Unter schwarzer Flagge

HILLESHEIM. Die Produktion steht, doch noch arbeitet eine Hand voll Leute im Hochwald-Werk in Hillesheim: Bis Weihnachten kann noch Milch aus dem Lager verladen werden, die Abwicklung des Werks soll bis Mitte 2007 dauern. 19 der 45 Mitarbeiter wurden im Schwesterwerk in Erftstadt untergebracht, zudem fünf der zehn Fahrer weiterbeschäftigt.

Auf einmal ging alles ganz schnell und leise: Nachdem stets das Jahresende als Termin für die Schließung des Hochwald-Werks in Hillesheim angenommen wurde, wurde die Produktion bereits vor der Adventszeit eingestellt (der TV berichtete). Stummer Künder des abschließenden Kapitels der traditionsreichen Geschichte der unter dem Namen Eifelperle bekannt gewordenen Molkerei ist eine schwarze Fahne, die am Firmenschild vor dem Haupteingang des Werks angebracht wurde. Dennoch wird im Werk in der Straße Am Stockberg noch immer gearbeitet. "Im Lager stehen noch 5000 Paletten Milch á 300 Liter. Das reicht, um bis Weihnachten auszuliefern", berichtet Werksleiter Peter Weyhofen, dem nach eigenem Bekunden die Abwicklung des Werks in Hillesheim von der Geschäftsführung des Hochwald-Konzerns in Thalfang aufgetragen wurde. "Und das wird noch bis Mitte 2007 dauern", sagt der 62-Jährige. Maschinen und die Milchtanks werden ab- und - falls benötigt - in anderen Standorten wieder aufgebaut, die Hallen und Büros leergeräumt und alles, was keine Verwendung mehr findet, verkauft oder verschrottet. Zehn Mitarbeiter kümmern sich derzeit darum, nach und nach sollen es weniger werden. Zwei Kollegen haben nach Worten des Betriebsleiters "bereits gekündigt und anderswo eine Arbeit gefunden", ein weiteres halbes Dutzend habe gute Aussichten. Eine weitere Verwendung im Schwester-Werk in Erftstadt wurde laut Weyhofen für 19 der 45 Hillesheimer Hochwald-Mitarbeiter gefunden. Zudem seien fünf der zehn Milchfahrer weiter beschäftigt worden. "Derzeit läuft ein Bus für die Schicht von 6 bis 14 Uhr", berichtet der 62-Jährige vom eingerichteten Fahrdienst zwischen Hillesheim und dem rund 60 Kilometer entfernten Erftstadt, den bis zu neun Kollegen nutzen. Die anderen ehemaligen Hillesheimer Molkerei-Mitarbeiter, die weiter beschäftigt wurden, haben sich zu Fahrgemeinschaften zusammengeschlossen und nutzen Privat-PKW. Fahrdienst beziehungsweise Fahrtkostenzuschuss waren denn auch Punkte der Auseinandersetzung zwischen Geschäftsführung und Arbeitnehmerseite. "Die Verhandlungen haben sich anfangs sehr schwierig gestaltet, letztlich haben wir aber ein vernünftiges Ergebnis erzielt", sagte Christel Martin von der Gewerkschaft Nahrung-Genussmittel-Gaststätten (NGG) aus Trier. Ganz andere Töne schlägt Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) an. "Ich bin maßlos enttäuscht", sagte er auf TV-Anfrage. Nicht nur über die Schließung, sondern auch über die Informationspolitik der Hochwald-Geschäftsführung: "Ich habe offiziell noch nicht aus Thalfang gehört, dass das Werk in Hillesheim geschlossen ist. Zumindest das hätte aber der Anstand verlangt. Vielmehr ging alles still und heimlich."Angst vor einer Industrie-Ruine

Vielmehr habe er sich auf eine Zusage aus Thalfang verlassen, sagt Stein: "Dr. Engel hat mir zugesichert, dass nicht geschlossen wird, bevor klar ist, was mit der Immobilie passiert." Denn neben dem Jobverlust für viele Hillesheimer treibt den Stadtbürgermeister um, was mit dem Werk passiert. Eines könne er jedenfalls schon jetzt mit Sicherheit sagen: "Die Stadt ist nicht in der Lage, die Gebäude zu kaufen." Dennoch sei eine Weiternutzung auch aus städtischer Sicht wünschenswert, "denn wenn dort oben erst einmal die Scheiben eingeschmissen wären und wir eine Industrieruine hätten, wäre das ganz schlecht". Hochwald-Geschäftsführer Karl-Heinz Engel war gestern für eine Stellungnahme gegenüber dem TV nicht zu erreichen.

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