Signal springt um: Grünes Licht für die Eifelquerbahn

Koblenz/Gerolstein/Daun · Überraschend hat die Idee zur Reaktivierung der Strecke zwischen Gerolstein und Kaisers-esch (Kreis Cochem-Zell) wieder Auftrieb erhalten. Die Verbandsversammlung des Schienenpersonenzweckverbands (SPNV) Nord hat das am Dienstag beschlossen.

Koblenz/Gerolstein/Daun. Eigentlich war der SPNV-Verbandsversammlung etwa anderes vorgeschlagen worden - nämlich zu beschließen, die Reaktivierung des Teilstücks der Eifelquerbahn von Gerolstein bis Kaisersesch "zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr weiter zu verfolgen". Aber eine Mehrheit der Landräte und Bürgermeister wollte dieser Empfehlung am Dienstag nicht folgen. Sie beschlossen, dass die Eifelquerbahn doch so ausgebaut werden soll, damit dort wieder regulärer Zugverkehr möglich ist. Das war so auch schon 2009 vereinbart worden, damals mit dem Ziel, dass ab 2015 Züge im Stundentakt auf der knapp über 50 Kilometer langen Strecke fahren sollten. Bis dato gab es auf dem Abschnitt der Eifelquerbahn von Frühjahr bis Herbst nur Freizeitfahrten.
Zwei Seelen hatte der Landrat des Vulkaneifelkreises, Heinz Onnertz (parteilos), bei der SPNV-Sitzung in seiner Brust. Denn zunächst erläuterte er den ablehnenden Beschluss des Kreistags (der TV berichtete), und folgerichtig stimmte er gegen die Reaktivierung - auch wenn er anderer Meinung ist. Er plädierte dann dafür, die Linie zumindest für den Freizeitverkehrsbetrieb zu erhalten. Onnertz monierte zudem, dass bei einem Ortstermin im November keiner der Experten an der Strecke zugegen war, die das zweite Gutachten zur Nutzen-Kosten-Rechnung verfasst hatten. Gegenüber dem ersten Gutachten hatten sich in dieser Expertise die Kosten von 20 auf 40 Millionen Euro verdoppelt, "Da sind die Standards anders gesetzt worden, aber keiner konnte uns die Instandsetzungskosten überzeugend darlegen", erklärte Onnertz.
Sein Amtskollege Günther Schartz (CDU) sprang ihm bei. Er vermisse ein Gesamtkonzept für die Eifel, sagte der Landrat des Kreises Trier-Saarburg. Um die Infrastruktur nicht zu zerstören, lege er Wert darauf, "dass wir bei der Reaktivierungsstrategie bleiben".
Realistische Rechnung


Zuvor hatte Lothar Kaufmann, Abteilungsleiter im Mainzer Infrastrukturministerium, erklärt, dass ein wirtschaftlich tragfähiger Betrieb der Strecke unrealistisch sei. Hinzu komme, dass zwei Brücken dringend renoviert werden müssten. Die Investitionskosten von 40 Millionen Euro, die das Land tragen müsste, seien "realistisch gerechnet". Wenn man diese Rechnung zugrunde legt, könne das Land aus haushaltsrechtlichen Gründen "kein Geld zur Verfügung stellen". Gegen die touristischen Verkehre habe Mainz nichts einzuwenden, es verlange jedoch, dass sich die kommunale Seite "nicht nur mit einem Anerkennungsbetrag" beteilige.
Wie Mainz mit dem Beschluss umgeht, muss abgewartet werden. Heinz Onnertz ist jedenfalls froh, "dass die alte Beschlusslage aufrechterhalten" wird. Er schlug einen Runden Tisch vor. Daran sollten sich alle Kommunen von Gerolstein bis Kaisersesch sowie die touristischen Schwergewichte beteiligen.
Zu den Befürwortern der Reaktivierung gehörten am Dienstag unter anderem auch die Kreise Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell, Mayen-Koblenz und Ahrweiler sowie die Stadt Trier.
Auch wenn die Reaktivierung nun wieder auf der Tagesordnung steht, hat sich an der Entscheidung der Vulkaneifelbahn (VEB) mit Sitz in Gerolstein, im kommenden Jahr keine Freizeitfahrten mehr zu veranstalten, nichts geändert. Das bestätigte Geschäftsführer Jörg Petry auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds.
Beschluss richtig einordnen


Er freut sich über die Entscheidung, weist aber darauf hin, dass der Beschluss richtig einzuordnen ist. "Der Beschluss von 2009 ist am Dienstag bestätigt worden. Momentan ist noch nichts gewonnen, aber auch noch nichts verloren. Das Land ist nun am Zug, sich so schnell wie möglich zu positionieren." Wenn Mainz eine Perspektive für die Zukunft der Eifelquerbahn entwickele, sei er gerne bereit, an der Realisierung mitzuarbeiten.Meinung

Aussitzen muss ein Ende haben
War es nun eine Schlappe fürs Land oder ein Gewinn für die Region? Ist es sinnvoll, viele Millionen zu investieren oder rausgeschmissenes Geld? Geht es wirklich nur um die Eifelquerbahn, oder ist doch auch reichlich Politik im Spiel? Langsam blicken Laien nicht mehr durch, welche Beweggründe für Entscheidungen rund um die Zukunft der Eifelquerbahn maßgeblich sind. Nur ein Beispiel: Da votiert die CDU-Fraktion im Kreistag Vulkaneifel mehrheitlich gegen die Reaktivierung, die Landräte rundum mit gleichem Parteibuch sind aber dafür. Der Beschluss am Dienstag ist jedenfalls ein klares Signal ans Land: Aussitzen wie bisher ist nicht mehr, Mainz muss sich endlich entscheiden, und das zügig. Darauf haben alle Beteiligten einen Anspruch. s.sartoris@volksfreund.de

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