim ist stark sanierungsbedürftig. Woher das Geld kommen soll, bleibt offen. TV-Fotos: Mario Hübner (3)

Die Turnhalle in Hillesheim ist stark sanierungsbedürftig. Woher das Geld kommen soll, bleibt offen. TV-Fotos: Mario Hübner (3)

Foto: (e_gero )

Hillesheim/Daun Noch im Hillesheimer Bauausschuss war Bürgermeisterin Heike Bohn zweckoptimistisch bis zuversichtlich. Sie hoffte, dass es mit dem neuerlichen Anlauf etwas wird und der geplante Neubau einer Turnhalle der Realschule plus in Hillesheim auf Platz eins der Prioritätenliste des Kreises für Sportstätten gewählt und somit bezuschusst wird. Alle anderen Versuche, eine Lösung für das Hallenproblem zu finden, waren bislang gescheitert (der TV berichtete mehrmals). Die rund 40 Jahre alte Turnhalle ist marode, eine Generalsanierung würde laut Gutachten knapp 1,9 Millionen Euro kosten. Da der Neubau laut Schätzung 2,6 Millionen Euro kostet, wird diese Variante favorisiert. Der Haken: Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier als Mittelbehörde des Landes sieht einerseits keinen Bedarf für eine neue Halle, will andererseits aber die Sanierung der alten Halle nur mit 100 000 Euro aus dem Topf der Schulbaumittel fördern. Sie empfahl daher der Verbandsgemeinde Hillesheim, es über die Sportstättenförderung zu versuchen. Gesagt, getan. Doch trotz engagierter Worte ("Ich appelliere an Sie, uns zu unterstützen!") hörte Bürgermeisterin Bohn im zuständigen Jugendhilfeausschuss des Kreises dann auch wieder nur ablehnende Worte - allen voran vom Sportkreisvorsitzenden Friedbert Wißkirchen (CDU). Der sagte: "Eine Unterstützung dieses Antrags wäre ein totaler Bruch mit unseren bisherigen Förderrichtlinien. Auch wenn Vereine und Gruppen die Halle abends nutzen, ist es doch eine Schulturnhalle, und die ist aus Schulbaumitteln zu finanzieren. Das Land muss hier seiner Verpflichtung nachkommen." Als weiteren Grund führte er die hohen Kosten an: "Wir haben jährlich etwa 200 000 Euro zur Verfügung. Bei solch einem Projekt wären die Mittel für drei, vier Jahre gebunden." Ferdinand Diederichs war ebenfalls gegen den Antrag. Er griff die Argumentation seines Vorredners auf und fügte hinzu: "Wir haben dann auf Jahre hin keine Möglichkeit mehr, unsere Vereine zu unterstützen." Außerdem war auch er gegen die Schaffung eines Präzedenzfalls: "Wenn wir dem Hillesheimer Antrag zustimmen, kommt schon bald der nächste Schulträger mit einem ähnlichen Anliegen auf uns zu." Doch selbst Bohns Prognose, dass "uns der Tüv die Halle vermutlich bald dichtmacht" und sie nicht wisse "wohin unsere Schüler, Vereine und Gruppen dann gehen sollen", führte nicht zu einem Umdenken im Ausschuss. Vielmehr wurde die Aufstellung der Prioritätenliste einstimmig auf Anfang November vertagt, denn bis zum 15. November muss das Vorhaben, das der Kreis favorisiert, ans Ministerium nach Mainz gemeldet werden. Also doch noch Hoffnung für Hillesheim? Fraglich. Denn plötzlich taucht ein zweites Vorhaben wieder auf, das bislang nach hinten gerückt war, weil weder die Projektträgerschaft noch Finanzierungsfragen geklärt waren: der Umbau des Hartplatzes am Wehrbüsch in Daun zu einem Kunstrasenplatz.Wißkirchen ließ durchblicken: "Die Abstimmung unter den Partnern läuft. Die Realisierungschancen für 2018 sind sehr hoch." Für den Umbau des Hartplatzes werden etwa 400 000 Euro veranschlagt.KommentarMeinung

 Die Halle bröckelt.

Die Halle bröckelt.

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 Rückt nun wieder in den Fokus: Der Umbau des Hartplatzes am Wehrbüsch in Daun zu einem Kunstrasenplatz könnte ganz schnell gehen.

Rückt nun wieder in den Fokus: Der Umbau des Hartplatzes am Wehrbüsch in Daun zu einem Kunstrasenplatz könnte ganz schnell gehen.

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Ans Ziel denken, nicht an FormalienSportplätze werden für den Schulsport genutzt, Schulturnhallen von Vereinen. Und manchmal, wie in Gerolstein, übernimmt sogar der Schulträger Verbandsgemeinde die Trägerschaft für die Sanierung der Leichtathletikanlage eines Vereins (die zudem auf städtischen Grund liegt), weil er eben der finanzstärkste Partner ist. Und weil nur so ein Vorhaben zeitnah ge stemmt werden kann, anstatt es auf den Sanktnimmerleinstag zu verschieben. Es ist also bereits gang und gäbe, dass die Grenzen zwischen schulischer und vereinsgebundener Nutzung von Sportstätten verwischen, Zuständigkeiten und Trägerschaften - je nach Bedarf - ebenfalls. Und das ist gut so! Schließlich steht an erster Stelle das Ziel, vor allem jungen Menschen Sporttreiben zu ermöglichen. Mit all seinen positiven Begleiterscheinungen. Wenn es aber bereits Usus ist, zielorientiert zu entscheiden, ist es unverständlich, wenn der Jugendhilfeausschuss nun auf formale Kriterien pocht. m.huebner@volksfreund.de

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