Vulkaneifel: Mehrere Deutsch-Kurse starten dank eines Aktionsprogramms für Sprachförderung
Daun/Gerolstein · Nicht lange gefackelt: Binnnen kurzer Zeit ist es ermöglicht worden, dass 134 Flüchtlinge mit einem Sprachkurs beginnen konnten. Gehalten werden die Kurse in Daun, Gerolstein, Kerpen, Steineberg und Jünkerath.
Daun/Gerolstein. Lobana Mokhyber (23) und ihr Bruder Solaiman (20) haben ein für sie ganz wichtiges Dokument zum Gespräch mitgebracht: das Zertifikat, mit dem ihre erfolgreiche Teilnahme am Deutschtest für Zuwanderer dokumentiert ist. Sie stammen aus Syrien, sind Christen und leben seit elf Monaten in der Eifel. Anders als vielen Landsleuten blieb ihnen die Flucht zu Fuß erspart: Sie konnten mit Unterstützung ihres älteren Bruders, der schon länger in Deutschland lebt, vom Libanon aus nach Europa fliegen.
Sie stammen aus Hama, einer Stadt mit mehr als 500 000 Einwohnern, gelegen zwischen Damaskus und Aleppo - aber ob sie dorthin jemals wiederkehren können?Nach dem Kurs ist vor dem Kurs
In ihrem Heimatland haben sie schon studiert, das wollen sie auch in Deutschland, aber dafür gibt es nur einen Weg: die deutsche Sprache lernen. Und für sie heißt das: Nach dem Kurs ist vor dem Kurs. Denn um an eine Universität kommen zu können, müssen sie noch mehrere Deutsch-Zertifikate erwerben. Das bedeutet auch, dass sie nach Koblenz müssen, denn nur dort können sie den nächsten Kurs absolvieren. Das wichtigste Ziel für die nahe Zukunft: "Führerschein", sagen sie unisono. Ob Solaiman und Lobana Mokhyber in der Eifel bleiben werden, wenn sie hier bleiben dürfen, wissen sie noch nicht.
Ihre Eltern sind hier, die junge Frau ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann seit einigen Monaten in einer eigenen Wohnung in Daun, aber wenn sie von großen Städten sprechen, glänzen ihre Augen. Es fällt ihnen noch nicht leicht, alle Wörter sofort zu finden, aber sie können sich verständigen, was auch Andre Löffler freut. Er ist der Leiter der Dekra-Akademie in Gerolstein, einer der Träger der Deutschkurse, die im Kreis Vulkaneifel angeboten werden. Nur wenige Schritte entfernt hat gerade ein neuer Kurs begonnen, der "sehr bunt" ist, sagt Löffler.
Bunt meint: 35 Personen aus 17 Nationen und fast 17 Muttersprachen. Zehn Teilnehmer sind aus Syrien, fünf aus Polen, zwei aus Ägypten, weitere aus Russland, Kenia, Iran und dem Irak.
Die Bundesagentur für Arbeit, der Städte- und der Landkreistag Rheinland-Pfalz sowie das Sozialministerium Rheinland-Pfalz haben sich auf ein Aktionsprogramm für Sprachförderung bei Flüchtlingen verständigt. Ziel war es, möglichst kurzfristig Flüchtlingen mit guter Bleibeperspektive (Syrien, Eritrea, Irak, Iran) einen Intensivsprachkurs anzubieten."Beispiellose Aktion"
Der Kreis Vulkaneifel hat dazu die bewährten Bildungsträger wie die Katholische Erwachsenenbildung, den Caritasverband, das DRK und die Dekra-Akademie ins Boot geholt. Diese haben in einer laut Kreisverwaltung "beispiellosen Aktion" sieben Sprachkurse an verschiedenen Orten organisiert. Diese Kurse umfassen bis zu 320 Unterrichtsstunden und finden an mindestens drei Wochentagen mit je vier Schulstunden statt. Unterrichtsorte sind Daun, Gerolstein, Kerpen, Steineberg und Jünkerath. Zahlreiche Leute haben sich als Lehrkräfte zur Verfügung gestellt oder unterstützen die Organisatoren in sonstiger Weise.Extra
134 Flüchtlinge haben mit dem Sprachkurs begonnen, um für sich eine gute Grundlage für die Integration in Deutschland zu schaffen. Seit November sind darüber hinaus die sogenannten Integrationskurse (600 Unterrichtsstunden) für Asylbewerber und Geduldete mit jeweils guter Bleibeperspektive geöffnet worden. Diese Kurse bietet die Dekra-Akademie in Gerolstein und Daun an. sts
