Schnelles Netz und Tourismus als Lösung

Dohm-Lammersdorf · Das Dorf altert, der Nachwuchs fehlt: Wolfgang Schüssler, Ortsbürgermeister von Dohm-Lammersdorf, beschäftigt die Einwohnerentwicklung seines Dorfes. Der 54-Jährige sucht nach Wegen, den Ort zu beleben. Chancen sieht er im Tourismus und durch schnelleres Internet.

 Ortsbürgermeister Wolfgang Schüssler fühlt sich wohl in seinem Heimatdorf – und möchte es verschönern. TV-Foto: Florian Schlecht

Ortsbürgermeister Wolfgang Schüssler fühlt sich wohl in seinem Heimatdorf – und möchte es verschönern. TV-Foto: Florian Schlecht

Foto: (e_gero )

Dohm-Lammersdorf. Wolfgang Schüssler macht sich Sorgen. Große Sorgen. Geht der Ortsbürgermeister auf die Einwohnerzahlen in Dohm-Lammersdorf ein, gefallen ihm die Zahlen gar nicht. In dem Dorf leben nämlich nur noch 176 Menschen. 35 von ihnen sind bereits über 70 Jahre alt, nur 17 sind jünger als 14 Jahre - und eine Geburt hat es in dem Ort im vergangenen Jahr gar nicht gegeben. In der Doppelgemeinde fehlt es an Nachwuchs. "Ich befürchte, dass es in der Zukunft viele Leerstände im Ort gibt", sagt Schüssler. Der Ortsbürgermeister rätselt, wie er das Dorf attraktiver gestalten kann. Besonders der Tourismus soll neuen Schwung bringen.
Eifelsteig als Chance


Da der Eifelsteig und auch der Kylltal-Radweg durch das Dorf führen, durchqueren viele Menschen den beschaulichen Ort. Rainer Ballmann erkannte die Chance, die dahinter steckt. Der Gastronom eröffnete im vergangenen Jahr das Hotelrestaurant Müllisch\'s Hof. "Das war ein Herzenswunsch, weil es mein Elternhaus ist", sagt er und lacht bei einem Blick durch die Räume. "Früher standen hier Stall und Scheune." Bereut hat Ballmann die Entscheidung nicht. Mit sechs neuen Gästezimmern hofft er für dieses Jahr auf viele Übernachtungen. Schüssler ist froh über das neue Schmuckkästchen im Ort. "Das ist ein echter Zugewinn." Auch die Gemeinde will in diesem Jahr investieren, um das Dorfleben zu verbessern. Ein Problem sind die leeren Kassen. 60 000 Euro muss Dohm-Lammersdorf aus den finanziellen Rücklagen nehmen, die so weiter abschmelzen. Mit dem Geld sollen die Verbindungsstraße, die Hauptstraße und der Weg zur Kapelle saniert werden.
Gerne zahlte die Gemeinde 5500 Euro, um schnelleres Internet zu bekommen. Die Einwohner profitieren davon, dass der Energiebetreiber RWE das Glasfasernetz ausbaut. "Das war eine einmalige Chance", freut sich Schüssler.
Bei den weiteren Wünschen ist der Ortsbürgermeister auf die Hilfe der Einwohner angewiesen. "Für Pflegearbeiten im Forst können wir uns keine Firma leisten. Wir müssen also in Eigenleistung den Bach ausputzen oder die Hecken schneiden", sagt der 54-Jährige. Mit vereinten Kräften will er auch den Grund freilegen, auf dem die Kapelle steht. Dieser ist nämlich Vulkangestein - und könnte so wiederum für Touristen ein spannender Anziehungspunkt sein.
Was kein Geld kostet, aber alle Bürger einbinden soll, ist die Suche nach einem Ortswappen. "Das haben wir nämlich noch nicht", erklärt Schüssler. Arbeitsgruppen entwerfen Ideen, deren Grundlage die ehemalige Burg des Dorfes sein soll. Sie ist das Wahrzeichen von Dohm-Lammersdorf, deren Überreste sind aber marode.
Sie zu restaurieren, koste 80 000 Euro, rechnet der Ortsbürgermeister vor. Das Geld dafür fehle, Gedanken zu einer Lösung mache er sich aber. "Ansonsten liegt die Mauer irgendwann auf der Straße."
Extra

Dohm-Lammersdorf rechnet in diesem Jahr im Haushalt mit einem Minus von 108 690 Euro. Erträgen von 168 250 Euro stehen Kosten von 276 940 Euro entgegen. Den Fehlbetrag gleicht die Gemeinde über das Eigenkapital aus, das so weiter schmilzt. Von den Lavagruben vor der eigenen Haustür profitiert das Dorf nicht, so Ortsbürgermeister Wolfgang Schüssler. Diese seien in privater Hand. florExtra

Ein Problem für die Gemeinde Dohm-Lammersdorf ist, dass kaum neue Menschen in den Ort ziehen. Es sind genug Flächen da. Vor acht Jahren erschloss die Gemeinde 15 neue Grundstücke - nur eines wurde bislang verkauft. Ortsbürgermeister Wolfgang Schüssler versteht das nicht: "Hillesheim und Gerolstein sind nicht weit entfernt. Wir liegen nahe an Kindergärten, Schulen, Einkaufszentren und Arztpraxen." Mit einem Slogan will die Gemeinde das Baugebiet künftig stärker bewerben. Er lautet: "Bei uns kann man gut wohnen." flor

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