Nahverkehr ist Kreis lieb und teuer

Daun · Leere Busse, steigende Betriebskosten und löchrige Kassen der öffentlichen Auftraggeber: Der öffentliche Personennahverkehr in ländlichen Gebieten wie der Vulkaneifel steht vor dem Kollaps. Landrat Heinz-Peter Thiel hat nun eine Planung vorgestellt, mit der der Kreis entgegensteuern und ein Angebot schaffen will, bei dem jeder Ort angebunden ist. Was es kosten wird und wie es finanziert werden soll, hat er nicht verraten.

 Außerhalb der Schülerfahrten herrscht oft Stillstand und gähnende Leere im ÖPNV. TV-Foto: Mario Hübner

Außerhalb der Schülerfahrten herrscht oft Stillstand und gähnende Leere im ÖPNV. TV-Foto: Mario Hübner

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Daun. Schon heute sind die meisten Busse außerhalb der Schulfahrten gähnend leer, der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in ländlichen Gebieten ist nur noch mit hohen Zuschüssen zu betreiben. Mit dem absehbaren Rückgang der Bevölkerung wird sich die Situation noch verschärfen. Denn: Wo weniger Bürger und Schüler, da auch noch weniger Fahrgäste. Dennoch hat der Kreis die Aufgabe, zum einen die Schülerbeförderung sicherzustellen, zum anderen ein Mobilitätsangebot für die Gesamtbevölkerung bereitzuhalten. Das fällt je nach Engagement und finanzieller Stärke der Kreise unterschiedlich aus, wie Stefan Pauly, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein Mosel, bei einer Infoveranstaltung in Daun-Boverath ausführte.Zu der kamen auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt in Vertretung des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (der wegen der Flüchtlingskrise nach Brüssel eilte) Staatssekretär Günter Kern, Landrat Heinz-Peter Thiel und 80 Kommunalpolitiker und Bürger.Pauly appellierte an die Verantwortlichen im Kreis: "Nehmen Sie Geld in die Hand, denn ohne das wird es nicht mehr gehen. Wenn der Landkreis dazu nicht bereit ist, wird es künftig an ÖPNV nicht viel mehr als Schülerverkehr geben." Doch gerade die vielen älteren Mitbürger sind zumeist auf Mitfahrgelegenheiten oder eben auf den Bus angewiesen, um zum Arzt oder in den Supermarkt zu kommen.Dass es klappen kann, verdeutlichte Pauly am Beispiel des Rhein-Lahn-Kreises. Dort sei der ÖPNV überplant, neu ausgeschrieben und komplett vergeben worden. Ende 2016 ist der Start, die Laufzeit beträgt zehn Jahre. Pauly machte Mut: "Dank Bündelausschreibung von lukrativen und weniger lukrativen Strecken werden wir es schaffen, selbst alle kleinen Dörfer im Zweistundentakt anzufahren." Auf den Nebenlinien teilweise per Anruf. Klar ist aber auch: Wo die Erlöse der Busunternehmer nicht reichen, springt der Kreis finanziell ein.Das ist im Landkreis Vulkaneifel heute schon der Fall, wie Landrat Heinz-Peter Thiel (parteilos) ausführte. Laut Thiel zahlt der Kreis pro Jahr 200 000 Euro für nicht auskömmliche Linien, also leere Busse. Tendenz steigend. Hinzu kommen 1,2 Millionen Euro für den Schülerverkehr.Thiel kündigte daher an: "In den nächsten drei bis fünf Jahren werden wir grundsätzliche Entscheidungen zum ÖPNV treffen müssen." Doch schon jetzt werden - bereits weitreichende - Überlegungen angestellt, wie die Mobilität der Bevölkerung in der Vulkaneifel fernab des Autos sichergestellt werden kann (siehe Zweittext). Meinung

Mobilität bleibt wichtige AufgabeMan darf sich nichts vormachen: Auch künftig wird das Auto das mit Abstand wichtigste Fortbewegungsmittel in der Vulkaneifel bleiben. Und dennoch: Ein ordentliches ÖPNV-Angebot wird in Zukunft noch wichtiger als heute sein, um eine ländliche Region wie die Vulkaneifel attraktiv zu halten. Denn je älter eine Bevölkerung wird (und sie wird älter werden), desto mehr Menschen werden auf Bus und Bahn sowie nachbarschaftliche Angebote angewiesen sein. Der Kreis wird also Geld in die Hand nehmen müssen, um ein ordentliches Angebot sicherzustellen. Aber auch jeder Einzelne ist gefragt: Wer morgen (also im Alter) Bus und Bahn in Heimatdorf oder -stadt zur Verfügung haben will, sollte heute schon viel öfter damit fahren. m.huebner@volksfreund.de

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