Tiefe Gräben an der Burg Lissingen

GEROLSTEIN-LISSINGEN. (Schlamm-) Schlacht in der Unterburg? Burgherr Dr. Karl Grommes und das Pächter-Quintett fechten Kämpfe um den Betrieb von Restaurant und Kulturprogramm aus. Grommes zieht mit einer Räumungsklage ins Feld, die Pächter wehren sich.

Die (Burg-) Gräben sind tief und scheinen unüberwindbar. Je nach Lager gibt es unterschiedliche Geschichten, warum es zum Streit kam. Grommes sagt: "Die haben sich mit aller Macht reingedrängt. Dass ich Braun auf den Leim gegangen bin, rächt sich jetzt." Er bezeichnet das gastronomische Angebot als "zu primitiv". Außerdem hätte die Betreiberge-meinschaft "fürchterlich ins Ambiente der Burg hineingepfuscht und Akzente gesetzt", die ihm nicht gefallen. Harry Braun, Sprecher der Pächter, schildert es so: "Wir haben Monate lang über den Vertrag verhandelt, und Grommes hat mich mit meiner Firma Eifel-Events, mit der ich etwa 80 Kulturveranstaltungen im Jahr auf der Burg Satzvey mache, über zwei Jahre lang beäugt." Immerhin gab es fast fünf Jahre lang keine Pächter auf der Unterburg Lissingen. Haus offen für alle Besucher

Grommes habe ganz genau gewusst, dass er sich auf erfahrene Leute einlasse. Zu Beginn sei es noch "nett" gewesen. "Aber dann begann er zunehmend, uns in alles reinzureden. Es kamen lange Abhandlungen wie die Brotsuppe auszusehen habe, die Möbel im Restaurant zu stehen hätten, und auch unser Publikum sei nicht erwünscht", zählt Braun auf. Dabei sei von Anfang klar gewesen, dass "wir aus der Burg keine elitäre Hütte machen werden". Der 52-Jährige erklärt: "Unser Haus war und ist offen für alle, und das kulturelle Programm richtet sich auch an alle." Bereits im März schickte Grommes die erste Kündigung. Braun: "Er behauptet, wir wären die falschen Leute". Braun fuhr nach Koblenz in Grommes Anwaltsbüro. Er erinnert sich: "In einem ruhigen Gespräch, gemeinsam mit seiner Frau, stellte sich heraus, dass es eine Kurzschlussreaktion gewesen war. Am Ende des Treffen haben wir uns in den Armen gelegen und uns mit Sekt zugeprostet." Doch die Harmonie hielt nicht lange. Eva und Heinz Rang vom Pächter-Quintett sahen keine Perspektive mehr und gingen in ihre ursprünglichen Jobs zurück. Braun erzählt: "Nach kurzer Zeit war das gute Einvernehmen flöten. Mal tauschte Grommes die Schlösser am Ruhetag aus, mal stellte er die Heizung ab. Er rief sogar Gäste an, die bei uns eine Hochzeit gebucht hatten, machte uns schlecht, woraufhin dann absagt wurde." Grommes hält dagegen: "Gezielt habe ich keine Leute angerufen und Gäste verprellt. Aber die Pächter zeigen keine Leistung und müssen sich deshalb Kritik gefallen lassen." Ein Blick auf die Öffnungszeiten genüge, um "deren Faulheit zu dokumentieren". Braun berichtet von der zweiten Kündigung und einem weiteren Treffen Anfang Juni in Koblenz, wobei eine einvernehmliche Lösung bis Oktober ausgehandelt worden sein soll. Jedoch sehe die schriftliche Vereinbarung völlig anders aus. Braun ist sauer: "Es gibt von keiner Aufsichtsbehörde Beschwerden, und weil er uns weder Fehler in der Gastronomie noch im Kulturprogramm nachweisen kann, stellt er uns jetzt als säumige Zahler dar. Das ist schweinisch." Grommes habe die Hälfte die Pachtzahlungen erhalten. Außerdem sei vereinbart worden, dass beim Start in den Wintermonaten die besseren Umsätze in den Sommermonaten als Ausgleich dienen sollten. Darüber gibt es aber nichts Schriftliches. Grommes erklärt: "Das ist Wunschdenken von Herrn Braun. Die sind Hasardeure. Ich habe gerade mal zwei Monatspachten bekommen."Vergangenen Freitag schickte er die Räumungsklage. Die Pächter gehen juristisch dagegen vor. Einen gültigen Pachtvertrag gibt es - laut beiden Parteien - bis heute nicht. Grommes sagt: "Ich will die Schlüsselgewalt über die Burg." Braun meint: "Wir sind hier in einen Irrsinn rein geraten, ohne was verbrochen zu haben." Vorläufig finden alle Veranstaltungen wie geplant statt.

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