Vulkaneifelkreis: Führungsspitze der Feuerwehr kündigt Rückzug an

Daun/Wiesbaum-Mirbach · Kreisfeuerwehrinspekteur Christoph Bach und Stellvertreter Thomas Risch geben Ende März 2018 ihre Ämter ab. Als einen Grund nennen sie den hohen Zeitaufwand - und stellen eine Forderung.

 Hören bald auf: Kreisfeuerwehrinspekteur Christoph Bach (rechts) und Stellvertreter Thomas Risch. Foto: Feuerwehr

Hören bald auf: Kreisfeuerwehrinspekteur Christoph Bach (rechts) und Stellvertreter Thomas Risch. Foto: Feuerwehr

Foto: (e_daun )

Christoph Bach (61), Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) des Landkreises Vulkaneifel scheidet auf eigenen Wunsch zum 31. März 2018 aus dem Amt aus, ebenso Thomas Risch (51), einer seiner beiden Stellvertreter. Der andere Vize, Karl-Heinz Kunze aus Gerolstein, bleibt im Amt, die Suche nach Nachfolgern läuft.

Bach ist seit 18 Jahren KFI, war zuvor sieben Jahre Hillesheimer Wehrleiter und davor zwölf Jahre Wehrführer in seiner Heimatgemeinde Mirbach, in die er 1974 eingetreten ist. Er sagt: "Ich habe seit 37 Jahren Führungsaufgaben bei der Feuerwehr übernommen und glaube, es reicht! Jetzt sollen Jüngere die Verantwortung übernehmen." Mit seinen 61 Jahren fühle er sich noch recht fit und wolle mehr Zeit haben. Schließlich sei er seit einem Jahr Opa. Und er habe vor, sich intensiv um den kleinen Leon zu kümmern. Denn, so Bach: "Ich habe meine eigenen drei Kinder wegen des Ehrenamts nicht jeden Tag aufwachsen sehen."

Er betont, dass ihm die Arbeit in und für die Feuerwehr stets viel Freude gemacht habe. Vor allem die Kameradschaft und das Miteinander habe er geschätzt und zu pflegen versucht. Besonders glücklich habe es ihn gemacht, Menschen aus einer Notlage zu helfen - wie bei den Hochwassereinsätzen 2016: "Da habe ich gesehen, wie bewundernswert die Kameraden zusammengearbeitet und vielen Menschen geholfen haben. Das haben die Leute gespürt. Und dafür haben wir viel Dankbarkeit erfahren." Das seien die Momente, in denen man die "wöchentlich 15 bis 20 Stunden fürs Ehrenamt" vergisst - oder zumindest akzeptiert.

Doch der KFI äußert auch Kritik: So nehme der Verwaltungsaufwand zu. So sehr, dass er sagt: "Da brauchen wir Unterstützung von Hauptamtlichen." Besonders gestört habe ihn, "wenn ich für die Kameraden, die Zusatzaufgaben wie die zeitraubende Gerätewartung übernommen haben, eine Aufwandsentschädigung haben wollte. Da kam ich mir oft wie ein Bittsteller vor und habe nicht den Rückhalt gespürt, der angebracht gewesen wäre".

Apropos Gerätewartung: Die sei inzwischen derart aufwendig, dass der KFI fordert: "Wir brauchen eine zentrale Kreiswerkstatt, in der hauptamtliche Kräfte die geforderten Geräteprüfungen übernehmen. So müssen allein beim Gefahrstoffzug einige Geräte monatlich überprüft werden. Welcher Ehrenamtler soll das leisten können?"

Schließlich leisteten die Feuerwehrleute bei ihrem "normalen" Dienst bereits viel für die Gemeinschaft. Daher gelte es, behutsam mit den Kameraden und Kameradinnen umzugehen. Das gelte vor allem für die Nachwuchskräfte. "Ich habe stets darauf geachtet, dass wir die Jungen sorgsam an die Aufgaben heranführen. An die Rettungsschere, wo die Kollegen bei Verkehrsunfällen oft direkt mit Leid und Not konfrontiert sind, kommen nur erfahrene und robuste Kollegen ran."

Und auch für die alten Hasen gilt: "Es ist gerade nach solchen Einsätzen wichtig, mit der Familie, mit den Kameraden darüber zu sprechen, um das Erlebte verarbeiten zu können." Denn solch schlimme Bilder, "gehen dir nicht mehr aus dem Kopf - auch nach Jahren nicht", sagt der 61-Jährige aus eigener Erfahrung. Wie wichtig gute Kameradschaft sei, habe er oft erlebt. Am intensivsten, als "meine liebe Frau 2002 plötzlich verstorben ist", sagt Bach - von dem langjährige Weggefährten sagen, dass er die Feuerwehren im Kreis mit Umsicht, Sachverstand und viel Engagement geleitet und geprägt habe. Vielleicht sogar wie kein anderer KFI zuvor.

Mehr Zeit für seine Familie möchte künftig auch Bachs Stellvertreter Thomas Risch (51) haben, der seit 35 Jahren in der Feuerwehr ist und dort wichtige Ämter innehatte: von 1999 bis 2015 als Leiter des Gefahrstoffzugs des Kreises sowie seit 2012 als stellvertretender KFI. Die Leitungsfunktion gibt er Ende März 2018 ab, den Wehren in Daun und Sarmersbach, wo er wohnt, will er aber treu bleiben. Er sagt: "Ich habe es immer gerne gemacht, aber es wird auch immer schwerer, Job, Familie und Feuerwehr unter einen Hut zu bringen bei schätzungsweise 400 Stunden fürs Ehrenamt im Jahr."Extra: KREISFEUERWEHRINSPEKTOR

Der Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) ist der höchste Feuerwehrmann des Kreises. Er ist verantwortlich für 123 Freiwillige Feuerwehren mit 2600 Feuerwehrleuten (381 weniger als 2010), die Schnellen Einsatzgruppen des DRK, das THW und andere Hilfeleistungsorganisationen. Bei Großeinsätzen übernimmt er die Einsatzleitung in Vertretung des Landrats und ist verantwortlich für den Brand- und Katastrophenschutz sowie die Erstellung von Alarm- und Einsatzplänen.

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