Radweg Gerolstein-Prüm: Heftige Vorwürfe

Gerolstein/Prüm · Angesicht der unwahrscheinlich gewordenen Entwidmung der Bahnstrecke von Prüm nach Gerolstein (der TV berichtete) haben sich die Chefs der betroffenen Verbandsgemeinden und Städt am gestrigen Mittwoch getroffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Für sie ist das Projekt „noch nicht vom Tisch“. Für Jörg Petry von der Vulkaneifelbahn (VEB) ist unterdessen klar: „Es wird keinen Radweg auf der Bahntrasse zwischen Prüm und Gerolstein geben.“

(vog) Heftige Vorwürfe erhebt VEB-Chef Jörg Petry gegen Aloysius Söhngen (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm. Er sagt: „Söhngen hat federführend die 420.000 Euro Steuergelder für den Kauf der ehemaligen Bahnstrecke zwischen Gerolstein und Prüm in den Sand gesetzt.“

Der Hintergrund: Im Dezember 2006 hatten die Verbandsgemeinde Prüm und die Stadt Gerolstein (Anteil 145000 Euro) für insgesamt 420.000 Euro den 23 Kilometer langen Bahn-Teilabschnitt gekauft, ein Jahr später fiel die Entscheidung, die Umwandlung in einen Radweg anzustreben, nachdem es zuvor noch andere Ideen für eine Nutzung gab. Die Kaufbeschlüsse der Kommunen lagen bereits seit 2003 vor.

Doch um die Bahntrasse zum Radweg auszubauen, ist die Endwidmung der stillgelegten Strecke nötig. Die VG Prüm hat als Projektleiterin am 6. Juni 2008 die DB-Netz beauftragt, beim Eisenbahn-Bundesamt den entsprechenden Antrag zu stellen.

Doch eben diese Entwidmung wird immer unwahrscheinlicher. Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium hatte Söhngen auf Anfrage mitgeteilt, dass die Chancen auf Entwidmung „gen Null tendieren“ (der TV berichtete). Nach der derzeitigen Rechtslage kann eine Strecke nicht vom Bahnbetrieb freigestellt werden, wenn jemand anstrebt, die Strecke in ihrem eigentlichen Sinn zu nutzen. In diesem Fall die Vulkaneifelbahn. Petry wirft Söhngen daher „handwerkliche Fehler“ beim Kaufvertragsabschluss vor. Vor allem fehle in dem Vertrag eine Rückgabeoption falls die Endwidmung nicht komme. Söhngen bestätigt das Fehlen dieses Passus.

Mögliche Variante: Radweg neben der Bahnlinie

Angesichts dieser veränderten Lage trafen sich Söhngen, Matthias Pauly, VG Gerolstein, Mathilde Weinandy, Prüms Stadtbürgermeisterin sowie Karl-Heinz Schwartz, Gerolsteins Stadtbürgermeister, am gestrigen Mittwoch zu einem Bürgermeister-Gipfeltreffen und berieten die Situation. Schwartz sagte zum möglichen Aus für das Radwege-Projekt: „Alles Quatsch. Die Sache liegt bei den Verbandsbürgermeistern.“ Pauly plädiert dafür, mit allen Beteiligten gemeinsam eine Lösung zu finden. Eine mögliche Variante ist ein Radweg neben der Bahnlinie. VEB-Chef Petry: „Diese Variante haben wir von Anfang an favorisiert. Zehn Kilometer Radwegebau wäre sogar überflüssig, weil gut ausgebaute und geteerte Feldwege in Sichtweite der Bahntrasse verlaufen.“

Zu den konkreten Ergebnissen des Gesprächs wollten sich die Beteiligten gestern nicht äußern. Am Montag will Söhngen gemeinsam mit seinem Gerolsteiner Kollegen eine Presseerklärung abgeben.

Petry geht davon aus, dass die VEB spätestens in einem Jahr den touristischen Schienenbusbetrieb auf dem Teilstück aufnehme. „Ob mit oder ohne Kommunen“ baue die VEB ihr Streckennetz von Ulmen bis Prüm aus. Der VEB-Chef erklärt: „Laut einem Urteil des Oberlandesgerichtes Köln dürfen Kommunen für die Nutzung der Gleise kein Geld fordern.“ Söhngen wertet das Gerichtsurteil anders. Es passe nicht auf die Prüm-Gerolsteiner-Situation. Petry kontert: „Deutsches Recht gilt auch in Prüm.“

MEINUNG
Umdenken erforderlich
Von Christian Brunker
Einen Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse von Prüm nach Gerolstein wird es nicht geben. Diesen Realitäten muss man sich stellen, auch wenn man eigentlich vorhatte, die Strecke in einen Radweg umzuwandeln und damit eine sinnvolle und wichtige Verbindung zweier Radwege herzustellen. Doch die Rechtslage sieht einfach anders aus. Man sollte daher vor allem die Chancen sehen, die in dieser Situation liegen. Denn von der Verlängerung der Eifel-Querbahn bis nach Prüm könnte der Tourismus in der Abteistadt deutlich profitieren – mehr als von einem reinen Radweg. Denn damit käme ein weiteres Angebot nach Prüm, und der Fremdenverkehr lebt von der Vielfalt der Möglichkeiten, von Angeboten für Radfahrer und Eisenbahnfreunde. Natürlich ist auch die Verbindung des Prümtal- mit dem Kylltalradweg wichtig, weil sie zwei große Radwegenetze verbindet. Aber wenn sich die ursprünglichen Planungen als nicht umsetzbar erweisen, muss man rechtzeitig umsteuern und Lösungen finden, die Bahnverkehr und Radweg-Verbindung unter einen Hut bringen. Nur dafür hätte man dafür die Bahnstrecke nicht kaufen müssen.
c.brunker@volksfreund.de

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