"Papa, ich kriege die Tür nicht auf!"

Aline Kottmann-Rexerodt hat sich als kleines Mädchen "rasend eine Puppenstube gewünscht" - und keine bekommen. Aus Trotz wurde sie zur Sammlerin. Nun plant sie unter dem Motto "Gespielte Wirklichkeit" ein Puppenstubenmuseum einzurichten.

 Aline Kottmann-Rexerodt ist mit ihrer Puppensammlung nach Kelberg-Zermüllen umgezogen. Hier hat sie unzählige Sammlerstücke. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Aline Kottmann-Rexerodt ist mit ihrer Puppensammlung nach Kelberg-Zermüllen umgezogen. Hier hat sie unzählige Sammlerstücke. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

 Aline Kottmann-Rexerodt ist mit ihrer Puppensammlung nach Kelberg-Zermüllen umgezogen. Hier hat sie unzählige Sammlerstücke. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Aline Kottmann-Rexerodt ist mit ihrer Puppensammlung nach Kelberg-Zermüllen umgezogen. Hier hat sie unzählige Sammlerstücke. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Kelberg-Zermüllen. (bb) Nicht auf einen Blick (und auch nicht bei einem Besuch) ist zu erfassen, was die 64-jährige Aline Kottmann-Rexerodt in dem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen in dem Kelberger Ortsteil Zermüllen zusammengetragen hat. So viele, so winzig kleine Teile. Etwa ein Drittel ihrer Puppenhäuser mit Bewohnern, Möbeln und Hausrat hat sie in den zurückliegenden Monaten in Szene gesetzt. "Bis jetzt 64 laufende Meter," überschlägt sie und lässt damit erahnen, welche Dimensionen ihr Museum einmal haben wird. Den Titel hat sie bereits im Kopf: "Gespielte Wirklichkeit". Soll heißen: In jeder Puppenstube spielt sich eine Geschichte ab. So wie in dem "Haus für moderne Kunst", in dem sich ein händchenhaltendes Paar Bilder und Skulpturen ansieht, in dem der Flügel für die Vernissage schon aufgeklappt ist, in dem die Donnermaschine gezeigt wird, deren großformatiges Original im Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum zu sehen ist. Und in dem der kleine Junge von innen gegen die Toilettentür pocht und seinem Vater im Café zuruft: "Papa, ich kriege die Tür nicht auf!" Oder jener Mineralien- und Fossiliensammler in der Puppenstube nebenan, der sich in Ausübung seines Hobbys den Fuß gebrochen hat und nun inmitten all seiner Fundstücke mit Gipsverband auf dem Sofa liegt. Ein paar Schritte weiter glitzert ein Miniatur-Weihnachtsbaum in einem feinen Wohnzimmer mit dunklen polierten Möbelstücken und einer Couch mit Brokatstoff. "In alten Puppenstuben ist oft Weihnachten," erklärt Aline Kottmann-Rexerodt, "denn viele wurden nur für die Weihnachtszeit hervorgeholt."Den Seemannsladen hat die Puppenstuben-Sammlerin zum 60. Geburtstag geschenkt bekommen. "Alles selbst gemacht," erzählt sie und deutet auf die Flaschenschiffe und die Flaschenpost, auf das Seemannsgarn in der Kiste, die weiß-blau gestreiften Hemden und die gelben Friesennerze im Regal und auf die kleinen Flaggen aus Papier. In anderen Läden werden Kuchen, Lampen, Kinderwagen, Uhren oder - den Originalen exakt nachempfunden - Pril-, Persil- und Perwollpackungen angeboten. Es wird genäht, gewaschen, gebadet; es wird Kindergeburtstag gefeiert, Klavier gespielt und Kaffee getrunken. In der Kriegsküche sind Zinkeimer, Fleischwolf und Topflappen. Es gibt Stahlrohrmöbel und Laubsägearbeiten. Und unzählige weitere Gegenstände, mit denen Aline Kottmann-Rexerodt die häuslichen und beruflichen Veränderungen der letzten 130 Jahre Revue passieren lässt. "Ich bin aus Trotz zur Sammlerin geworden," erinnert sie sich beim Besuch des Trierischen Volksfreunds daran, wie alles angefangen hat. "Rasend" habe sie sich eine Puppenstube gewünscht, aber keine bekommen. "Meiner Mutter gefielen die Sachen einfach nicht, die es Anfang der 1950er Jahre gab," erzählt Aline Kottmann-Rexerodt, die als ältestes von sechs Kindern eines in der Textilbranche beschäftigten Ehepaares in Krefeld aufwuchs. Aus lauter Trotz habe sie mit dem Sammeln begonnen; ihr erstes gekauftes Stück sei ein winziges Kaffeeservice gewesen. Sie sammelte weiter, als sie in Wiesbaden Inneneinrichtung erlernte und später in Antiquitätengeschäften in München und Krefeld arbeitete. Sie habe oftmals auf etwas anderes verzichtet um sich ein besonderes Sammlerstück kaufen zu können, sagt sie. Sie stöberte weiter auf Flohmärkten und in Nachlässen nach Puppenstuben, als sie nach dem Umzug der Familie in die Eifel einen Laden mit Holzspielzeug und Kunsthandwerk in Mayen gründete und ihn zu Jahresbeginn - nach mehr als 33 Jahren - nach Kelberg-Zermüllen verlegte. Endlich habe sie den nötigen Platz, um alles zu zeigen. "Puppenstuben sind ein Spiegel der Gesellschaft," weiß Aline Kottmann-Rexerodt.

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