Keine Chance für Langeweile

Er hat die Amtszeiten von vier Landräten und sieben Wahlperioden miterlebt: Jakob Blum gibt nach 35 Jahren den Sessel des Ortsbürgermeisters der Doppelgemeinde Wiesbaum-Mirbach frei.

 35 Jahre lang war Jakob Blum Ortsbürgermeister der Doppelgemeinde Wiesbaum-Mirbach. Unter seiner Ägide wurden das Gründerzentrum Higis und der angeschlossene Gewerbepark gebaut. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

35 Jahre lang war Jakob Blum Ortsbürgermeister der Doppelgemeinde Wiesbaum-Mirbach. Unter seiner Ägide wurden das Gründerzentrum Higis und der angeschlossene Gewerbepark gebaut. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Wiesbaum-Mirbach. Jakob Blum ist in der kommunalpolitischen Szene nicht als lang atmiger Redner bekannt. Der 66-jährige Christdemokrat liebt es, "rasch auf den Punkt zu kommen". Als "hartnäckig und immer fair" beschreibt ihn Josef Weber, als Ex-Bauamtsleiter der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim und Ex-Prokurist im Higis-Gründerzentrum in Wiesbaum ein langjähriger Weggefährte. Blum kommentiert die Beschreibung mit einem zustimmenden Kopfnicken und meint: "Wenn ich ein Anliegen hatte, wollte ich es auch durchsetzen. Dafür habe ich so lange nachgehakt, bis eine Entscheidung fiel. Auch wenn diese negativ ausfiel, konnte es erst in irgendeiner Form weitergehen."

Mit dieser Vorgehensweise konnte Blum viele Vorhaben umsetzen (siehe Extra). Allerdings nicht alleine. Er sagt: "Ich hatte die nötige Rückendeckung meiner Ehefrau und meines Arbeitgebers. Alles kann nur im Miteinander funktionieren. Dabei bilden auch Rat und Behörden ein Team." Im Laufe der Jahrzehnte seien viele Kontakte sehr eng geworden. Ein Plus für jeden Ortsbürgermeister. Dabei hatte Blum keinen einfachen Start. Unmittelbar in den Rat gewählt, wurde er auch schon Ortsbürgermeister. Lachend sagt er: "Als Schiedsrichter und Fußballspieler kannte ich doch jede Seite."

1980 beendete er seine Spielerkarriere. 2005 gab er die Schiri-Pfeife ab. Zu diesem Zeitpunkt war sein Herzensprojekt schon voll im Gang. In heftiger Konkurrenz zu Walsdorf machte die Doppelgemeinde an der Landesgrenze das Rennen beim Ausbau eines Gründerzentrums mit angegliedertem Gewerbepark. Es entstanden 450 neue Arbeitsplätze auf Wiesbaum-Mirbacher Areal. Blum: "Mein oberster Grundsatz galt der Schaffung von Arbeitsplätzen. Da hängt alles von der Vereins- über die Kultur- und Jugend- bis hin zur Seniorenarbeit dran."

Ebenso wie im Sport und in der Politik beweist Blum auch im Job Kontinuität. Nach 50 Jahren Bilanzbuchhalter- und Prokuristentätigkeit bei der Bauunternehmung Klein ging er vor kurzem in Rente. Von seinem kommunalpolitischen Ruhestand wird er allerdings zunächst nichts spüren.

Seinen Nachfolgern, Lothar Schütz als Ortsbürgermeister und Alfred Mastiaux als Ortsvorsteher in Mirbach, gibt er viel von seinem enormen Hintergrundwissen weiter.

Auch im Rat der Verbandsgemeinde Hillesheim behält er sein Mandat. In dem Plus an Freizeit möchte er reisen und sein Engagement in der Selbsthilfegruppe für Darmkrebspatienten erhöhen. Langeweile hat da keine Chance. EXTRA 35 Jahre Ortsgemeinde Wiesbaum-Mirbach in Zahlen: Während der Amtszeit (1974 bis 2009) von Jakob Blum stieg die Einwohnerzahl von 524 auf 674. Wegen der Neubaugebiete und des Industrieparks nahmen auch die Grundsteuer erträge von 14 500 Euro auf 65 500 Euro zu. Die Anteile an Einkommens- und Körperschaftssteuer, die der Gemeinde zufallen, stiegen von 21 000 Euro auf 163 000 Euro. Blum erklärt: "Der deutliche Anstieg resultiert aus den veränderten Bedingungen. Von ehemals landwirtschaftlicher Prägung ging die Entwicklung hin zu 80 Prozent Beschäftigung." Vom Anstieg der Gewerbesteuer (6500 Euro auf 588 500 Euro) profitiert die Doppelgemeinde nicht. Laut Satzung muss sie einen Vorteilsausgleich in den Finanzierungstopf des Industrie- und Gewerbeparks zahlen. (vog)

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