Kunden dürfen in Gerolstein ab Januar länger frei parken

Gerolstein · Der Stadtrat von Gerolstein hat eine neue Gebührenregelung fürs Parken in der Innenstadt beschlossen. Eine Gruppe profitiert besonders davon.

Der lange Atem hat sich ausgezahlt: Gut ein Jahr nachdem die Grünen eine Änderung der Parkgebühren in Gerolsteins Innenstadt angeregt haben, ist der Stadtrat dem Ansinnen nun nachgekommen und hat eine neue Gebührenregelung verabschiedet. Sie greift ab 1. Januar 2018, ist zunächst auf ein Jahr Probezeit angelegt und wartet besonders mit zwei Neuerungen auf: Erstens werden die Fahrer von Elektroautos generell bevorzugt und dürfen auf allen innerstädtischen Parkplätzen bis zur jeweiligen Höchstparkdauer kostenfrei ihr Auto abstellen.
Zweitens wird die Zeit für das kostenfreie Parken generell angehoben - von bisher einer halben auf künftig eine Stunde.

Damit sollen mehr Kunden dazu bewogen werden, in Gerolstein einzukaufen.
Genau das war eines der zentralen Ansinnen der Grünen, das Fraktionssprecher Tim Steen nochmals betonte: "Es war und ist das Ziel, mehr Leute nach Gerolstein zu locken."

Dennoch ging ihm die Gebührenänderung nicht weit genug, denn die Grünen forderten zwei Stunden freies Parken.
Das wiederum ging den anderen Fraktionen zu weit. Sie wiesen den entsprechenden Antrag mit großer Mehrheit zurück.

Auch, weil die Parkeinnahmen nicht zu sehr durch die neue Regelung reduziert werden sollten. Schließlich wird mit dem Geld der kommunale Entschuldungsfonds gespeist, mit dessen Hilfe die Stadt von ihrem Schuldenberg herunterkommen will. Bis zu 60 000 Euro nimmt die Stadt Gerolstein jährlich durch die Parkgebühren ein (siehe Extra).

Der Einwand von Steens Fraktionskollege Horst Lodde, dass sich Gerolstein mit zwei Stunden freiem Parken gegenüber den Nachbarstädten Daun und Prüm ein Alleinstellungsmerkmal verschaffe, verhallte ungehört.
Ordnungsamtsleiter Bernd Schmitz, der die neue Parkregelung nach dem Grünen-Vorschlag ausgearbeitet hatte, sagte: "Die Neuregelung basiert weitgehend auf dem Vorschlag der Grünen, wurde mit dem Gewerbeverein, den Fraktionsvorsitzenden, den Beigeordneten und dem Stadtbürgermeister abgesprochen und letztlich auch vom Haupt- und Finanzausschuss befürwortet."

Steen begrüßte zwar, dass nun einige Neuerung kämen und vor allem die Fahrer von E-Autos unterstützt würden, die abgelehnte Zwei-Stunden-Regelung jedoch ärgerte ihn. Er sagte: "Wir haben mit den vielen innenstadtnahen Parkplätzen ein großes Pfund. Das nutzen wir aber nicht."

Weiterhin wurde beschlossen, dass die Parkhöchstdauer von bisher zwei auf künftig drei Stunden angehoben wird. Ausnahme bilden der Parkplatz an der KSK, wo es bei zwei Stunden bleiben wird sowie die beiden Kyll-Parkplätze.
Der beim LBM bleibt kostenfrei, um vor allem Bahnpendler zu unterstützen. Das Parken auf dem Platz an der Hochbrücke kostet weiterhin einen Euro am Tag oder fünf Euro in der Woche. Er ist besonders bei Wanderern und Radfahrern beliebt. Meinung: Innovativ und kundenfreundlich
Gerolstein ist und bleibt die Stadt in der Eifel mit dem besten innerstädtischen Parkplatzangebot. Die neuen Parkregeln samt Gebühren sorgen dafür, dass das Angebot noch kundenfreundlicher wird. Eine Stunde freies Parken - und damit doppelt solange wie bisher - sind ein gutes Angebot. Das reicht allemal, um kleinere Besorgungen zu machen, sich ein paar Schuhe, eine Hose oder ein Hemd zu kaufen. Und wer länger bleiben möchte und keinen der weiterhin vorhanden kostenfreien Plätze an der Kyll oder in der Hauptstraße (wo nur eine Parkscheibe auszulegen ist) ergattert hat: 80 Cent für die erste Stunde kostenpflichtiges Parken und jeweils einen Euro für jede weitere Stunde sind ebenfalls sehr moderat. Die Grünen haben mit ihrem Vorstoß, dem sich die andern Fraktionen angeschlossen haben, dem Gerolsteiner Einzelhandel und der gesamten Stadt einen guten Dienst erwiesen. Und mit dem komplett freien Parken für E-Autos gehen sie zudem einen innovativen Weg. Ihre Kritik, dass ihre Maximalforderung von zwei Stunden freiem Parken nicht erfüllt wurde, ist daher überzogen. m.huebner@volksfreund.deExtra: PARKEINNAHMEN UND -PLÄTZE IN GEROLSTEIN

Angebot: In der Innenstadt von Gerolstein - von der St. Anna-Kirche über Haupt- und Raderstraße sowie entlang der B 410 bis zum Anfang des Kasselburger Wegs - gibt es fast 500 Parkplätze. Auf mehr als 100 davon kann man frei parken, in Haupt- und Raderstraße muss lediglich eine Parkscheibe ausgelegt werden. Einnahmen: So viel hat die Stadt Gerolstein in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich pro Jahr an Parkgebühren eingenommen: Kyll-Parkplatz 1 (an der Hochbrücke): 16 000 bis 18 000 Euro. Kyll-Parkplatz II (beim LBM): 0 Euro (frei; vor allem Bahnpendler). B 410-Parkplatz I (Roden): 10 000 Euro. B 410-Parkplatz II (Hutter): 16 000 bis 18 000 Euro. Parkplatz an der KSK: 9000 Euro Altstadtparkplatz: 4000 Euro Ausgaben: Dem gegenüber stehen Ausgaben für die Erneuerung von Parkautomaten. Stückpreis laut Ordnungsamt: 5000 Euro. Leiter Bernd Schmitz sagt: "Den letzten Automaten haben wir vor vier Jahren angeschafft, alle anderen sind etwa zehn Jahre alt und müssen demnächst nach und nach erneuert werden."

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