"Von allen Qualen und Schmerzen erlöst"

NIEDEREHE. Über die Todesanzeige von Sascha Timmermann haben seine Eltern die Zeile "Gekämpft, gehofft und doch verloren" gesetzt. So mögen nun auch unzählige andere Menschen empfinden. Denn durch die Berichterstattung im Trierischen Volksfreund und ein Benefizkonzert in Hillesheim waren sie auf das Schicksal des seit einem Unfall im Wachkoma liegenden 16-Jährigen aufmerksam geworden und hatten sich in großem Stil zu seinen Gunsten engagiert.

Blick zurück: Am Abend des 7. Mais 2006 war Sascha Timmermann am Ortseingang von Oberehe mit seinem Moped verunglückt und hatte dabei schwerste Verletzungen erlitten. Kaum eine Überlebenschance gaben die Ärzte dem 16-Jährigen damals. Doch Sascha blieb am Leben. Knapp vier Monate später wurde er als Wachkomapatient nach Hause gebracht, seine Eltern Petra und Dirk Timmermann übernahmen die Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Um ihnen diese Aufgabe zu erleichtern, organisierte ein sechs Personen starkes Team um Monika Kramp aus Üdersdorf eine Benefizfeier für Sascha. Parallel dazu entwickelten Schüler, Eltern und Lehrer der Augustiner-Realschule ein Hilfsprojekt nach dem anderen.Welle der Anteilnahme

Die Veranstaltung in der Hillesheimer Stadthalle übertraf alle Erwartungen: so viele Akteure und Besucher, so viele Programmpunkte und Spenden. Das Schicksal des Jungen bewegte darüber hinaus weitere Privatleute, Vereine und Schulklassen, auch sie spendeten auf das von der Pfarrgemeinde Niederehe eingerichtete Konto für dringend notwendige Anschaffungen und Baumaßnahmen im Elternhaus von Sascha. Das Bad wurde behindertengerecht umgebaut. Saschas Zustand besserte sich merklich. Doch noch bevor der bereits geplante Lift installiert werden konnte, wendete sich das Blatt. Am 24. Januar kam er als Notfall in ein Trierer Krankenhaus. Auf eine Komplikation folgte die nächste. "Am 6. Februar, morgens um 7 Uhr, ist Sascha friedlich eingeschlafen", sagte Petra Timmermann jetzt dem TV. Bei allem Schmerz und aller Trauer sei sie froh und dankbar, dass sie die letzten zwei Wochen ununterbrochen bei ihm sein durfte und in den letzten Stunden seine Hand gehalten habe. "Sascha hat so sehr gelitten. Das hat uns die ganze Zeit unendlich weh getan. Nun ist er erlöst", sagt sie. War die Familie schon während Saschas Leidenszeit von dem Engagement der Menschen in der Region überwältigt, so erlebten sie nach seinem Tod eine erneute Welle von Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. Petra Timmermann deutet auf die Kartons mit den Trauerkarten - darunter viele von Menschen, die sie überhaupt nicht kennt. Familie will verbliebene Spendengelder weitergeben

"Die Leute haben uns geschrieben, wie traurig sie mit uns sind, und viele haben uns auch nach Saschas Tod noch Geld gespendet", erzählt sie. Mehrere hundert Menschen nahmen an dem von Dechant Bruno Comes zelebrierten Trauergottesdienst und an der von Pastor Günther Schramm geleiteten Beisetzung teil. "Besonders die sehr persönliche Predigt von Dechant Comes hat uns viel Trost und Kraft gegeben", sagt Saschas Mutter. "Und weil wir in der schwersten Zeit unseres Lebens so viel Gutes erfahren haben, möchten wir das Geld, das noch auf dem Spendenkonto ist, einer Familie in einer vergleichbaren Situation zukommen lassen", erklärt sie. Dass das Schicksal von Sascha Timmermann große Betroffenheit in dem Dorf, in das die Familie vor zwei Jahren zuzog, auslöste - davon weiß auch Ortsvorsteher Udo Rätz zu berichten. "Er war ein sehr netter, offener Junge", erinnert er sich an die Zeit vor dem Unfall, als sich Sascha gelegentlich ein Taschengeld auf dem Rätz'schen Geflügelhof verdiente. "Bei der Beerdigung konnte man an der Reaktion der vielen jungen Leute sehen, dass Sascha sehr beliebt war", meint Udo Rätz. Nach dem Unfall hätten sich fast alle örtlichen Vereine und Gruppen engagiert, um seinen Eltern wenigstens die Pflege etwas zu erleichtern. Der Tod des Jungen hat nach Ansicht des Ortsvorstehers zwei Seiten: "Es ist schlimm und traurig, dass er gestorben ist. Aber letztlich hat der Tod ihn von allen Qualen und Schmerzen erlöst."

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