Mit über 80 in die Offensive

Existenzängste: Der Seniorenbeirat für das Gerolsteiner Land beklagt einen alters- und krankheitsbedingten Mitgliederschwund und die schwache Resonanz auf seine Veranstaltungen. Mit einer Offensive will er nun ältere Mitbürger zur Mitarbeit oder einem Besuch bei den Treffen bewegen.

 Karl Juntermanns (links) und Karl-Heinz Knobloch vom Seniorenbeirat. TV-Foto: Mario Hübner

Karl Juntermanns (links) und Karl-Heinz Knobloch vom Seniorenbeirat. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. Karl-Heinz Knobloch (82), Vorsitzender des Seniorenbeirats fürs Gerolsteiner Land, sagt: "Ich weiß auch nicht, weshalb keiner kommt. Wir können doch keinen mit dem Lasso fangen." Unlängst habe er einen Bekannten dazu bewegen wollen, mal zum Treffen in der Raderstube zu kommen. Die Antwort des 80-Jährigen: "Ich bin doch kein Senior."

Etwas realistischer sehen hingegen Knobloch und sein Vorstandskollege Karl Juntermanns, ebenfalls 82, die Lage. Sie sagen: "Wir brauchen neue Leute!" Das eigene Alter, Pflegeaufgaben zu Hause und die abnehmende Mitgliederzahl führen dazu, dass die Arbeit einzuschlafen droht.

Bestes Beispiel: Bei der jüngsten Vorstandswahl waren anwesend: die Vorstandsmitglieder mit Gattin, der Stadtbürgermeister samt Sekretärin und die eingeladene Referentin. Knoblochs prompter Kommentar: "Wir machen weiter." Anfang 2010 aber müssten definitiv neue Leute an Bord sein. "So ein fitter 70-Jähriger ist doch was anderes als wir", sagt Juntermanns mit einem Lächeln.

Dennoch meint es das Vorstandsduo ernst. Es erachtet es als überaus wichtig, dass die Senioren im Gerolsteiner Land auch Gehör finden bei den politisch Verantwortlichen.

Denn das ist die zentrale Aufgabe des Beirats: Vermittler zu sein zwischen den Belangen der älteren Mitbürger und der Verwaltung oder Gemeindespitze. Dem Stadtbürgermeister und dessen Vorgänger stellt Knobloch zwar ein gutes Zeugnis aus, er sagt aber auch: "Es ist eine Einbahnstraße. Wenn politische Entscheidungen anstehen, kommt mal keiner auf uns zu und fragt: Was sagen die Senioren dazu?" Knobloch & Co wollen nun eine neue Offensive starten: "Wir setzen uns im neuen Jahr zusammen und überlegen, was wir auf die Beine stellen können. Wer eine gute Idee hat, was die Senioren in unserer Heimat interessieren könnte, kann sich gerne bei uns melden."

Der Seniorenbeirat für das Gerolsteiner Land kümmert sich um die Belange der älteren Mitbürger ab 60 Jahren und vermittelt auf Wunsch zwischen den Senioren und dem Rathaus beziehungsweise der Gemeindespitze. Er veranstaltet regelmäßig Vorträge zu überwiegend seniorenrelevanten Themen und lädt jeden zweiten Montag im Monat (ab 14 Uhr) zum gemeinsamen Treff in die Raderstube ein.

Meinung

Jeder Senior ist angesprochen

Es ist kein leichtes Unterfangen, das sich Knobloch & Co auf die Fahne geschrieben haben. Denn die Hürde, sich am gesellschaftlichen Leben oder gar in einer Gruppe zu beteiligen, ist bei vielen Senioren besonders hoch. Doch die Arbeit lohnt sich, wie allein der vom Seniorenbeirat initiierte Schneeräumdienst für ältere Mitbürger zeigt. Und es wird in Zukunft noch mehr seniorenrelevante Themen geben, mit denen sich die Gesellschaft/die Kommune befassen muss. Da ist es nicht nur gut, sondern enorm wichtig, wenn es einen Vermittler wie den Seniorenbeirat gibt. Jeder über 60 im Gerolsteiner Land sollte also nachdenken, ob er sich nicht einen Ruck geben und mal zum Treffen gehen sollte. m.huebner@volksfreund.deAnsprechpartner sind der Vorsitzende Karl-Heinz Knobloch, Telefon 06591/4608, oder Katrin Weber im Rathaus, Telefon 06591/13137.

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