Schüler schnuppern Arbeitsluft
Module verdrahten, Fehler im Motor suchen, Kinder betreuen: Beim Tag der offenen Betriebe, an dem sich rund 20 Firmen aus dem Hillesheimer Land beteiligt haben, haben jugendliche Schüler einen facettenreichen Einblick in die Arbeitswelt erhalten - und womöglich auch Anreize für die spätere Berufswahl.
Hillesheim. "Ich hätte nie gedacht, dass das so viel mit Computern zu tun hat." Erstaunt berichtet Tobias Schmitz (15) aus Berndorf von seinem Besuch in der Autowerkstatt Thull in Hillesheim. Gemeinsam mit knapp 80 weiteren Neuntklässlern der Augustiner-Realschule Hillesheim hat Tobias gestern am Tag der offenen Betriebe teilgenommen, der nunmehr zum dritten Mal veranstaltet wurde. Tobias hat sich für den Besuch in der Werkstatt entschieden, wo über den Beruf des Mechatronikers informiert wurde. Aus Interesse. Und wegen eigener Erfahrungen, wie Robin Backes aus Hohenfels hinzufügt: "Zu Hause schraube ich schon öfter mal an meinem Mofa rum. Aber dass beim Auto ohne Computer gar nichts mehr geht, überrascht mich schon." Dennoch eine gute Erfahrung für die Schüler und die Lehrerin Hilde Maier, die sich mit Meister Jörg Thull am Computer gemeinsam auf Fehlersuche bei einem VW Polo machen. Und ihn finden. Ein Erfolgserlebnis.
Ebenfalls Computerkenntnisse, aber auch handwerkliches Geschick müssen die Schüler bei der Firma Wilhelm Blech-Wassertechnik unter Beweis stellen, wo Arbeiter Dieter Mörsch mit Schülern einen Schaltschrank verdrahtet. "So, jetzt nimm du dir mal Draht, Schraubenzieher und Zange und klemm die beiden Teile miteinander an", sagt er zu Moritz Bernardy (14) aus Hillesheim, der zuvor gemeinsam mit Hendrik Müller (14) aus Üxheim, Marcel Serecke (14) aus Steffeln und Lehrer Peter Lademann beobachtet hat, was Mörsch ihnen erklärt und gezeigt hat. Und siehe da: Es klappt! Dafür gibt es ein Lob vom "Vorarbeiter": "Gut gemacht!" Als er ihnen dann auch noch sagt, dass das keine Übungseinrichtung ist, sondern der Schaltschrank "ganz regulär verkauft wird", legen sich die drei noch mehr ins Zeug. "Klar müssen die Jungs selber ran, sonst lernen sie ja nichts", sagt Mörsch. "Hat mir sehr gut gefallen, denn ich kann mir gut vorstellen, später einmal etwas mit Elektrik zu machen", gibt Moritz Einblick in seine Berufsvorstellungen.
Einen eher ungewohnten, aber erfreulichen Anblick gibt es im Kindergarten Kunterbunt in Hillesheim: Inmitten einer Gruppe mit Kindern sitzen im Stuhlkreis einige Mädchen - und Jungs. Einer von ihnen ist Michael Lust (15) aus Oberbettingen. Weshalb er den Kindergarten ausgewählt hat? "Ich beschäftige mich einfach gerne mit Kindern, das ist auch bei Verwandtschaftsbesuchen so. Ob ich aber später einen solchen Beruf ergreife? Mal schaun." Das Interesse der Jungs wird im Kindergarten begrüßt. Erzieherin Alexandra Großmann: "Mehr männliche Kollegen wären super und eine absolute Bereicherung für die Kinder, denn sie brauchen männliche Vorbilder." Nur beim Singspiel mit den Kleinen, die miteinstimmen, halten sich die Jungs vornehm zurück. Aber da unterscheiden sie sich nicht von ihren gleichaltrigen Mitschülerinnen.