Keine Schnecken auf der Treppe

Die deutsch-französische Schulpartnerschaft zwischen Gerolstein und Digoin besteht seit 25 Jahre und damit fünf Jahre länger als die Kooperation der Kommunen. Am Wochenende werden die Jubiläen gefeiert.

 Beim jüngsten Schüleraustausch in Digoin gestalteten 36 Austauschschüler des Sankt-Matthias-Gymnasiums mit ihren französischen Freunden die Leinwand mit ihren Handabdrücken. Die Schülerinnen Hanna, Elisabeth und Katharina zeigen gemeinsam mit Studiendirektorin Manuela Bauer und Schulleiter Heribert Steinmetz die Arbeit zum 25-jährigen Jubiläum. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Beim jüngsten Schüleraustausch in Digoin gestalteten 36 Austauschschüler des Sankt-Matthias-Gymnasiums mit ihren französischen Freunden die Leinwand mit ihren Handabdrücken. Die Schülerinnen Hanna, Elisabeth und Katharina zeigen gemeinsam mit Studiendirektorin Manuela Bauer und Schulleiter Heribert Steinmetz die Arbeit zum 25-jährigen Jubiläum. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein. "Unsere Schule war der Wegbereiter für die Städtepartnerschaft zwischen Gerolstein und Digoin", erklärt Heribert Steinmetz, Schulleiter des Sankt-Matthias-Gymnasiums (SMG). Die deutsch-französische Schulpartnerschaft besteht seit 25 Jahren - und damit fünf Jahre länger als die Kooperation der Kommunen. Am Wochenende werden die Jubiläen gefeiert."Ich wollte sagen, dass ich keine Schnecken essen mag. Habe aber die Vokabeln vertauscht und ,escalier' für Treppe statt ,escargot' für Schnecken gesagt", verrät eine Teilnehmerin des jüngsten Schüleraustausches grinsend. Die anderen Sprachschüler nicken verständnisvoll. SMG-Schülerin Katharina sagt: "Wenn man einfach drauf los redet, fallen einem die Vokabeln schon ein."

Das Gefühl für die französische Sprache habe sich durch den Austausch deutlich verbessert, versichern die Schüler. Elisabeth schreibt "ziemlich oft übers Internet" ihrer französischen Partnerin Marie. Auch für Hanna war der erste Schüleraustausch "völlig problemlos".

Einfach drauflosreden, dann klappt's schon

Studiendirektorin Manuela Bauer betreut seit 17 Jahren die Schulpartnerschaft. Sie ermutigt die Sprachschüler, viel zu reden und nachzufragen. Vieles sei einfacher, da es nicht um Noten, sondern um Verständigung gehe. Sie meint: "Die menschliche Begegnung räumt viel aus dem Weg. Etliche Vorurteile entstehen erst gar nicht." Schulleiter Steinmetz gewinnt der Partnerschaft weitere Vorteile ab. Er sagt: "Die Begegnungen auf persönlichen Ebenen haben dazu beigetragen, das geschichtlich angeschlagene Verhältnis dieser zwei Nachbarländer zu verbessern."

Im Laufe der 25 Jahre haben über 1000 Jugendliche von der deutsch-französischen Schulpartnerschaft profitiert. Die zuerst angelegte Kooperation mit dem Lycée Camille Claudel wurde auf das Collège Roger Semet erweitert. Bauer erklärt: "Das Lycée ist nicht gleich unserem Gymnasium, weil es nur von Oberstufenschülern besucht wird. Das Collège besuchen auch jüngere Schüler." Da die Begeisterung für Sprache in jüngeren Jahrgängen größer ist, sei die Erweiterung sehr wichtig gewesen.

Gründer der Schulpartnerschaft sind die ehemaligen Lehrer Udo Meyer und Roland Desmonnet. Der Schüleraustausch macht nicht am Schultor Halt. Bauer: "Immer wieder werden die Freundschaften auf die Familien ausgeweitet. Es folgen gemeinsame Urlaube oder gegenseitige Besuche."

Hermann-Josef Wirp, Städtepartnerschaftsbeauftragter im Rathaus, ergänzt: "Außerdem kommen immer wieder junge Franzosen zu Betriebspraktika. Momentan sind es drei." Wirp meint, dass die Partnerschaft "nicht wie ein Aktenvorgang zu behandeln ist und stark vom Engagement der Einzelnen abhängt". Er trifft damit genau ein aktuelles Problem der Schulpartnerschaft. Bauer bedauert, dass auf französischer Seite viel weniger Schüler Deutsch als Fremdsprache wählen als beim SMG. Digoin habe als Keramik-Region starke Wurzeln nach Spanien, Portugal und Italien.

Lieber die Sprache der Vorfahren lernen

Deshalb wählten die Kinder häufig die ursprüngliche Sprache ihrer Vorfahren. Leider würden an den Partnerschulen ständig die Ansprechpartner wechseln, was die praktische Umsetzung der Partnerschaft sehr schwierig gestalte.

Schulleiter Steinmetz prognostiziert: "Es wird sich eine Lösung für die Fortführung finden." Doch zuerst wird gefeiert. Die Schule hat eine Fotoausstellung erarbeitet, die mit zweisprachigen Dokumentationen vom 7. bis 22. Oktober im Rathaus zu sehen ist. Außerdem wird die "Feldstraße" zwischen Gymnasialstraße und Albertinumweg in "Digoinstraße" umbenannt. Das SMG hat ab dem 6. Oktober die neue Anschrift Digoinstraße 1.

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