Mit der Dampfwalze ins Leere

In weiten Teilen des Kreistags Bitburg-Prüm ist der Rückzieher der Dauner CDU begrüßt worden. Im Mittelpunkt steht die damit verbundene Akzeptanz des Bürgerwillens. Offen ist die Frage, ob nun wieder Gespräche mit der Sparkasse Trier aufgenommen werden sollen.

Bitburg-Prüm. Auch mit einigen Tagen Urlaub in Aussicht ist Roger Graef ungehalten. Zumindest, wenn es um die Sparkassen-Fusion mit Daun geht, vergisst der Bitburg-Prümer Landrat, dass seine Ferien bevorstehen. "Meine Fusion war das ohnehin nicht", bemerkt er kurz und knapp. Es wisse ja ohnehin jeder, dass ihm die Verschmelzung mit Trier am liebsten gewesen wäre. Ansonsten: "Kein Kommentar."

Heraus aus der Sache, ohne Schaden zu nehmen



Offenes Bedauern hingegen äußert Michael Horper, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. "Ich finde es schade. Schließlich sollte zusammengebracht werden,was zusammengehört", sagt er und verweist darauf, dass die Bürger des Vulkaneifelkreises mit dem Bürgerbegehren gleichwohl eine Entscheidung mit demokratischen Mitteln auf den Weg gebracht hätten. Mit diesen legitimen demokratischen Mitteln habe aber auch die CDU versucht, die Fusion zu erreichen. Deshalb gehe die Union aus der Sache heraus, "ohne Schaden zu nehmen".

Auch die FWG im Eifelkreis bedauert das Scheitern der Fusionsverhandlungen. Laut Fraktionschef Rudolf Rinnen gibt es "aus unserer Sicht eigentlich keinen Gewinner, sondern nur Verlierer." Die Konsequenz könne nur sein, den jetzt wieder gültigen Beschluss des Eifelkreis-Kreistags aus 2007 nicht weiter zu verfolgen. Der sehe bekanntlich für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen mit Daun eine erneute Kontaktaufnahme mit Trier vor. Rinnen: "Diesen Beschluss sollten wir im Kreistag in Bitburg schleunigst durch eine entsprechende Beschlussfassung ad acta legen."

Auch SPD-Fraktionschef Bernd Spindler sieht derzeit keinen Sinn, die Fusionsgespräche mit der Sparkasse Trier erneut aufzunehmen. "Die Sache ist mausetot", sagt er und begrüßt die Entscheidung des Dauner Kreistags. Gleichzeitig lobt Spindler das Engagement der Bürger im Vulkaneifelkreis sowie die Tatsache, dass sich die CDU bewegt habe und "endlich von ihrem hohen Ross runter" gekommen sei. Spindler: "Man wollte mit der Dampfwalze alles platt machen - gegen den Willen der Bürger."

FDP-Fraktionschefin Marie-Luise Niewodniczanska erinnerte am Dienstag an die aufgeheizte Atmosphäre im Vulkaneifelkreis. Das habe ihr kein gutes Gefühl gegeben. Deshalb sei sie auch froh gewesen, während der Abstimmung im Kreistag Bitburg-Prüm nicht dabei gewesen zu sein. Die Vorgehensweise der CDU mit Michael Billen an der Spitze nannte die Politikerin "undiplomatisch" und "unklug".

Auch Grünen-Fraktionschefin Rosemarie Biwer begrüßt den Rückzieher der Vulkaneifel-CDU. Die Fusion sei nicht von beiden Seiten gewollt gewesen. Zudem habe es am Bürgerwillen gefehlt. Rosi Biwer: "Eine richtige Entscheidung also."

Meinung

Von Manfred Reuter

Arroganz wird bestraft

Die ohnehin kläglichen Bemühungen zum Zusammenführen der beiden Eifel-Kreissparkassen sind also gescheitert und befinden sich dort, wo sie hingehören: im Mülleimer politischer Irrtümer, Eitelkeiten und Arroganz. Schon lange vor der ohnehin mit der Brechstange herbeigeführten und nun revidierten Entscheidung wussten alle (!), dass die Fusion zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn macht; und zwar nicht nur, weil sie politisch umstritten war und von den unterschiedlichen Unternehmens-Philosophien her keinen Sinn machte, sondern besonders, weil die Menschen sie nicht wollen. Diesen alles entscheidenden Punkt haben in erster Linie die Unionsfraktionen in kaum steigerbarer Überheblichkeit ignoriert und sich damit selbst den Todesstoß versetzt. Ob die Frontmänner und Strippenzieher der Partei der Christen aus dem Dilemma lernen, bleibt abzuwarten und bedarf der genauen Beobachtung. Allerdings ist eines jetzt schon sicher: Wenn nach dieser historischen Blamage keine Köpfe rollen, hat die CDU in der Eifel rein gar nichts verstanden und wird spätestens bei den Wahlen 2009 die nächste Klatsche bekommen. m.reuter@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort