Neuer Elan in altem Gemäuer

Gerolstein-Lissingen · Der Eigentümer Horst-Günter Lipperson hat mit der Sanierung der Unterburg Lissingen begonnen. Er hat große Pläne.

 78 Jahre alt und voller Tatendrang: Horst-Günter Lipperson, Eigentümer der Unterburg Lissingen, steht vor der eingerüsteten Kulturscheune, die ein neues Dach bekommen hat. TV-Fotos: Helmut Gassen (3)

78 Jahre alt und voller Tatendrang: Horst-Günter Lipperson, Eigentümer der Unterburg Lissingen, steht vor der eingerüsteten Kulturscheune, die ein neues Dach bekommen hat. TV-Fotos: Helmut Gassen (3)

Foto: Helmut Gassen (HG) ("TV-Upload Gassen"

Gerolstein-Lissingen An und in der Unterburg Lissingen tut sich was. Nachdem der pensionierte Lehrer Horst-Günter Lipperson aus Linz am Rhein die Burg im Januar 2015 für 250 000 Euro ersteigert hatte und danach alle juristischen Formalitäten erledigt waren, machte sich Lipperson sofort daran, eine Bestandsanalyse zu erstellen. Die fiel erschreckend aus: Der Großteil der Gebäude - Herrenhaus, Kulturscheune, Zehntscheune, Ökonomiegebäude, Torgebäude und das ehemalige E-Werk - ist stark renovierungsbedürftig. Auf rund eine Million Euro schätzt Lipperson die Investitionen.Erneuert wurde 2016 schon das Stahltor zur Straße, auch die Kulturscheune wurde in Angriff genommen. "In der Kulturscheune wurden Sparren und das komplette Dach erneuert. Flicken hätte sich nicht gelohnt, deshalb wurde alles gemacht. Zudem wurde das daneben liegende Kutschendach auf einer Seite erneuert und bekam Dachfenster, damit Licht in die Räume kommt. Das hat insgesamt 125 000 Euro gekostet", berichtet der Burgherr. Viele Steine sind zudem am Mauerwerk der Kulturscheune ausgebrochen. Lipperson erneuert die Stellen eigenhändig.Der Burgherr will die Kulturscheune später für Veranstaltungen öffnen. Drei bis viermal pro Woche arbeitet der Burgherr an seinem Gemäuer. Währenddessen wohnt er in einer kleinen Kammer über der Burggaststätte. "Die Freude ist ungebrochen, trotz der vielen Schwierigkeiten. Ich arbeite zehn Stunden am Tag, und es macht mir nichts aus", sagt der 78-jährige. Deshalb ist er als passionierter Handwerker auch gern auf der Baustelle. Er mauert, macht Sanitär- und Elektroarbeiten und schaut nach dem Rechten. Nur manchmal gehe ihm alles etwas zu langsam, sagt er. Auch die Zehntscheune hat Lipperson bereits "im Visier", da er dort gerne eine Art Museum mit dem Motto "Leben vor Jahrhunderten" unterbringen würde. Zunächst müssen aber das Dach und viele Sparren erneuert werden. Sein nächstes Angriffsziel ist das Herrenhaus, wo jede Menge tragender Balken und Sparren gefault sind, weil es dort "über Jahrzehnte reingeregnet hat". Er trage sich auch mit dem Gedanken, das Dach ganz neu eindecken zu lassen. Das Ganze wird ein Riesending", sagt Lipperson, der sich über Hilfe freut. Und diese auch bekommt. "Ortsvorsteher Peter Leuwer hilft mir an allen Ecken und Enden", und auch der Denkmalschutzbeauftragte des Kreises, Markus Kowall, stehe ihm zur Seite. "Wir liegen auf der gleichen Linie, weil wir beide das Gleiche wollen: die alte Substanz erhalten." Nur von der Politik ist der umtriebige Burgherr bislang enttäuscht: "Ich erwarte mehr Engagement und spürbare Zuschüsse. Denn es geht ja um die Rettung deutschen Kulturgutes", sagt er.An einem Punkt aber kommt er nicht weiter: Er findet keinen Pächter für die Burggastronomie, obwohl es schon Anfragen gab. "Da ist viel Porzellan zerschlagen worden in der Vergangenheit. Hier muss jemand rein mit einer gut bürgerlichen Küche", sagt Lipperson. Welche Anziehungskraft die Burg ausstrahlt, zeigte der Weihnachtsmarkt im Dezember, wo allein am Sonntag 5500 Besucher kamen. Für dieses Jahr ist bereits das Frühlingsfest am 8. und 9. April geplant, ebenso mehrere Hochzeiten und Jubiläen in der Unterburg Lissingen.KommentarMeinung

 Nur noch zu erahnen ist der ehemalige Glanz des Herrenhauses: An vielen Stellen sind wegen des undichten Dachs die Decken und Wände feucht, teilweise sind die Böden eingestürzt.

Nur noch zu erahnen ist der ehemalige Glanz des Herrenhauses: An vielen Stellen sind wegen des undichten Dachs die Decken und Wände feucht, teilweise sind die Böden eingestürzt.

Foto: (e_gero )
 Nur noch zu erahnen ist der ehemalige Glanz des Herrenhauses: An vielen Stellen sind wegen des undichten Dachs die Decken und Wände feucht, teilweise sind die Böden eingestürzt.

Nur noch zu erahnen ist der ehemalige Glanz des Herrenhauses: An vielen Stellen sind wegen des undichten Dachs die Decken und Wände feucht, teilweise sind die Böden eingestürzt.

Foto: HELMUT_GASSEN (e_gero )

Es tut sich wieder wasGut zwei Jahre hat man nichts mehr gehört über die und aus der Unterburg Lissingen, die im Januar 2015 bei der Zwangsversteigerung den Eingentümer wechselte. Jetzt, nachdem die juristischen Nachwehen des Übergangs offenbar abgeklungen sind, ist erstmals wieder Positives aus der Burg zu vernehmen: Arbeitsgeräusche. Und das ist gut. Dem neuen Burgherrn ist zu wünschen, dass er die finanziellen Mittel und das Durchhaltevermögen aufbringt sowie die Unterstützung erhält, um das interessante Gemäuer auf Vordermann zu bringen, es zu öffnen und somit wieder zu beleben. m.huebner@volksfreund.de

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