Rechtsextremismus: Gerolsteiner Bombenfund brisanter Sprengstoff für die Eifel

Trier/Gerolstein · Im Gedenken an den zehn Jahre zurückliegenden Terroranschlag von Köln stimmt das Wissen um eine Nagelbombe in Händen eines möglichen Rechtsextremisten aus Gerolstein nachdenklich: Auch in der Eifel gibt es organisierte Neonazis. Ob der Gerolsteiner Kontakt zu solchen rechten Organisationen hatte, ist jedoch offen.

Die Eifel der Vulkane, Maare und Mineralwasserquellen hat sich in Romanen zwar längst als kriminelles Epizentrum etabliert. Aber dass in Gerolstein eine zur Sprengung bereite Nagelbombe mit elektrischem Zündkabel und allem Drum und Dran in der Wohnung eines 33-jährigen Drogendealers gefunden wurde , sorgt dann doch für großes Staunen. Zumal nicht ausgeschlossen ist, dass der Mann die Bombe für einen rechtsextremistischen Anschlag nutzen wollte . Laut Polizei war der Gerolsteiner bereits durch fremdenfeindliche Gewalttaten aufgefallen.

"Das ist alles sehr bedenklich", sagt Stadtbürgermeister Bernd May, den die Nachricht völlig überrascht. Von rechtsextremen Aktivitäten in Gerolstein sei ihm nichts bekannt gewesen. Auch die Kreisverwaltung und Kommunalpolitiker wie Uwe Schneider (SPD) wissen nichts von Neonazis in der Vulkaneifel. Dabei gibt es die durchaus.

Ende 2013 hatten drei glatzköpfige junge Männer mit Schlagstöcken in der Innenstadt von Euskirchen "Jagd auf Ausländer gemacht". Zwei von ihnen kamen aus dem Raum Gerolstein. Nicht nur wegen der Bomberjacken und eines Hakenkreuzgürtels gab es damals keine Zweifel daran, dass es sich bei den 22 und 25 Jahre alten Männern um Rechtsextreme handelte.

Auch Nicola Rosendahl vom Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus Trier-Eifel weiß von Eifeler Neonazis. Bei einer von der Trierer NPD organisierten Demonstration trat am 14. September 2013 erstmals eine neue Gruppe aus der Eifel in Erscheinung: Die "Kameradschaft Eifler Land". Laut Antifa kamen die Mitglieder unter anderem aus Jünkerath, Mechernich und Dahlem. Allerdings sei diese neue Gruppe nach der Demo wenig in Erscheinung getreten, sagt Nicola Rosendahl. Ihr schien der Zusammenschluss daher ein "gescheiterter Versuch" zu sein.

Inwieweit der 33-jährige Gerolsteiner Kontakt zu rechtsextremen Gruppierungen wie diesen hatte, ist noch offen. Ebenso wie die Frage nach dem Ursprung der Bombe. Der 33-Jährige hat sie - wie er der Polizei sagte - als Gegenleistung für eine Lieferung Drogen erhalten. "Wir wissen nicht, wer sie gebastelt hat und wo sie herkommt", sagt Karl-Peter Jochem, Pressesprecher des Trierer Polizeipräsidiums. Die Polizei bittet um Hinweise.
Wegen ihrer Gefährlichkeit wurde die Bombe zwischenzeitlich kontrolliert gesprengt.
Extra

Jahrestag des Kölner Anschlags
Während in Gerolstein eine Bombe entdeckt wird, jährt sich in Köln das Nagelbomben-Attentat zum zehnten Mal: 22 Menschen waren am 9. Juni 2004 in der Kölner Keupstraße, dem Zentrum des türkischen Geschäftslebens, verletzt worden, als eine mit zehn Zentimeter langen Tischlernägeln gefüllte Gasflasche explodierte. Später wurde klar: Der Nationalsozialistische Untergrund war verantwortlich.

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