Reifenhändler kauft Industrie-Brache

Industriebrache vor neuer Zukunft: Der Lissendorfer Reifengroßhändler Hubert Vietoris hat große Teile der ehemaligen Hochwald-Molkerei in Hillesheim gekauft. Nach geplantem Umbau will er die Gebäude als Lager und zur Montage von Kompletträdern nutzen.

 Auf dem ehemaligen Molkerei-Areal in Hillesheim lässt der neue Besitzer ein Gebäude abreißen. TV-Foto: Mario Hübner

Auf dem ehemaligen Molkerei-Areal in Hillesheim lässt der neue Besitzer ein Gebäude abreißen. TV-Foto: Mario Hübner

Hillesheim. "Ja, wir haben die Chance genutzt und uns die Gebäude gesichert", sagt Hubert Vietoris, Geschäftsführer der Meyer Lissendorf Gruppe, die sich auf Angebote rund um Reifen und Räder spezialisiert hat, auf TV-Anfrage. Bis auf den Verwaltungstrakt am Eingang der ehemaligen Molkerei gehören nun alle Gebäude, Lagerhallen und Freiflächen des rund 45 000 Quadratmeter großen Areals dem Reifengroßhändler.

Ein konkretes Konzept, wie der komplex künftig genutzt werden soll, sei noch in Arbeit. Daher wolle er noch nicht so viel dazu sagen. Nur das: "Produktion wird es dort nicht geben, denkbar sind aber sämtliche Dienstleistungen rund ums Rad sowie Komplettmontage. Und Lagerkapazitäten können wir auch gebrauchen." Ebenso kündigt er Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an. Ein Gebäude in der Nähe des ehemaligen Schornsteins wurde bereits dieser Tage abgerissen. Und auch sonst, so Vietoris, "wird sich das äußere Erscheinungsbild der ehemaligen Molkerei bessern. Zudem wird das Areal eingezäunt."

Über den Kaufpreis wahrt Vietoris Stillschweigen, er betont aber: "Hochwald hat ein großes Interesse daran, dass das Areal nicht zur dauerhaften Industrie-Brache wird und sich dementsprechend kooperativ gezeigt. Das hat sich auch im Preis niedergeschlagen."

Auch zum Zeitplan gibt sich der Geschäftsmann weitgehend bedeckt. Er wolle erstens weder sich noch seine Leute unter Zeitdruck setzen, zweitens "keine Ankündigungen machen, die wir dann später nicht einhalten können." Dennoch kündigte er an: "Wir werden ein paar neue Arbeitsplätze schaffen."

Schritt für Schritt und ohne "große Hilfe von Banken" wolle er den Start in Hillesheim umsetzen. Das entspreche der Firmenphilosophie. 1974 mit acht Mitarbeitern begonnen, hat die Firmengruppe nun rund 100 Mitarbeiter. Und selbst "in diesem Jahr, also mitten in der Krise, erreichen wir ein zweistelliges Umsatzwachstum", sagt der Firmenchef nicht ohne Stolz. Letztlich seien der Kauf in Hillesheim ebenso wie die Investitionen am Firmensitz in Lissendorf "in neue Büro- und Lagerkapazitäten im Wert von gut einer Millionen Euro" allesamt "kleine Signale für unsere Mitarbeiter, dass ihre Arbeitsplätze sicher sind."

Meinung

Zunächst einmal positiv

Knapp drei Jahre nach dem Aus der Hochwald-Molkerei in Hillesheim gibt es wieder eine Chance auf wirtschaftliche Entwicklung auf dem 45 000 Quadratmeter großen Areal. Das ist eindeutig eine gute Nachricht. Denn es war durchaus vorstellbar, dass die ehemalige Molkerei zur dauerhaften Industrie-Brache wird. Mitten im Herzen von Hillesheim. Und obwohl es ebenfalls gut ist, dass der Komplex an nur einen neuen Besitzer gegangen ist und somit ein Aufsplitten verhindert wurde, sind (noch) keine Jubelstürme angebracht. Die Verkehrsbelastung in der Stadt wird zunehmen, was aber bei zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen und dem einen oder anderen neuen Job mit Sicherheit gerne in Kauf genommen wird. Dennoch bleiben Fragen, was Reifengroßhändler Vietoris am neuen Standort genau vorhat. Bislang bleibt er bei vagen Andeutungen. Zwar schließt er Produktion aus, aber was ist etwa mit dem Schreddern von Altreifen? Eine Industrie mit erheblichen Emissionen ist wegen der Nähe zur Wohnbebauung problematisch. Baldige konkrete Aussagen sollten her! m.huebner@volksfreund.de

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