Vom Linksaußen zum Computer-Crack

Große Veränderungen: In der Eifelkaserne "Auf windiger Höh'" in Gerolstein-Lissingen tut sich einiges. Zum einen wird massiv in Gebäude und Material investiert, zum anderen werden die Fernmelder zu IT-Spezialisten ausgebildet.

Gerolstein. Der Schein trügt: Wer hoch zur Eifel-Kaserne "Auf windiger Höh'" in Gerolstein-Lissingen fährt, bekommt noch keinen Hinweis auf die großen Veränderungen, die sich derzeit am Bundeswehrstandort Gerolstein vollziehen: Die großen weißen Parabol-Antennen - Symbol der Gerolsteiner Fernmelder - stehen wie eh und je und tun auch noch immer ihren Dienst: Sie ermöglichen die Kommunikation zwischen Heimat und Einsatzland - ob am Hindukusch oder in Afrika.Am Kasernentor angekommen, deutet sich aber bereits eine Veränderung an: Dort wird derzeit ein komplett neues Wachgebäude errichtet. Und demnächst wird das Wirtschaftsgebäude, in dem sich nicht nur die Küche, sondern auch das Mannschafts- und Unteroffiziersheim befinden, komplett erneuert. "Für rund neun Millionen Euro", informiert Oberstleutnant Egbert Fikowski, Kommandeur der Gerolsteiner Fernmelder, die nach Umbenennung und Umstrukturierung seit einigen Jahren nun schon im Führungsunterstützungsbataillon 281 beheimatet sind. Weiterhin werde in neues technisches Material investiert - damit die Soldaten ihre neuen, zusätzlichen Aufgaben wahrnehmen können. Und darin spiegelt sich die größte, für Außenstehende nicht sichtbare, Veränderung "Auf windiger Höh'" wider: Waren die Fernemelde-Soldaten, die bei so gut wie jedem Auslandseinsatz der Bundeswehr dabei sind, früher "nur" dafür zuständig, eine störungsfreie Kommunikation zwischen Einsatzland und Heimat sowie unter den einzelnen Truppenteilen zu gewährleisten, werden sie nun zu IT-Spezialisten ausgebildet. Denn heutzutage wird auch bei der Bundeswehr unter Kommunikation weit mehr verstanden, als nur über weitere Entfernungen miteinander telefonieren zu können. Oder wie Kommandeur Fikowski es ausdrückt: "Der Verband befindet sich im Wechsel von der bisherigen Satelliten-Kommunikation hin zu einem universellen IT-Dienstleister. Oder anders formuliert: Bislang bildeten wir nur den Linksaußen aus, künftig müssen wir die gesamte Mannschaft stellen." Drei Jahre Ausbildung bis zum Auslandseinsatz

So geht es mittlerweile darum, militärinterne Computer-Netze aufzubauen und zu unterhalten, den Zugang zum Internet herzustellen, E-Mail-Verkehr zu ermöglichen und sogar, ein eigenes Handy-Netz herzustellen. Bis 2010/11 sollen die Gerolsteiner Fernmelder das alles können. Und da liegt auch das Problem, wie Fikowski sagt: "Wir haben in Teilbereichen zu wenig Material für die Ausbildung und um gleichzeitig die Soldaten in Übung zu halten." Derzeit müssten sich 40 Soldaten eine Station teilen. Und zudem laufen die Auslandseinsätze weiter.Bis 2010 werden laut Fikowski zwar 180 neue Feldwebel in Gerolstein stationiert, aber die müssten noch die gesamte Praxis erlernen. "Bis sie als eigenverantwortliche Truppführer im Auslandseinsatz eingesetzt werden können, wir es zwei bis drei Jahre dauern", sagt der Kommandeur. Dies alles zu schultern, ist seiner Ansicht nach "die zentrale Herausforderung in den nächsten Jahren". Doch auch für die Soldaten, oder die, die es werden wollen, ändern sich die Anforderungen enorm, schließlich würden die jungen Feldwebel alle in einer 21-monatigen Ausbildung einen IT-Beruf erlernen. Wer dafür nicht schon ein gewisses Faible mitbringe, habe einerseits schlechte Karten, andererseits mache diese hoch qualifizierte Ausbildung auch wieder den Reiz des Soldatenberufs aus und beispielsweise eine Wiedereingliederung nach der Militärzeit relativ leicht.Doch eines ist auch klar: Wenn so viel Geld in die Gebäude, die Ausbildung der Soldaten und deren Material investiert wird, ist das für den Standort Gerolstein ein gutes Zeichen. Das sieht auch Fikowski so: "Für mich gibt es keine Zweifel an der Sicherheit des Standortes. Ganz im Gegenteil."

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