Seminare statt Socken

Neue Bestimmung für altes Gebäude: In der ehemaligen Strumpffabrik in Kerpen will ein Paar aus den Niederlanden ein Hotel für Tagungen, Seminare und Familienfeiern eröffnen. Derzeit wird kräftig umgebaut.

Kerpen. "Wir sind froh, dass sich in der Strumpffabrik etwas bewegt und äußerst erfreut über den Ausbau zum Kommunikationszentrum", sagt Helga Etteldorf, Erste Beigeordnete von Kerpen. Ihrer Meinung schloss sich der gesamte Ortsgemeinderat an, nachdem die neuen Besitzer der ehemaligen Strumpffabrik, Erwin van der Maagdenberg und seine Lebensgefährtin Kiki Luneau aus den Niederlanden, detailliert dargelegt hatten, was sie mit dem Komplex vorhaben.

Ab Frühjahr 2009 geöffnet



Für Tagungen, Seminare, Managertraining und besonders auch Familienfeiern soll das Areal umgebaut werden. Ein kleinerer Teil soll bereits ab Frühjahr 2009 fertig gestellt sein und zur Verfügung stehen.

Nach Begutachtung des Objekts am Rande des Burgdorfs entschied sich das Paar spontan zum Kauf, "da alle unsere Ideen hier verwirklicht werden können". Bis dahin ist es aber noch ein mühsamer Weg. "Wir müssen viel reparieren und erneuern, wollen dabei aber die alten Strukturen und die Atmosphäre des Gebäudes wahren", erklärt Kiki Luneau, die ebenso wie Erwin van der Maagdenberg gut Deutsch spricht. Schließlich haben beide ja auch eine deutsche Großmutter. Als gelernte Fotografin betrieb Kiki Luneau zwölf Jahre eine Fotoagentur.

Bisher wurden 70 neue Heizkörper eingebaut, die gesamte Elektrik erneuert, Türen und Fenster restauriert und der Wellness-Bereich in Angriff genommen. In die elf Schlafzimmer mit insgesamt 30 Betten inklusive Hochzeitszimmer werden Bäder eingebaut. Bauherr Erwin gesteht, dass sie meist von morgens 7 bis abends 7 Uhr arbeiten und bevorzugt Handwerksbetriebe aus der Region beauftragen. Im großen Trakt sollen künftig Gruppen wie Firmen oder Familien mit maximal 30 Personen zum Wohnen und Übernachten Platz finden.

"Wir sind kein Hotel, wo man sich in der Lobby trifft, sondern in entspannter Atmosphäre im Wohnzimmer oder in der modernen Küche zusammenkommt", beschreibt Kiki Luneau ihre Geschäftsidee.

Großen Wert legt die Familie mit Sohn Damar darauf, dass das Haus unter dem Namen "Strumpffabrik" weitergeführt wird. Im Eingangsbereich ist ein Minimuseum geplant mit einem ab dem Jahr 1950 geführten Fotoalbum, berichten die Hausherren und betonen zudem, dass sie sehr freundlich im Dorf aufgenommen wurden.

Extra Das Gebäude wurde 1938vom Reichsarbeitsdienst im Oberländischen Bauernhausstil erbaut und von 45 Arbeiterinnen genutzt. Ab 1944 war es Lazarett der deutschen Wehrmacht. In den 50er Jahren kaufte die Vereinigte Kulmbacher Strumpffabrik den Komplex und eröffnete eine Zweigstelle. Es wurden Herrensocken gefertigt. Werner Matz erinnert sich an seine jahrzehntelange Tätigkeit als Betriebsleiter bis zur Schließung 1985 noch sehr gut: "Wir arbeiteten zeitweise in drei Schichten mit 72 Strickerinnen, was in schneereichen Wintern für die zu Fuß aus den Dörfern kommenden Frauen und Mädchen recht mühsam war. Daher wurde ein Firmenbus angeschafft." Schichtmeister Paul Frings berichtet von über einer halben Million Herrensocken jährlich. Ab Ende der 80er Jahre wurde der Komplex als Übergangsheim für rund 100 Aussiedler aus Kasachstan genutzt. (fs)

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