Unternehmer investieren in Holzschnitzel

Immer mehr Betriebe stellen auf Holzhackschnitzel-Heizungen um. Schweinezüchter Marco Weber aus Lissendorf will künftig 18 500 Euro im Jahr an Heizkosten sparen und Metallbauer Jochen Werres aus Gerolstein 9500 Euro. Forst-Energie-Experten raten zur Vorsicht, denn nicht jede Investition in diesem Bereich sei langfristig rentabel.

 Die Jungunternehmer Jochen Werres (links) aus Gerolstein und Marco Weber aus Lissendorf haben insgesamt 110 000 Euro in zwei Holzhackschnitzel-Heizungen investiert. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Die Jungunternehmer Jochen Werres (links) aus Gerolstein und Marco Weber aus Lissendorf haben insgesamt 110 000 Euro in zwei Holzhackschnitzel-Heizungen investiert. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein/Lissendorf. "Für mich geht es darum, unabhängig zu sein", erklärt Jochen Werres. Der 32-jährige Unternehmer bezahlt momentan 13 500 Euro Heizkosten pro Jahr für den Fenster- und Fassadenbaubetrieb plus Wohngebäude. Nun hat er 60 000 Euro in den Bau einer neuen Holzhackschnitzel-Heizung (HHSH) investiert, die im Oktober in Betrieb genommen werden soll. Werres: "Mit Holz aus Privatwald und durch Zukauf wird die Anlage bestückt, so dass sich die Jahreskosten auf schätzungsweise 4000 Euro reduzieren." Sein Freund Marco Weber hat in den Bau einer 100-Kilowatt-HHSH 50 000 Euro investiert. Der Landwirt vom Dennerthof bei Lissendorf musste bisher 1500 Euro monatlich Heizkosten für den Schweinezuchtstall plus 2000 Euro jährlich fürs Wohnhaus an den Erdgaslieferanten bezahlen. Weber erklärt: "Wir rechnen damit, dass den 20 000 Euro pro Jahr künftig 1500 Euro an Hackkosten gegenüberstehen." Er wird die Anlage zunächst ausschließlich aus eigenem Privatwald bestücken.Heizen mit chinesischem Schilfgras

Der 32-jährige Bauer denkt weiter. Er sagt: "Im nächsten Jahr werden wir Miscanthus, eine Art chinesisches Schilfgras, anbauen und mit dem Maishäcksler ernten, damit wir es in der Anlage verfeuern können." Das Saatgut ist bestellt, die Aussaat für Herbst geplant. Laut Prognosen soll die Ernte eines Hektars Schilfgras 7000 Liter Heizöl wettmachen. Die Möglichkeiten der Nutzung so genannter erneuerbaren Energien scheinen groß zu sein. Doch Johannes Pinn, seit 2004 Produktleiter Energie und Biomasse bei der Forstverwaltung, schränkt ein: "Für den Landesforst ist es wichtig, dass die Umstellung mit Energieeinsparung und möglicherweise noch Solarenergienutzung einhergeht." Der Förster beobachtet seit Jahren eine "falsche Erwartungshaltung in der Bevölkerung". Pinn meint: "Es ist blauäugig zu sagen: ,Ich kaufe mir im Baumarkt einen billigen Ofen und kriege dann von der Gemeinde das Holz für einen Apfel und ein Ei'. Nach dem Motto: ,Ich stelle auf Holz um und brauche nichts mehr zu machen.'" Er warnt vor Enthusiasmus, weil der Holzpreis sich nach dem freien Markt richte und im vergangenen Herbst um 30 Prozent gestiegen sei. Außerdem fielen die Förderungen "nicht allzu üppig" aus. Mit Blick auf die zwei Jungunternehmer Werres und Weber sagt Pinn: "Wenn sie gegenseitig voneinander profitieren und aus ihren eigenen Strukturen heraus Selbstversorger sind, ist es eine gute Sache." Mittlerweile seien im Landkreis Vulkaneifel rund ein Dutzend Betriebe auf HHSH umgestiegen. Allerdings seien dies meist Schreinereien, Sägewerke oder Eigentümer sehr großer Wohneinheiten mit viel Privatwald.Kommunen waren Beispiel

Die Kommunen hatten es mit der Versorgung von Schulgebäuden vorgemacht. Pinn: "Die Kommunen haben in der kommunalen Familie mit den Ortsgemeinden und deren Waldbesitz einen klaren Vorteil, weil damit die direkte Schiene der Holzvermarktung bedient wird." Im Hinblick auf die Klima-Diskussion bringt Pinn einen Gedanken ein. Jeder Betreiber einer HHSH handelt CO{-2}-neutral. Er sagt: "Wenn jede kleine Leistung dem CO{-2}-Handel-System gutgeschrieben würde, könnte es sein, dass Firmen, die CO{-2}-Rechte einkaufen müssen, privaten und kommunalen Betreibern Geld für ihren Anteil zahlen würden." Momentan wird, laut Pinn, darüber auf EU-Ebene diskutiert. Informationen zu HHSH gibt es im Internet unter www.carmen-ev.de (centrales Agrar-Rohstoff-Marketing-Entwicklungs-Netzwerk), www.landesforsten-rlp.de und www.fnr.de (Fachagentur nachwachsender Rohstoffe).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort