Schuldach stört die freie Sicht

Nicht nur Freude um das neue Dach der Grundschule in Hillesheim: Während man sich in Politik, Verwaltung und der Schule darüber freut, dass das alte Flach- gegen ein Satteldach mit Photovoltaik-Anlage ausgetauscht wird, kommt aus der Anwohnerschaft Protest - weil der Blick auf die Stadtmauer eingeschränkt wird.

Hillesheim. Klaus Follmann aus der Lammersdorfer Straße stimmt nicht mit ein in die Lobgesänge auf die Schulsanierung. Im Gegenteil: "Über Jahrzehnte wurden in Hillesheim rings um die Stadtmauer alle öffentlichen Gebäude mit einem Flachdach versehen, damit der Blick auf die historische Stadtmauer, das Wahrzeichen von Hillesheim, nicht eingeschränkt wird. Und jetzt das. Ein Meisterwerk der Architektur." Er selbst habe in seiner "20-jährigen Zeit als Stadtrat" sowie als Bauunternehmer "die ganze Stadtsanierung mitgemacht" und bei der Sanierung der Stadtmauer "auch selbst Hand angelegt". Daher behauptet er aus seiner Erfahrung: "Die damals für die Stadtsanierung zuständigen Leute von der Bezirksregierung oder vom Ministerium würden wahnsinnig werden, wenn sie das jetzt miterleben würden." Und: "Hillesheim würde keinen Cent Zuschuss mehr erhalten", mutmaßt er. "Alles Quatsch", entgegnet Jürgen Mathar von der Bauabteilung im Hillesheimer Rathaus. Zum einen sei schon allein daher alles rechtens, weil sich die Schule außerhalb der Denkmalzone befinde. "110 Meter von der Stadtmauer entfernt, um es genau zu nehmen", sagt Mathar. "Flachdächer waren damals in Mode"

Zum anderen seien die Flachdächer in den 60er und 70er Jahren lediglich gebaut worden, weil es die "gängige Mode und Stand der Technik" gewesen sei. "Und wir hatten über all die Jahre nur Ärger damit, weil die Dinger kaum dicht zu kriegen sind", führt der Bauingenieur weiter aus. Daher seien seit 1984 sämtliche Flachdächer auf den Schulen nach und nach durch ein "vernünftiges" Dach ersetzt worden. Auch beim aktuellen Projekt war das laut Mathar eine Forderung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier. Ansonsten hätte es die 35-prozentige Förderung nicht gegeben. Follmann hält dagegen. "Da wird einerseits viel Wert auf den Tourismus gelegt und Geld dafür ausgegeben, doch das wichtigste Bauwerk wird nicht geschützt. Die Wanderer, die hier vorbeikommen, schütteln alle nur noch den Kopf", sagt er und zeigt von seinem Balkon in Richtung Stadtmauer. Und in der Tat: Das Gemäuer, das er über viele Jahre von Wohnzimmer und Balkon gut hatte sehen können, ragt nur noch ein kleines Stück über das Schuldach. Daher habe er die Denkmalschutz-Behörde eingeschaltet. Auf TV-Anfrage ließ diese verlauten: "Es gibt aus denkmalpflegerischer Sicht keine Bedenken gegen das Vorhaben." Das Dach, das um 3,50 Meter erhöht wurde und eine Neigung von 27 Grad aufweise, sei "im Rahmen des Ortsüblichen". Zudem betrage erstens der Abstand des Gebäudes zur Stadtmauer mehr als 100 Meter, zweitens befinde sich dazwischen noch das Hauptgebäude der Schule.Auch in der Nachbarschaft wird das Problem nicht als so gravierend angesehen. Das ergab eine Blitzumfage des TV. Die einen stört es nicht, weil ihr Blickfeld durch das Schuldach nicht eingeschränkt wird, die anderen setzen andere Prioritäten. So sagte auf TV-Anfrage Christian Schmitz aus der Lammersdorfer Straße 30: "Es nutzt ja nichts: Auf die Schule muss ein ordentliches Dach drauf."In die gleiche Kerbe schlug Ute Schulze aus der Lammersdorfer Straße 8: "Man muss doch froh sein, dass jetzt ein neues Dach auf die Schule kommt. Ich habe jedenfalls noch von keinem gehört, der sich beschwert hätte."

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