Krippe inmitten des Krieges

Keine Krippe wie üblich: Der Gerolsteiner Krankenhauspfarrer Paul-Werner Monzel stellt Soldaten-Modelle und eine Panzerattrappe neben das Jesuskind - und wird auch in seiner Predigt zum Nachdenken über den Krieg in Afghanistan anregen. Es ist nicht seine erste außergewöhnliche Ausstellung zur Weihnachtszeit.

 Gerolsteins Krankenhauspfarrer Paul-Werner Monzel mit Panzerattrappe, Jesuskind und seiner ganz speziellen Deutung der Weihnachtsgeschichte. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolsteins Krankenhauspfarrer Paul-Werner Monzel mit Panzerattrappe, Jesuskind und seiner ganz speziellen Deutung der Weihnachtsgeschichte. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. "Ich warne die Leute vor: Wer das, was ich zeige, nicht ertragen kann, soll besser wegbleiben. Das tun auch einige, aber dafür kommen andere, weil sie sich interessieren und neugierig sind."

Doch es wird vermutlich sein wie immer: Zur Christmette wird die Krankenhaus-Kapelle in Gerolstein wieder zum Bersten voll sein.

Paul-Werner Monzel, seit fast zwölf Jahren Krankenhauspfarrer in Gerolstein, geht seit jeher seinen eigenen Weg, um den Leuten das Christentum näherzubringen. "Man braucht nicht jeden Tag den Rosenkranz zu beten, aber man sollte Mitmenschlichkeit an den Tag legen", sagt er.

Im Mittelpunkt seiner Überlegungen zur Weihnachtszeit und im Kern seiner diesjährigen Weihnachtspredigt stehen die Fragen: "Wie können wir das Evangelium in die heutige Zeit übertragen?" sowie "Wo wandert der Stern heute hin, wo würde Jesus heute geboren werden?" Monzels spontane Antwort: "Das könnte sehr gut in Afghanistan sein, schließlich spricht unsere Bundesregierung erstmals von Krieg und gefallenen Soldaten."

Und er ist sich sehr wohl bewusst, dass er mit solch einer Themensetzung in Gerolstein auf besonders offene Ohren treffen dürfte, denn die Gerolsteiner Fernmelder waren einige der ersten Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. Und Angehörige, Freunde, Bekannte von ihnen sind nicht selten unter den Patienten des Krankenhauses, ebenso wie Menschen, "die Leute im Zweiten Weltkrieg verloren haben".

"Das Thema ist nah bei uns, und viele fragen sich gerade in diesem Zusammenhang: Wo ist der Friede, den das Jesuskind vor 2009 Jahren verkündet hat?" sagt der Pfarrer. Ob er damit nicht auch Politik betreibe? "Was heißt hier Politik? Klar mische ich mich ein. In meinem kleinen Rahmen." Sagt er und bekennt zudem: "Stille Nacht hören und sich berieseln lassen, das ist nicht meine Weihnacht." Und wer Monzel kennt, weiß, dass er diesen Grundsatz auch lebt.

So lädt er, gebürtiger und durch und durch bekennender Saarländer, seit mehr als zehn Jahren Eltern zu sich nach Gerolstein ein, deren Kind an Krebs gestorben ist. Kennengelernt hat er diese Menschen durch seine jahrelange Arbeit in der Villa Kunterbunt der Kinderkrebsklinik in Homburg. Dort, wo auch sein Patenkind Michael gestorben ist.

"Viele der Eltern gehen an Weihnachten an das Grab ihrer Kinder, dann wieder nach Hause und lassen die Rollläden runter. Doch das kann es ja wohl nicht sein!" sagt Monzel bestürzt und kämpferisch zugleich.

Und gibt sich anschließend mit einem Schmunzeln auf den Lippen auch ganz pragmatisch: "Ich bin alleine, die Eltern sind es auch, und so bekomme ich auch immer wieder was Leckeres zu Essen, denn zum Kochen habe ich an Weihnachten beileibe keine Zeit", sagt der Pfarrer. Und freut sich schon jetzt auf ebenso besinnliche, nachdenkliche, aber auch aufmunternde und fröhliche Stunden mit seinen Patienten und Freunden.

Die Krippe ist bis zum 6. Januar in der Krankenhauskapelle zu sehen.

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