Seltene Allianz besiegelt das Aus

Aus drei mach zwei: Mehrheitlich (mit 14 Ja-, acht Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen) hat der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein die große Umgehung für Gerolstein verworfen. Die künftigen Detailplanungen sollen sich auf die beiden Lösungen durchs Tal konzentrieren.

 Beschlossene Sache: das Aus für die große Ortsumgehung von Gerolstein (Variante A). TV-Grafik/Foto: LBM Gerolstein

Beschlossene Sache: das Aus für die große Ortsumgehung von Gerolstein (Variante A). TV-Grafik/Foto: LBM Gerolstein

Gerolstein. Mit dem Beschluss zu Gunsten der beiden Tal-Lösungen und der Abkehr von der großen Umgehung (siehe Extra) hat der VG-Rat einen vorläufigen Schlusspunkt unter die gut zweijährigen Diskussionen um die Umgehung Gerolstein gesetzt. Vorausgegangen waren Beschlüsse in Gerolstein, Pelm und Rockeskyll (der TV berichtete). Während sich der VG-Rat damit den Voten des Stadtrats und des Ortsgemeinderats Rockeskyll angeschlossen hat, wurde der Beschluss des Pelmer Rats nicht berücksichtigt. Dieser hatte sich für die Weiterverfolgung der Tal-Lösung entlang Kyll, Bahn und Kasselburger (Variante B) sowie der großen Umgehung (Variante A) ausgesprochen. Grund: Die Realisierungschancen der Variante C werden als gering erachtet. Nach dem VG-Rats-Votum zeigte sich Pelms Ortsbürgermeister Wolfgang Zaeper geknickt. "Ich bin enttäuscht; vor allem darüber, dass auch eine Pelmerin lieber linientreu als zugunsten des Dorfes entscheiden hat." Damit kritisierte er die Dritte Beigeordnete Magdalena Winter (CDU), einzige Pelmerin im VG-Rat. Im TV-Gespräch führte Zaeper aus, dass er an eine Realisierung von Variante C nicht glaube, "da allein für einen Ort wie Pelm nicht eine Umgehung mit zwei Brücken gebaut wird". Da aber ins Bahnbetriebswerk öffentliche Mittel gesteckt würden, ins Container-Terminal bereits investiert worden sei, Akdolit erweitern wolle und auch Anwohnerproteste entlang des Kasselburger Wegs zu erwarten seien, "wollten wir uns mit der großen Umgehung zumindest eine Alternative offen halten." Zaeper zur Seite sprangen SPD- und FWG-Fraktion. So appellierte Neroths Ortsbürgermeister Egon Schommers (SPD), "die Entscheidungen der Ortsgemeinderäte zu akzeptieren" und "Variante A nicht auszuschließen". Schommers ist "gebranntes Kind", überstimmte der VG-Rat vor einigen Jahren doch die Nerother Pläne, mit einem Windpark Geld zu verdienen. Die CDU-Mehrheitsfraktion, mit der die Grünen-Fraktion eine seltene Allianz einging, lehnte die große Umgehung geschlossen ab. Nachdem CDU-Sprecher Klaus Schildgen angekündigt hatte, dass nur noch die beiden Tal-Lösungen "gleichberechtigt" geprüft werden sollen, zeigte sich Grünen-Sprecher Tim Steen "froh, dass die ökologisch schädliche Variante A nun gestrichen wird".

Meinung

Erforderliche Festlegung

Die Sorgen der Pelmer, dass bei einer Fixierung auf die Tal-Lösungen gar keine Umgehung gebaut wird, sind durchaus berechtigt. Bei der Trasse entlang der Bahn (Variante B) gibt es massive Interessenkonflikte, denn Erweiterungswünsche der Industrie (Akdolit), Denkmalschutz-Aspekte (Bahnbetriebswerk) sowie bereits geflossene Steuergelder (Bahnbetriebswerk und Container-Terminal) sind zwar einerseits gewichtige Gegenargumente. Andererseits aber keine unüberwindbaren Hürden. Die Befürchtung wiederum, dass für eine 1000-Einwohner-Gemeinde keine Mini-Umgehung mit zwei Brücken realisiert wird (Variante C), ist auch nachvollziehbar. Dennoch: Es war richtig, dass sich der Verbandsgemeinderat festgelegt und nicht die Entscheidung der Straßenbaubehörde überlassen hat. Denn dazu sind die Volksvertreter da: Entscheidungen zu treffen und auch die Verantwortung dafür zu übernehmen. m.huebner@volksfreund.deEXTRA Variante A: Die als Nordtangente oder Westumgehung bekannte große Umgehung führt nach Ansicht der Experten zu einer deutlichen Entlastung von Gerolstein, Pelm und Rockeskyll, aber auch zu gravierenden Eingriffen in die Natur und zu hohen Kosten. Zudem ist ein siebenprozentiger An- oder Abstieg zu bewältigen. Variante B: Sie verläuft parallel zur Bahnstrecke. Am Schlossbrunnen zwischen Rockeskyll und Pelm würde die Trasse von der Bundesstraße per Brücke über die Kyll geführt. Weiter ginge es zwischen Bahngleisen und Berg bis unter die Hochbrücke, wo die Trasse an den Kreisverkehr angebunden würde. Als kritisch werden die Engstellen am Akdolit-Werk in Pelm, am Bahnbetriebswerk und am Container-Verladebahnhof in Gerolstein erachtet. Variante C: Die Umgehung C brächte nur für Pelm Entlastung, dort aber würde die Trennung des Ortes durch die Bundesstraße aufgehoben. So würde die Trasse am Schlossbrunnen auf die andere Kyllseite geführt und hinter dem Dorf in Höhe der Tankstelle Dreimüller wieder zurück auf die B 421. Sie gilt wegen der beiden Brücken als verhältnismäßig teuer, zudem werden ihr zumindest von Pelmer Seite wegen der "sehr ungünstigen" Kosten-Nutzen-Analyse geringe Realisierungschancen eingeräumt. (mh)

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