Meisterhaftes zum Mozartjahr

GEROLSTEIN. Ein hervorragend aufeinander eingespieltes und ausgezeichnet spielendes Orchester unter einem engagierten Dirigenten: Das Gastspiel der schlesischen Kammerphilharmonie Kattowitz in der St. Anna-Kirche war ein wunderbares Konzerterlebnis.

Die Herren im Frack, die Damen im schwarzen Hosenanzug: 20 Mitglieder der schlesischen Kammerphilharmonie Kattowitz nehmen - zwischen Gastspielen in Braunschweig und Frankfurt - auf der Altarinsel in St. Anna ihre Plätze ein und beginnen zu spielen. Die Zuhörer - bedauerlicherweise sind es nur etwas mehr als 100 - merken auf. Hier wird ernsthafte Musik mit Freude und Gefühl gespielt. Joseph Haydns Sinfonie e-moll Nummer 44 ("Trauer-Sinfonie") erklingt; doch ihren Trauer-Aspekt kann man allenfalls anekdotisch ableiten, soll Haydn sich das Adagio angeblich als Abschiedsmusik zu seiner Trauerfeier gewünscht haben. Trotz und Düsterkeit sind das Motto, das das Orchester in der Anfangsgeste eher lapidar und im Finale beinahe schroff spielt. In die Programmmitte haben sie Mozart gestellt mit der A-Dur-Sinfonie Nummer 29. Die Orchesterstimmen sprechen die vier fein aufeinander abgestimmten und sich ergänzenden Sätze variantenreich: gedämpft und verspielt, verhalten und hell, keck und fantasievoll. Schließlich kommt diese liebenswürdig-unbeschwerte Serenade für Streicher von Peter Iljitsch Tschaikowski (Opus 48) zur Aufführung - mit seiner langsamen Einleitung und dem Walzer über die Elegie bis zum temperamentvollen Volkstanz im Finale. "Am liebsten würde ich das komplette Orchester hier behalten und engagieren", bringt Wolfgang Merkes im TV-Gespräch seine Begeisterung auf den Punkt. Der Dekanatskantor aus Gerolstein leitet auch ein Sinfonie-Orchester; nun schwärmt er von der leichten und luftigen Spielweise und der wunderbaren Harmonie. "So einen rasanten Kontrabass habe ich noch nie gesehen", sagt er. Auch Hans-Josef Oehms aus Gerolstein ist überaus angetan: "Das war richtig großes Orchester. Besonders beeindruckt haben mich die Spielfreude der Musiker, die gefühlvolle Interpretation und das Engagement des Dirigenten."Am hohen Niveau wird nicht gerüttelt

Präsentiert wurde das "Konzert zum Mozartjahr 2006" von der Touristik- und Wirtschaftsförderung (TW) Gerolsteiner Land. Mit dem Blick auf die vielen nicht verkauften Karten meint Geschäftsführer Hans-Peter Böffgen: "Der Termin stand schon lange fest, und nun stellte sich heraus, dass innerhalb von zwei Wochen fünf Konzerte in Gerolstein und Umgebung gegeben werden." An dem hohen Niveau des einmal im Jahr stattfindenden Konzerts soll auch in Zukunft festgehalten werden, sagt Böffgen. Nachzudenken sei aber über eine Zusammenarbeit mit der Volkshochschule und deren Konzertangeboten in der Erlöserkirche.

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