"Wahnsinnig viel fürs Dorf getan"

Rudolf Erdorf verschönert seit sechs Jahren den Mürlenbacher Friedhof und das Umfeld. Der 70-Jährige hat nach traditioneller Maurerkunst Sandsteine bearbeitet. Es entstanden 300 Meter Mauern und eine Kapelle. Die Ortsgemeinde hat durch das Engagement des Rentners mindestens 34 000 Euro gespart.

Mürlenbach. Rudolf Erdorf hat einen besonderen Blick auf die letzte Ruhestätte für die Bürger seiner Heimatgemeinde entwickelt. Er sagt: "Die Würde des Friedhofs erkennt man erst mit zunehmendem Alter." Während der Arbeiten, die immerhin seit sechs Jahren laufen, hat er viel beobachtet.

Erdorf: "Mit Tränen in den Augen stehen Witwen auch nach Jahren noch am Grab ihrer Partner und reden mit ihnen. Einige Trauernden geben ihr Geld lieber für Grabpflanzen als für ein Stück Kuchen aus." Der 70-Jährige freut sich deshalb umso mehr über den neu gestalteten Friedhof, an dem er maßgeblich beteiligt war. Zwei Stützmauern (75 und 55 Meter lang) auf dem Friedhof in Hanglage mussten zur Stabilisierung und besseren Einteilung (mit speziellem Bereich für Urnengräber) errichtet werden. Auch der ortsnahe Treppenaufgang war marode. Erdorf: "Jetzt ist der Zugang viel bequemer, weil Podeste eingebaut wurden."

Zum sicheren Aufgang hat Hans Quadflieg einen schmiedeisernen Handlauf gefertigt. Momentan arbeitet er noch an zwei Lampen für den Eingangsbereich. Entlang der Meisburger Straße entstanden weitere Mauern. Die Ortsgemeinde hat Sandsteine dritter Wahl gekauft, die Erdorf bearbeitet hat. Der pensionierte Maurerpolier erklärt: "Die Steine mussten mit dem Hammer geteilt werden, die dadurch entstandenen glatten Flächen wurden erneut beschlagen, "gebosst", wie der Fachmann sagt." Ohne Erdorfs berufliche Erfahrung hätte die Ortsgemeinde bereits beschlagene Sandsteine, die drei Mal so teuer sind, kaufen müssen. Erdorf zahlte die Kommune eine Aufwandsentschädigung für sein Engagement. Ortsbürgermeister Hacken: "Er hat wahnsinnig viel fürs Dorf getan. Nicht nur die 34 000 Euro Ersparnis von den Steinen zählt dazu, auch wäre eine Fachfirma wesentlich teurer geworden als sein Arbeitseinsatz."

Immer wenn die Arbeiten zu aufwendig wurden, halfen die Gemeindearbeiter oder Ehrenamtler mit. Es entstand auch eine Toilette auf dem Friedhof, die Ewald Hontheim installierte.

Die neue Kapelle auf dem Friedhof ist ein Schmuckstück geworden. Nach Erdorfs Plänen fand die von Veronika Deges gestiftete Pietà einen ehrenvollen Platz. Berthold Reichartz brachte den Schriftzug "Erinnerung ist die Brücke zum Leben" an. Die liebevollen Details sind sichtbar. Erdorf erklärt: "Eine halbrunde Öffnung im Mauerwerk über der Tür sorgt für optimales Licht, deshalb strahlt die Kuppel der Kapelle im Sonnenlicht." Hacken resümiert: "Ich bin stolz auf die Mürlenbacher, die immer zur Stelle sind. Nur so funktioniert eine intakte Dorfgemeinschaft."

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