Spedition Ballmann meldet Insolvenz an

Kurz vor dem zehnjährigen Firmenbestehen kommt das Aus: Spedition Ballmann meldet wegen totaler Überschuldung Insolvenz an. 30 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. 193 Gläubiger machen insgesamt knapp eine Million Euro Forderungen geltend. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Beschäftigung von Schwarzarbeitern.

 Ein Bild aus der jüngsten Vergangenheit: die Flotte der Spedition Ballmann. Allerdings mit einem Makel: Bei allen Fahrzeugen fehlen die Kennzeichen. Abgemeldet vom Insolvenzverwalter. Da bringen auch die tollen Comics keine Erheiterung mehr. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Ein Bild aus der jüngsten Vergangenheit: die Flotte der Spedition Ballmann. Allerdings mit einem Makel: Bei allen Fahrzeugen fehlen die Kennzeichen. Abgemeldet vom Insolvenzverwalter. Da bringen auch die tollen Comics keine Erheiterung mehr. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Pelm/Walsdorf. Am Mittwochnachmittag, 16. Juli, eröffnete das Amtsgericht Wittlich das Insolvenzverfahren. Seit 28. Mai lief das vorläufige Verfahren unter Aufsicht von Insolvenzverwalter Hans-Albrecht Brauer aus Daun.

Der Rechtsanwalt hat drei Jahrzehnte Erfahrung in diesem Bereich. Er resümiert mit Blick auf die Ballmann-Akten: "Das ist ein ganz normaler, trauriger Fall. Da wurde einer, der nicht knallhart am Ball war, vom Markt weggeputzt."

Aufträge gab es bei der Spedition en masse



Das sieht Evelyn Ballmann, Ehefrau des Firmeninhabers Uwe, anders. Da ihr Ehemann nach der vierten Bandscheiben-Operation momentan in Reha ist, stellt sie sich den TV-Fragen. Sie weist die Vorwürfe wegen schlechter Unternehmensführung von sich und sagt: "Die enormen Kostensteigerungen beim Diesel und der Maut, hohe Bankzinsen und schlechte Beratung haben in der Summe zum Aus geführt. Wir haben bis zuletzt gekämpft." Seit 2005 hätte die Hausbank ihnen einen Unternehmensberater zur Seite gestellt. Ballmann: "Der hat ständig Expansion gefordert, war aber eher Kontrolleur als Berater." Sie sieht daher ihr Unternehmen als "klassisch an die Wand gefahren" an. Aufträge hätte die Spedition en masse gehabt. Deshalb sei auch die hohe Gläubiger-Anzahl von 193 zustande gekommen. Ballmann: "Wir waren ein ziemlich großer Auftraggeber in der Eifel für die Vermittlung von Ladungen. Es haben noch andere von uns gelebt. Mit unseren 20 LKW schafften wir nicht alles."

So seien viele Gläubiger mit geringen Forderungen aufgelistet. Insolvenzverwalter Brauer bestätigt, dass das Gros der Gläubiger nur ein Fünftel der Million-Forderung ausmache. Einige wenige Gläubiger stellten die Forderung von rund 800 000 Euro.

Brauer muss jetzt das Geschäftsvermögen "versilbern". Es bleiben ihm allerdings nur die Halle und die LKW-Waschstraße mit dem 8000 Quadratmeter großen Areal in Walsdorf. Dafür ständen die Interessenten "nicht Schlange".

Vom Fuhrpark habe Ballmann quasi nichts mehr gehört. Alle Motorfahrzeuge waren geleast und mussten zurückgegeben werden. Viele der Auflieger seien sicherheitsübereignet gewesen.

Mit Blick auf die 30 Arbeitnehmer (21 LKW-Fahrer, drei Büroangestellte, sechs Mini-Jobber) meint Ballmann: "Viele haben wieder eine neue Stelle, denn wir hatten den Ruf, nur gute Leute zu beschäftigen."

Seit Mitte April haben die Mitarbeiter keinen Lohn mehr erhalten. Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens sieht es für sie wieder besser aus. Brauer erklärt: "Jetzt erhalten sie für die vergangenen drei Monate Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur. Das ist der volle Nettolohn." Angeblich ist bei der Spedition Ballmann in punkto Beschäftigung nicht immer alles rechtens zugegangen. Horst Roos, Leitender Oberstaatsanwalt, erklärt: "Es läuft ein Verfahren wegen Beschäftigung von Schwarzarbeitern, ausgelöst von der Finanzkontrolle des Hauptzollamtes."

Ballmann bleibt gelassen: "Wir haben nichts zu befürchten. Alle Fahrer waren angemeldet, und Steuern haben wir auch immer gezahlt." Insolvenzverwalter Brauer rechnet damit, dass etwa Mitte 2009 das Insolvenzverfahren abgewickelt ist. Evelyn Ballmann: "Wir regeln jetzt noch alles und suchen uns dann neue Jobs." Brauer meint zweckoptimistisch: "Durch die Insolvenz entsteht auch eine Chance. Zeigt Uwe Ballmann sechs Jahre lang laut Gesetz Wohlverhalten, ist er alle Schulden los."

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