Kyllpark wird erst 2016 zur Baustelle

Gerolstein · Startschuss nach selbst verordneter Zwangspause: Bei drei Gegenstimmen der Grünen und einer Enthaltung von Volker Simon (CDU) hat der Gerolsteiner Stadtrat die Auftragsvergabe für den ersten Abschnitt des Kyllumbaus beschlossen. Die im Haushalt fehlenden 250 000 Euro hat das Gremium durch mehrheitliche Verabschiedung eines Nachtragsetats bereitgestellt.

Kyllpark wird erst 2016 zur Baustelle
Foto: (e_gero )

Gerolstein. Die ablehnende Haltung der Grünen zum Projekt Stadt im Fluss, dem millionenschweren Umbau der Kyll in Gerolstein, war zu erahnen. Die Aussagen von CDU-Mann Volker Simon sowie seine Enthaltung bei der Abstimmung zur Auftragsvergabe hingegen überraschten. Er sagte: "Der Umbau des Kyllwehrs an der Pfeilsmühle, für den das gleiche Planungsbüro und die gleiche Baufirma verantwortlich waren, die nun auch beim ersten Abschnitt des Kyllumbaus zum Zuge kommen, hat mich entsetzt. Die schöne Planung und die Realisierung klaffen weit auseinander, zudem hatten wir mit hohen Mehrkosten zu kämpfen. Daher habe ich so meine Bedenken. Mit meiner Enthaltung möchte ich ein Signal setzen, dass wir künftig größere Sorgfalt walten lassen." Diese Bedenken teilten nicht nur die drei Grünen, die wegen der schlechten Erfahrungen beim Umbau des Wehrs sowie der schon vor Baubeginn klaren Kostensteigerung beim ersten Abschnitt des Kyllumbaus gegen die Auftragsvergabe an die Firma Balter aus Losheim zum Angebotspreis von 990 000 Euro waren. Weitere Stadtratsmitglieder zeigten sich besorgt, stimmten aber dennoch allesamt für die Vergabe. So CDU-Kollege Werner Schwinn, der sagte: "Ich stimme dem zu: Alles, was mein Kollege sagt, stimmt."Kritik an Planung

Auch Heinz Weber (FWG) meinte: "Volker Simon hat total Recht. Ein paar Stellen müssen diesmal deutlich mehr liefern, als sie geliefert haben." Er ließ aber offen, wen er damit genau meinte. CDU-Fraktionschef Helmuth Hauth wurde da schon ein wenig konkreter. Er sagte: "Die Planung war oberflächlich und unvollkommen. Wir müssen das künftig besser kontrollieren", nahm er sowohl das beauftragte Planungsbüro als auch die Verwaltung und den Stadtrat selbst in die Pflicht. Er betonte aber auch: "Wir werden das Projekt auf keinen Fall infrage stellen." Besonders FWG-Fraktionssprecher Weber brach erneut eine Lanze für das Vorhaben und bezeichnete es als "das wichtigste Projekt für Gerolstein in den kommenden Jahren". Er begründete das so: "Wenn es richtig gemacht wird, bekommen wir mehr als zwei Kilometer erlebbare Flusslandschaft mitten in der Stadt. Quasi ein Englischer Garten in klein. Der könnte jedes Wochenende Hunderte Besucher nach Gerolstein locken." SPD-Fraktionssprecher Uwe Schneider schlug in die gleiche Kerbe, indem er sagte: "Außer den Grünen wollen wir alle das Projekt, da wir darin eine einmalige Chance für Gerolstein sehen." Hinsichtlich der Kostensteigerung bereits beim ersten Bauabschnitt, der noch vor Baustart eine Nachfinanzierung durch einen Nachtragshaushalt nötig machte, empfahl er einen Blick aufs Gesamtprojekt. "Wir haben drei Bauabschnitte und für die sollten wir die Grenze bei drei Millionen Euro setzen." Auch Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU), der nach eigenem Bekunden "für das ständige Hickhack kein Verständnis" mehr hat, nahm das Gesamtvorhaben in den Blick: "Das Projekt besteht aus drei Teilen, und für die wollen wir die Grenze von drei Millionen Euro nicht überschreiten." Die drei Grünen-Stadtratsmitglieder stimmten gegen die Auftragsvergabe. Horst Lodde (Grüne) begründete nochmals: "Wir haben beschlossen, dass wir für den ersten Bauabschnitt die Grenze von einer Million Euro nicht überschreiten wollen. Und jetzt will sich niemand mehr daran halten."Zuvor waren sie mit ihrem Antrag gescheitert, die erfolgte Ausschreibung aus Gründen der "Unwirtschaftlichkeit" aufzuheben.Mitte Oktober hatte der Stadtrat einstimmig die Auftragsvergabe vertagt - um Luft zu holen und das Vorgehen nochmals zu überprüfen. Kurz zuvor hatte Verbandsbürgermeister Matthias Pauly den Beschluss des Bauausschusses zur Auftragsvergabe ausgesetzt, weil im Haushalt nicht genügend Geld eingestellt war. Bereits drei Wochen zuvor war Landesumweltministerin Ulrike Höfken (Grüne) mit einem dicken Scheck über 881000 Euro für den ersten Bauabschnitt in die Brunnenstadt gekommen und hatte mit kommunalen Vertretern den symbolischen Spatenstich für das Projekt getätigt. Start für den Umbau der Kyll im Bereich des Rathauses soll - Stand heute - im Frühjahr 2016 sein, mutmaßlich nicht vor Ostern. Meinung

Aus Fehlern lernenDas Projekt Stadt im Fluss, ob ökologisch bahnbrechend oder nicht, bietet die Möglichkeit, mit sehr viel Landeszuschuss Gerolsteins Zentrum optisch erheblich aufzuwerten. Ob es in der Tat Hunderte Besucher jedes Wochenende nach Gerolstein zu locken vermag, wie einige bereits träumen, ist derzeit noch nicht vorstellbar. Da darf man auf die Planungen gespannt sein, wie aus einem begradigten Flussbett hinter unschönen Parkplätzen, einer Behörde und einem brachliegenden Firmenareal so etwas wie ein Englischer Garten in klein werden soll. Auf jeden Fall sollten schon früh die Ideen der Gerolsteiner eingefordert und eingebunden werden. Das ist das Eine. Das Andere ist, aus den bisherigen Fehlern (beim Umbau des Kyllwehrs an der Pfeilsmühle und den Planungen zum ersten Abschnitt des Kyllumbaus) zu lernen. Der Stadtrat muss sich fragen, wie er als demokratisch legitimiertes Entscheidungs- und Kontrollgremium besser als bisher hinbekommt, dass die Planungen und Kostenschätzungen gut sind sowie detailliert und zeitnah vorliegen und dass auch die Umsetzung überzeugt. Denn das ist die Grundlage dafür, dass der Kyllumbau durch ein strahlendes Ergebnis und nicht durch eine Kostenexplosion fernab der gesetzten drei Millionen Euro Schlagzeilen machen wird. m.huebner@volksfreund.deExtra

Für das Projekt "Stadt im Fluss" waren für den ersten Bauabschnitt bislang im 2015er-Haushalt der Stadt Gerolstein eine Million Euro veranschlagt. Für den ersten Teilbereich gibt es aber bereits einen Finanzbedarf von 1,25 Millionen Euro. Daher wurde im Nachtragshaushalt der Ansatz um 250 000 Euro erhöht. Gleichzeitig wird die Zuweisung des Landes mit 1,125 Millionen Euro (bisher 881 000 Euro) veranschlagt. Der Eigenanteil der Stadt für den ersten Bauabschnitt erhöht sich damit um 25 000 Euro auf 125 000 Euro. Insgesamt soll das dreiteilige Vorhaben maximal drei Millionen Euro kosten. mh

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