Neustart nach 20 Jahren

Rund zwei Jahrzehnte hat sich die Doppelgemeinde Kalenborn-Scheuern keinem Vergleich mit anderen Orten mehr gestellt. In diesem Jahr nimmt sie erstmals wieder am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" teil. Der Grund: Etliche Projekte haben die Chancen deutlich verbessert.

 14 Jugendliche und acht Erwachsene nehmen noch bis heute am Computerkursus im Gemeindehaus Kalenborn-Scheuern teil. Den Kursus hat der örtliche Arbeitskreis „Bürger/Vereine/Kultur“ organisiert. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

14 Jugendliche und acht Erwachsene nehmen noch bis heute am Computerkursus im Gemeindehaus Kalenborn-Scheuern teil. Den Kursus hat der örtliche Arbeitskreis „Bürger/Vereine/Kultur“ organisiert. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Kalenborn-Scheuern. "Der Rat hat die Teilnahme beschlossen, weil wir jetzt mit besseren Bedingungen an den Start gehen", erklärt Ortsbürgermeister Toni Kuhl. In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe sich die Infrastruktur in den beiden Dörfern stark gewandelt. Etliche Bauprojekte wie Bürgerhaus, Jugendraum, Kindergarten und die Ausweisung von Baugebieten seien abgeschlossen.Bereits im vergangenen Jahr haben sich zwei Arbeitskreise gegründet (Bürger/Vereine/Kultur und Landschaft/Ökologie/Tourismus). "Sie sind recht rührig", meint Kuhl. Hermann Daude ist Leiter des Arbeitskreises (AK) Bürger/Vereine/Kultur. Seine neunköpfige Riege hat für die Osterferien einen Computerkurs für Teilnehmer von neun bis 99 Jahren organisiert. Seit Montag läuft der viertägige Kurs. Caroline Meis ist mit acht Jahren die jüngste und Marianne Spanck mit 70 Jahren die älteste Teilnehmerin.

Alle sind begeistert. Caroline erklärt: "Ich habe gelernt, wie man schnell einen Trojaner bekämpft." Ihr zehnjähriger Bruder Stefan kennt sich jetzt bestens mit der Defragmentierung und Christina Streicher (11) mit Dateienschutz aus. Tobias (13) und Lars (11) Mühlhoff haben "detailliert was über den Aufbau eines PCs erfahren". Ebenso wie die erwachsenen Teilnehmer sind sie froh, "dass so was im Dorf angeboten wird". Seniorin Spanck lobt: "Sonst muss für jeden Kurs gefahren werden. Jetzt geht's einfach per pedes, was ideal ist für ältere Bürger."

Neues bürgerschaftliches Miteinander

AK-Mitglied Monika Streicher freut sich über die Teilnahme am Wettbewerb. "Es gilt, das Dorf für alle Generationen lebenswerter zu machen", sagt sie. Für AK-Mitglied Birgit Leuschen, vierfache Mutter, sind Angebote für Kinder ebenso wichtig wie die Förderung des Miteinanders. Bereits seit Oktober bietet der AK monatlich einen Kindernachmittag ab dem Grundschulalter an. Bis zu 23 Kinder nehmen teil. Ein Erfolg. Ebenso der seit Januar angebotene Monats-Senioren-Treff mit durchschnittlich 30 Besuchern. AK-Mitglied Ilona Mühlhoff erzählt: "Es gibt immer wieder imponierende Momente. Beispielsweise als eine 98-Jährige aus dem Stegreif drei Gedichte rezitierte und so den schönen Nachmittag abrundete." Streicher berichtet von "vielen schönen Erlebnissen und großem Zuspruch" für die Arbeitskreise. Winfried Meiers (62), Leiter des AK Landschaft/Ökologie/Tourismus, wünscht sich "noch mehr Leute aus dem Dorf, die mitmachen". Viele dörfliche Veranstaltungen könnten noch besser angenommen werden.

Auch AK-Leiter Daude sieht noch Potenzial. "Auch mir ist erst in der Bürgerversammlung bewusst geworden, wie problematisch bestimmte Altersstrukturen für die Dorfgemeinschaft werden können. Mit Angeboten können wir deutliche Zeichen setzen, damit Neubürger sich bei uns ansiedeln."

ExtraHaushalt Kalenborn-Scheuern: War der 2007er Haushalt der Doppelgemeinde noch ausgeglichen, klafft im 2008er eine Lücke von 53 000 Euro. Der Fehlbedarf entstand hauptsächlich durch Abschreibungen nach der neuen Doppik-Buchführung sowie durch die Erhöhung der Verbandsgemeinde-Umlage. Die Kommunalaufsicht hat den 2008er-Haushalt genehmigt, mahnt aber an, alle Möglichkeiten zum Ausgleich auszuschöpfen. Dafür soll die Doppelgemeinde den Gewerbesteuersatz von 330 Prozent dem Landesdurchschnitt von 352 Prozent anpassen. Mit Blick auf örtliche Betriebe will der Ortsgemeinderat den Hebesatz jedoch "voraussichtlich nicht anheben". Beschlossen wurden Investitionen von rund 5000 Euro für mehrere Aktionen im Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft". (vog)

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