Und im Sommer stinkt’s

BIRRESBORN. Viele Bürger sind gegen den Betrieb einer Reifen-Recycling-Anlage im ehemaligen Phönix-Sprudelgebäude. Sie fürchten Lärm-, Geruchs- und Staubbelästigungen. Jetzt hat das Gewerbeaufsichtsamt bei einem Probelauf den Lärmpegel gemessen. Die Trierer Aufsichtsbehörde entscheidet über die Betriebsgenehmigung.

50 Bürger, Vertreter des Ortsbeirates und der Verbandsgemeindeverwaltung hatten pünktlich um 18 Uhr Position in der Salmer Straße bezogen. Die Diskussion mit dem Betreiber, Leka-Chef Erwin Lenerz, verlief sehr emotional, zeitweise sogar hitzig. Hans Nieder sagte: "Es hat sich eine Widerspruchsgemeinschaft mit rund 100 Leuten gebildet. Das geht nicht gegen Leka, sondern gegen den Standort in der Ortslage." Nieder wertete den Probelauf der Maschine als "effektvolle Show, um Kritiker ruhig zu stellen". Reifenhändler Lenerz möchte mit der Anlage 30 Tonnen Altreifen pro Tag (bei 220 Tagen im Jahr) in die einzelnen Bestandteile (Metall, Textil und Gummi) zerlegen. Großabnehmer für das Gummigranulat wird Aqua-Spa sein. Die Firma für unterirdische Bewässerungssysteme produziert seit einem Jahr im Kylltal - mittlerweile mit 23 Mitarbeitern im Vier-Schicht-Betrieb. Aqua-Spa Prokurist Jürgen Fuchs: "Wir brauchen rund 600 Tonnen Granulat im Jahr, das wir derzeit noch aus Belgien importieren.""So etwas gehört nicht in den Ort"

Aqua-Spa verzeichnet eine Jahresproduktion von neun Millionen Metern Bewässerungsschlauch. Aus Synergieeffekten sind Lenerz und Fuchs zusammen ins ehemalige Phönix-Gebäude gezogen. Doch Lenerz hat für den Betrieb der Recycling-Anlage noch keine Genehmigung. Dabei hat er bereits 1,3 Millionen Euro investiert. Roland Göres vom Hotel zur Krone meinte: "Er hat Fakten geschaffen. Zuerst umgebaut, die Maschine gekauft und dann erst gefragt. So geht das nicht." Der Hotelier fürchtet hohe Feinstaubbelastungen und Naturfrevel: "Schließlich fängt auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Naturpark Eifel an, sogar die höher geschützte Kernzone." Auch der unmittelbare Anwohner Rolf Hoffmann ist nicht gut auf die Anlage zu sprechen. Er sagte: "Sie gehört nicht in den Ort. Die Textilien aus den Reifen sind bekanntlich stark Krebs erregend, und die Altreifenstapel sind neben einer großen Brandgefahr auch Brutstätten für Ratten." Dieter Krämer ergänzte: "Außerdem ist die Immobilie total überaltert." Nieder schaltete sich ein und meinte: "Und im Sommer, bei Sonnenschein, stinken Altreifen bestialisch." Leka-Chef Lenerz versuchte, zu beruhigen und zu informieren. Er sagte: "Zugegeben, es ist momentan kein schöner Anblick, aber wenn die Anlage richtig läuft, wird alles in einem geschlossenen System ablaufen." Die Altreifen sollen dann in geschlossenen Containern angeliefert und unmittelbar an die Anlage angedockt werden. Die Einzelteile Metall, Textiles und Gummigranulat sollen durch Rohrsysteme in große Kunststoffbehälter transportiert werden. Lenerz will die "kursierenden Horrorgeschichten" aus der Welt schaffen. Der Birresborner Ortsbeirat hatte die Änderung des Flächennutzungs- und Bebauungsplanes auf den Weg gebracht. Da ein Gutachten über die Lärmbelastung, das Werte unter den gesetzlichen Vorgaben bescheinigt, angezweifelt wurde, war auch das Gewerbeaufsichtsamt beim Probelauf. Rudolf Lauer zog mit seiner Messstation in verschiedenen Wohnhäusern Position, um den Lärmpegel zu messen. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Trier wertet die Angaben aus. Sie hat die Oberhand übers Genehmigungsverfahren. Ortsbürgermeister Josef Bach: "Wir werden garantiert hinter keinem Vorhaben stehen, was nicht gesetzeskonform ist. Allerdings hat jeder eine faire Chance verdient." Bis Ende April liegen die Pläne aus. Bürger können Einwendungen abgeben. Leka-Chef Lenerz rechnet mit einer Entscheidung bis Ende April. Er sagte: "Ich werde nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen, aber ich sehe keinen Grund, warum ich die Genehmigung nicht kriegen sollte, weil gesetzlich nichts dagegen spricht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort