Kontrolle via Hubschrauber

Die Sicherheit der Stromversorgung im Landkreis Vulkaneifel ist gut. Mit einem Hubschrauber kontrollierte RWE in den vergangenen zwei Wochen 550 Kilometer Mittelspannungsfreileitungen und 3750 Masten. Bei einem Kontrollflug war der TV mit dabei.

 Vom Cockpit des Hubschraubers aus werden die 550 Kilometer Freileitungen der Vulkaneifel genau in Augenschein genommen. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Vom Cockpit des Hubschraubers aus werden die 550 Kilometer Freileitungen der Vulkaneifel genau in Augenschein genommen. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Daun/Gerolstein. (vog) Morgens um 7.45 Uhr klingelt mein Handy. Thorsten Mayer, RWE-Projektleiter, erklärt, dass der Abflug wegen Nebels auf 11 Uhr verschoben werden muss. Auf der "Senheld", dem Segelflughafen an den Dauner Maaren, gehe ich an Bord. Voller Vorfreude. Ohne mulmiges Gefühl. Ich klettere neben Mayer auf die Rückbank. Neben Pilot Rolf Berge sitzt Horst Lehnen, RWE-Mitarbeiter mit hervorragenden Ortskenntnissen. Die starke Herbstsonne hat mittlerweile Oberhand. Herrlich buntgefärbte Vulkaneifel-Landschaft unter uns, heben wir sanft in Richtung Trittscheid ab. Mayer hat ein spezielles Gerät in der Hand, mit dem digital, via genaue GPS-Daten, alle Masten räumlich exakt festgehalten und definierte Schäden zugeordnet werden. Mayer und Lehnen sprechen in Fachchinesisch miteinander. Zur Erklärung kriege ich eine Liste. "A" steht für Holzmast, "B" für Betonmast, "HR" für Holzmast Risse oder "NM" für Nest im Mast. Die Männer haben keinen Blick für die Landschaft. Konzentriert schauen sie 550 Kilometer die Mittelspannungsfreileitungen entlang. Von Mast zu Mast. 3950 Mal. Hinter Trittscheid registrieren die Beiden mit Kennerblick einen schwarzen Fleck auf einer Isolierkappe. Da ich nichts erkannt habe, fliegt der Hubschrauber noch mal ein Stückchen zurück. Tatsächlich: Auf der braunen Kappe ist etwas zu sehen. Ähnelt einem Brandfleck, meine ich. Mayer nickt und erklärt: "Da ist der Blitz eingeschlagen und hat sich über den Masten den Weg in die Erde gesucht." Die beschädigte Isolierung ist noch keine Gefahr für die Stromversorgung, da dieser Bereich doppelt abgesichert ist. Dennoch wird die Isolierung zeitnah ausgetauscht. "Alle Mängel werden in den nächsten Wochen behoben. Werden Stromabschaltungen nötig, merken die Bürger meist nichts davon, weil Ringleitungen geschaltet werden können", sagt Mayer. Während der Erklärung hat Mayer immer die Freileitung im Blick. Wir erhaschen eine traumhafte Sicht auf Udler. Hinter dem Dorf Richtung Gillenfeld ist die Außenhülle der Leitung auf etwa 30 Zentimeter zerfetzt. "Das kommt öfters vor, wenn Hochsitze in der Nähe sind. Da hat wohl eine Kugel die Leitung getroffen", vermutet Mayer. Lehnen meint: "Hier geht die Reparatur gut vom Steiger aus." Alles wird im digitalen Gerät festgehalten. Spechte machen sich an den Masten zu schaffen

 Thorsten Mayer, RWE-Projektleiter, hält beim Kontrollflug in einem Spezialgerät alle Koordinaten und Mängel fest. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Thorsten Mayer, RWE-Projektleiter, hält beim Kontrollflug in einem Spezialgerät alle Koordinaten und Mängel fest. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

 30 000 Euro kostet RWE der Kontrollflug über die Vulkaneifel, um 550 Kilometer Mittelspannungsfreileitung und 3950 Masten im Fünf-Jahres-Rhythmus zu kontrollieren. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

30 000 Euro kostet RWE der Kontrollflug über die Vulkaneifel, um 550 Kilometer Mittelspannungsfreileitung und 3950 Masten im Fünf-Jahres-Rhythmus zu kontrollieren. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

In der Ortsmitte von Gillenfeld wird auch für mich als Laien klar, dass am Verteilermast in der Nähe der Tankstelle gearbeitet werden muss. Bäume und Sträucher sind zu nah dran. Der Sicherheitsabstand muss drei Meter betragen. Gleiches gilt für Leitungen am Strohner Sportplatz. Auf dem Rückflug kontrollieren wir die Leitungen am Pulvermaar. Hier sind an drei Holzmasten Löcher und Spalten zu sehen. Auf meinen irritierten Blick antwortet Mayer: "Das kommt vom Specht, der hier wohl sein Revier hat." Lehnen weiß, dass erst vor kurzem wegen eklatanter "Specht-Schäden" die Masten erneuert wurden. An die nächsten neuen Masten werden Specht-Attrappen zur Abwehr angebracht. An einem anderen Mast hat sich am Querträger von unten eine Schraube gelöst. Nur für Kenner sichtbar. Ich muss dafür durch den Kamerazoom gucken. Ich erfahre, dass durch starken Wind Vibrationen ausgelöst werden, die dafür verantwortlich sind.Nach 90 Minuten steige ich mit einem guten Gefühl aus. Nicht nur, weil Pilot Berge mich sanft über die herbstliche Vulkaneifel getragen hat, sondern weil ich um den guten Zustand der Freileitungen weiß. Die gewissenhafte Kontrolle hat überzeugt. Alle fünf Jahre werden die Leitungen vom Hubschrauber (Kosten im Vulkaneifelkreis 30 000 Euro) und alle zwei Jahre vom Boden aus kontrolliert. Ein bewährtes System. Doch Leitungsprofi Mayer relativiert: "Wir tun alles für sichere und leistungsstarke Leitungen, aber trotzdem kann immer noch was Unvorhergesehenes passieren."

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