Tiefe Gräben am Gerolsteiner Gymnasium: Lehrer verunglimpft Kollegen und Ex-Kollegen auf Facebook

Gerolstein · Unter den Lehrern des St. Matthias-Gymnasiums (SMG) in Gerolstein schwelt Streit. Jetzt wird deutlich, dass es einen Graben innerhalb des Kollegiums gibt: Ein Lehrer hat sich auf Facebook gegenüber Kollegen und Ex-Kollegen herabwürdigend geäußert. Das gipfelt in der Aussage, dass ein Ex-Kollege mit seiner Haltung ein KZ hätte leiten können. Inzwischen ist der Eintrag gelöscht, Staatsanwaltschaft und Schulaufsicht sind aber eingeschaltet.

Gerolstein. So richtig äußern möchte sich niemand zum Streit, der offenkundig am St. Matthias-Gymnasium (SMG) in Gerolstein herrscht. Es handele sich um eine interne Sache, es gehe um den Schulfrieden: So lauten die Standardantworten, die der TV bei Gesprächsversuchen mit Schulleitung und Lehrern erhält.
Dass sich innerhalb des Kollegiums aber ein tiefer Graben auftut, ist mit Händen zu greifen - und wird auch in der Facebook-Korrespondenz eines Lehrers mit einer Ex-Kollegin ausführlich geschildert. Den Eintrag hat der Autor zwar inzwischen wieder gelöscht. Er ist aber von Dritten eingesehen und im Kollegium verbreitet worden - und liegt auch dem TV vor.Mobbingvorwürfe


Darin wird der langjährige Schulleiter Heribert Steinmetz, der im vergangenen Jahr nach einem Vierteljahrhundert an der Schule in Ruhestand gegangen ist, einer zweifelhaften Personalführung bezichtigt. Im Schreiben heißt es dazu: "Frau Schmitz (die neue kommissarische Schulleiterin, Anmerkung der Redaktion) war ziemlich erschüttert zu sehen an deinem Beispiel, dass Mobbing System hatte unter Steinmetz." Zudem wirft der Autor dem Ex-Schulleiter vor, weiter Einfluss aufs Schulleben zu nehmen. Zitat über Steinmetz: "Empfängt morgens immer wieder im Café Clemens in Gerolstein seine alte Garde." Und dort erhielten diese dann von ihm "Weisungen für Widerstand und Bremsen".

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Aber, so der Autor weiter: "Ab dem 1. August wird zurückgeschlagen." Damit spielt er auf den Dienstbeginn der neuen Schulleiterin Jutta Schmitz an. Zur "alten Garde" zählt der Verfasser des Beitrags drei Kollegen und Ex-Kollegen. Einen davon nennt er den "Obervollstrecker der Steinmetzwünsche via Stundenplan". Anschließend charakterisiert er ihn wie folgt: "Mit dessen Schießloyalität hätte man locker ein KZ leiten können."

Dieses Zitat hat nun auch die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. Denn gegen den Autor ist genau wegen dieses Nazivergleichs Anzeige bei der Polizei in Prüm erstattet worden. Der Trierer Oberstaatsanwalt Ingo Hromada bestätigt dies auf TV-Anfrage: "Gegen den von Ihnen genannten Lehrer ist bei der Staatsanwaltschaft Trier ein Verfahren wegen übler Nachrede anhängig."

Unterdessen hat sich der Autor Rechtsbeistand genommen: Andreas Böhm aus Berlin, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht. Der nimmt im Auftrag seines Mandanten Stellung zu dem Vorfall und den Fragen des TV. Zunächst wird eingeräumt, dass der Lehrer besagten Eintrag auf Facebook samt des Nazivergleichs gemacht hat und gegen ihn deswegen Anzeige erstattet wurde. Es wird aber betont, dass er nicht "Schießloyalität", sondern "Scheißloyalität" geschrieben habe. Das Rechtschreibprogramm habe dies geändert.

Und Böhm schreibt: "Unabhängig hiervon bedauert unser Mandant seine von Ihnen zitierte Äußerung und hält diese ausdrücklich nicht aufrecht." Auch habe er gegenüber den Beteiligten bereits mehrfach sein Bedauern zum Ausdruck gebracht. Zitat: "Er hat sich mehrfach mündlich und schriftlich für seine Äußerungen entschuldigt."

Von den Betroffenen will keiner etwas zum Brief, den darin enthaltenen Äußerungen über sie und die Stimmung an der Schule sagen. Einer sagt auf TV-Anfrage: "Ich möchte mich dazu nicht äußern." Eine Kollegin wiederum meinte: "Das ist eine so unerfreuliche Geschichte. Ich möchte mich dazu nicht äußern." Und auch Heribert Steinmetz winkt ab mit der Begründung: "Das ist ein laufendes Verfahren."

Dafür bezieht er Stellung zu einem anderen Vorfall, der ebenfalls für Wirbel an der Schule gesorgt hat - das aktuelle Abifoto, dass offenbar retuschiert worden ist (siehe Zweittext).Schulleitung hält sich bedeckt


Auch Jutta Schmitz, die kommissarische Schulleiterin am SMG, hat der TV befragt: Was sie zur Facebook-Korrespondenz ihres Kollegen sage? Was sie tue, damit Schüler und Unterricht nicht unter der Stimmung innerhalb des Kollegiums litten?
Ihre Antwort: "Bezüglich Ihrer Anfrage verweise ich auf die Stellungnahme der Pressestelle der ADD, die Ihnen vorliegt."
Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier ist die Schulaufsichtsbehörde, die ebenfalls eingeschaltet ist. Doch auch sie antwortet auf die konkreten Fragen des TV - was sie unternehme und welche Konsequenzen der Vorfall nach sich ziehe - nur ausweichend. Die Sprecherin der Behörde lässt wissen: "Ja, die ADD weiß von diesen Vorgängen. Die Facebook-Korrespondenz wurde uns zugeleitet. Seither fanden intensive Gespräche mit den Beteiligten statt, unter anderem in der ADD und in Gerolstein. Weitere Gesprächstermine sind bereits anberaumt. Wir (d.h. die Schulleitung und die ADD) sind hier auf einem guten Weg. Weitere vertrauensbildende Maßnahmen für das Kollegium sind in Planung."

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