Noch da und trotzdem weg

KERPEN/NEUSS. Lange Zeit Gerüchte, nun Gewissheit: Die Burg Kerpen, die Jahrzehnte im Besitz des Kreises Neuss und einer der bedeutendsten touristischen Anziehungspunkte im Hillesheimer Land war, ist an einen Privatmann verkauft worden.

 Ob die Burg Kerpen künftig auch noch touristisch genutzt werden kann, ist nach dem kürzlich erfolgten Verkauf an einen niederländischen Investor noch ungewiss. TV-Foto: Felicitas Schulz

Ob die Burg Kerpen künftig auch noch touristisch genutzt werden kann, ist nach dem kürzlich erfolgten Verkauf an einen niederländischen Investor noch ungewiss. TV-Foto: Felicitas Schulz

Welche Flagge ab dem 1. Januar 2007 auf dem Bergfried wehen wird, ist noch ungewiss. Fest steht aber, dass es nicht mehr die des Rhein-Kreises Neuss sein wird, der seit 36 Jahren im Besitz des imposanten Gemäuers war und dort über Jahrzehnte ein Schullandheim eingerichtet hatte. Vor einigen Tagen wurde die Burg an einen Privatmann verkauft, der Verkauf per notariellem Vertrag besiegelt. Harald Vieten vom Presseamt des Kreises Neuss begründete auf TV-Anfrage die Transaktion: "Angesichts der allgemein vorhandenen schwierigen Finanzlage des Kreishaushalts und des jährlichen Zuschussbedarfs von rund 130 000 Euro ist die Entscheidung mit breiter Mehrheit getroffen worden." Zudem habe man schon länger an die Veräußerung gedacht. Kerpens Ortsbürgermeister Rudolf Raetz ist nicht gerade erfreut über die Neuigkeit. Er sagte: "Ganz nachvollziehen kann das der Gemeinderat nicht, denn die Bildungs- und Begegnungsstätte ist ganzjährig ausgelastet." Enttäuschung herrscht auch über die laut Raetz zwar versprochenen, aber dennoch fehlenden Informationen über den Käufer. Raetz: "Uns wurde nur mitgeteilt, dass ein Niederländer den Besitz erwarb." Die Burg als touristischer Anziehungspunkt hat jährlich etliche Gäste in das Dorf gelockt, und das Schullandheim hat ihre Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs in der Region eingekauft. Raetz sagt: "Davon haben viele profitiert." Seinen Erkenntnissen zufolge wurde dem Hausmeisterehepaar Müller eine Weiterbeschäftigung im Kreis Neuss angeboten. Ob die Müllers es annehmen werden, ist zumindest fraglich. Sie waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.Großer Nutzen für die Region

Großen Wert legt Raetz aber auf die Feststellung, dass der Kreis Neuss anfallende Arbeiten stets Handwerkern "aus unserer Region" übertragen habe. Zudem habe er sich an den Kosten zur Sanierung der Außenmauern der Burg sowie der Schaffung der Freizeitanlage am Dorfrand beteiligt. Heike Bohn, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Hillesheim sagte zum Verkauf: "Das ist sehr schade für unsere Region. Wir hoffen, dass der neue Besitzer kooperativ ist und die Türen nicht gänzlich für den Tourismus schließt." Über die weitere Nutzung als Standesamt - die Hillesheimer Verwaltung hat in dem Gemäuer vor einigen Monaten eine beliebte Außenstelle eingerichtet - gibt es laut Bohn noch keine Erkenntnisse. Anwohner aus Kerpen, wie Annegret Ehrnsberger, finden den Verkauf und die damit verbundenen Veränderungen sehr bedauerlich. Sie sagte: "Zum Glück kann man unsere Burg nicht wegtragen, so bleibt sie uns wenigstens optisch erhalten."

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