Tausende Festmeter Holz stapeln sich im Wald

Daun/Gerolstein/Hillesheim · Hoffen auf eine längere Frost- oder Trockenperiode: Den Forstämtern in der Vulkaneifel bereiten die matschigen Böden bei der Holz-ernte massive Probleme. Während der Holzeinschlag noch weitgehend nach Plan läuft, ist es vielerorts nahezu unmöglich, die Stämme per Rückemaschine und LKW aus dem Wald zu transportieren, ohne den Waldboden und die Wege massiv zu schädigen.

 Tiefe Furchen im Waldboden: Beim Holzrücken entstehen durch den nassen und weichen Boden Schäden an den Waldwegen. Die Wege sind normalerweise um diese Jahreszeit zugefroren. TV-Foto: Klaus Kimmling

Tiefe Furchen im Waldboden: Beim Holzrücken entstehen durch den nassen und weichen Boden Schäden an den Waldwegen. Die Wege sind normalerweise um diese Jahreszeit zugefroren. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (m_wil )

Daun/Gerolstein/Hillesheim. "Das Einzige, was uns momentan helfen würde, wäre besseres Wetter - also Frost oder längere Trockenheit." Mit diesen Worten umschreibt Wolfgang Witzel, Leiter des Forstamts Gerolstein, die aktuellen Probleme bei der Holz-ernte. Denn wegen des vielen Regens in den vergangenen Wochen ist der Boden sowohl der Rückengassen als auch der Waldwege enorm aufgeweicht und kann daher nicht mit schwerem Gerät befahren werden. Zumindest nicht, ohne Boden und Wege massiv zu schädigen.
Üblicherweise ist zum jetzigen Zeitpunkt schon ein Großteil des eingeschlagenen Holzes abgefahren. In dieser Erntesaison aber nicht. Dennoch seien die Verzögerungen noch aufzufangen, meint Witzel. Denn: "Beim Holzeinschlag sind wir voll im Plan, da wir derzeit mit sechs Harvestern arbeiten." Das sind die großen Holzvollernter, die mit einer voll ausgestatteten Greif- und Schneidezange in einem nur wenige Minuten dauernden Arbeitsgang den Stamm packen, ihn abschneiden, entasten und ihn zurechtlegen.
Nach Angaben von Witzel werden im Bereich des Gerolsteiner Forstamts pro Jahr rund 100 000 Festmeter Holz geerntet. Im Bereich der Forstämter Daun und Hillesheim sind es etwa genauso viel. Wie lange Witzel und seine Mitarbeiter noch abwarten können, das Holz aus dem Wald zu schaffen, konnte er nicht sagen. Er meinte nur: "Irgendwann ist es so weit, dann zählt nur noch die Frage: Entweder geht das Holz kaputt oder die Wege." Seine Priorität: "Dann müssen wir bewusst auch Schäden in Kauf nehmen. Wo gehobelt wird, da fallen Späne", sagt Witzel. Schließlich habe das Forstamt Lieferverträge mit großen Abnehmern.
Etwas anders ist in dieser Frage die Sicht des Dauner Forstamtsleiters Karl-Ludwig Pentzlin. Er sagt: "Wir tun, was wir können. Aber wenn wir nicht liefern können, dann geht es eben nicht. Die Bodenschonung geht bei uns vor." Denn werde in einer Rückegasse erst einmal eine tiefe Furche reingefahren und der Boden dort massiv verdichtet, sei er irreparabel geschädigt. Etwas anders sieht es bei den Waldwegen aus. Die haben ein Schotterbett und könnten nach den Forstarbeiten relativ leicht wieder repariert und begradigt werden.Seilwinden im Einsatz


Zwischen 2 und 2,50 Euro pro geschlagenem Festmeter Holz werden laut Pentzlin jährlich für den Waldwegebau ausgegeben. Macht bei 100 000 Festmetern bis zu eine Viertelmillion Euro aus. Um die Schäden gering zu halten, wird das Holz an besonders feuchten Stellen mit Seilwinden (mit bis zu 80 Meter langem Stahlseil) oder einem Seilkran aus dem Bestand gezogen. Damit könnten 300 Meter überbrückt werden, ohne dass sensibler Waldboden befahren werden müsse. Dieses Vorgehen ist jedoch zeit- und kostenintensiv.
Das gleiche Bild auch im Zuständigkeitsbereich des Forstamts Hillesheim. "Die Fällung klappt, aber wir kriegen das Holz nicht aus den Beständen heraus", sagt Matthias Wagner. Doch irgendwann sei der Punkt gekommen, an dem man das Holz abtransportieren müsse. Und wenn die Böden dann noch nicht abgetrocknet seien, habe dies ökologische wie finanzielle Folgen. Wagner sagt: "Wenn mit schweren LKWs in den Wald gefahren wird, ist auch der Gewinn schnell futsch, weil wir dann umso mehr Geld in den Wegebau stecken müssen." Ein Problem bereitet den Forstleuten aber noch größere Kopfschmerzen, wie Experte Pentzlin sagt: "Gnade uns Gott, wenn wir bei den völlig aufgeweichten Böden Sturm bekommen." Dann drohe, dass Tausende Bäume entwurzelt und umfallen werden. Dennoch betont Pentzlin, dass der Niederschlag eben auch wichtig sei - er wäre nur besser etwas mehr übers Jahr verteilt. Pentzlin erinnert: "Vergangenes Jahr sind wir nur wegen des vielen Niederschlags im Frühjahr einigermaßen über den langen und trockenen Sommer gekommen."Extra

Trotz des vielen Niederschlags und der aufgeweichten Böden wird es nach Auskunft der Forstämter keine Einschränkungen beim Brennholz geben. So sagt Karl-Ludwig Pentzlin vom Forstamt Daun: "Wir schlagen derzeit überall ein, das meiste Brennholz ist bereits am Boden, aber eben noch nicht gerückt. Wir werden den Bedarf decken, auch wenn die Zuteilung vielleicht etwas später sein wird als üblich." mh

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