Stück für Stück in Schutt und Asche

Greifer statt Abrissbirne: Stück für Stück wird das dreistöckige Gebäude in der Hauptstraße Nummer 48 abgetragen. Die Enge der Fußgängerzone und der umliegenden Häuser macht diese Vorgehensweise nötig.

Gerolstein. "Das hier ist keine normale Arbeit. Bloßes Reinhauen mit der Abrissbirne geht nicht, weil es für die Fußgänger und die Nachbarhäuser zu gefährlich wäre", erklärt Baggerfahrer Peter Tusseng von der Firma Sand-Knaf aus Ernzen. Er beherrscht den Bagger aus dem Effeff und setzt den Greifarm wie eine Pinzette ein. Fast filigran zerlegt er das Haus, das 1905 gebaut sowie 1926 und 1961 umgebaut wurde, in Einzelteile. Jedes Mauerstück, jede Tür und jedes Fenster wird separat in den abgesperrten Bereich der Fußgängerzone gehievt. Einige Stahlträger, die noch feststecken, zwirbelt Tusseng mit dem Greifarm so lange, bis sie brechen. Gemeinsam mit Kollege Alex Balitzki sortiert er Metall- und Holzteile aus. Sie konnten erst mit einwöchiger Verspätung mit dem Abriss beginnen, weil die Hydraulik des Baggers kaputt war. Vorher hatten sie das "Schmitze-Haus", wie es genannt wird, entrümpelt und entkernt. Die Abrissarbeiten werden von vielen Passanten und Anwohnern beobachtet. Seniorin Marianne Lang erzählt: "Ich hab in dem Haus als Kind oft geschlafen, weil in den 50er Jahren meine Tante darin gewohnt hat." Manfred Rett, Geschäftsführer des unmittelbar gegenüberliegenden Sportgeschäftes, treibt die Baustelle keine Sorgenfalten auf die Stirn. Er sagt: "Wir haben nicht weniger Betrieb im Laden, und Angst ums Gebäude braucht man nicht zu haben, weil die Leute gut arbeiten." Rett wünscht sich für die entstehende Freifläche inmitten der Fußgängerzone eine attraktive Gestaltung: "Ein Spielareal für Kinder könnte es sein. Auf jeden Fall was, was den Blick in die Lücke lohnenswert macht." Geschäftsnachbar Helmut Schenten wünscht sich "was Grünes und Kurzzeitparker-Stellplätze". Passant Andreas Oerter plädiert für eine Grünfläche. Der Stadtrat hat noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen, weil die Neugestaltung in einem Zuge mit der Sanierung der Kirchentreppe einhergehen soll. Die Rückwand im Hang muss Tusseng zunächst stehen lassen, weil erst ein Statiker das Okay zum Abriss geben muss. Klaus Jansen vom Gerolsteiner Bauamt: "Wir müssen gucken, inwieweit der Berg hält. Wahrscheinlich bleibt ein Teil der Mauer stehen." Der Abriss soll bis heute Abend fertig sein. Die gesamten Mauer- und Betonteile werden nach dem Maifeiertag zu einer Recyclinganlage abtransportiert, um zu Bauschotter verarbeitet zu werden.

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