Warten auf den Zwei-Meter-Wels

Für die einen ein ungewöhnliches Spektakel - für die anderen Arbeit: die Leerung des Gerolsteiner Stausees. Grund: Der 50 Jahre alte Staudamm muss saniert werden. Trierer THWler erledigen die Pumparbeiten - unter den wachsamen Augen der Stauseefischer.

Gerolstein. "Der Wels muss jetzt über zwei Meter groß sein. Vor Jahren hatte er schon 1,70 Meter", erklärt Josef Theisen, Vorsitzender des Vereins der Stauseefischer. Eine Anglerin hatte dem Wels vor Jahren wieder die Freiheit geschenkt. Seitdem hat er sich rar gemacht und ist heute der Traum der Stauseefischer. 40 Millionen Liter fließen in den Schauerbach

Im Stausee seien große Vorkommen von Hechten, Karpfen, Brassen und Zander. Ein Angler vermutet: "Da sind Karpfen drin, die gut 40 Kilo wiegen". Viele Fischer verfolgen die Leerung des Stausees mit Argusaugen, machen Fotos und Videos. Der 86-jährige Theisen meint skeptisch: "Der Damm hat 50 Jahre gehalten. Ob die Aktion jetzt nötig und richtig ist, weiß ich nicht." Die Experten sind hingegen sicher, dass der Damm extrem marode ist. Seit Jahren steht die Sanierung an. Die Bauarbeiten wird die Firma Juchems & Kösters in den nächsten Monaten erledigen. Kosten 231 000 Euro. Dagegen ist der THW-Einsatz für 4000 Euro ein Klacks. THW-Einsatzleiter Rainer Lequen ist mit einer sechsköpfigen Riege Ehrenamtler aus Trier angerückt, um den Großeinsatz zu erledigen. Immerhin gilt es bis zu 40 Millionen Liter Wasser aus dem Stausee über den Damm in den Schauerbach zu pumpen. Dafür müssen extreme Höhenunterschiede auf einer Strecke von 45 Meter unter sehr engen Verhältnissen überwunden werden. Doch damit nicht genug. Die Technik fordert die THWler. Erst mit sieben Stunden Verspätung strömt das Seewasser in den Schauerbach. Lequen erklärt: "Die Großraumpumpe muss erst ein Vakuum aufbauen. Undichtigkeiten verhinderten das. Erst als die behoben waren, ging's." Statt um 15 Uhr am Samstag begann die Pump-Aktion erst um 22 Uhr. Bis dahin waren die vielen Zuschauer, die teilweise etliche Stunden ausharrten, abgezogen. "Ans Aufgeben haben wir nie gedacht", beteuert Lequen. Die THWler haben die ganze Nacht durchgearbeitet. Die in Deutschland einzigartige Großraumpumpe pumpt 1,8 Millionen Liter pro Stunde. Sonntag um 9 Uhr war der Pegel um 1,50 Meter gesunken. An Schatzsuche bei niedrigem Wasserstand dachten die THWler nicht. Die Fischer gingen derweil Muscheln sammeln. Heute wird eine "Straße" in den See, der bis zum Wasserstand von 1,50 Meter abgelassen wird, mit Lava aufgeschüttet. Somit können die Fische, die ein Profi-Elektro-Fischer einsammel, in Wassertanks abtransportiert werden. (Weiterer Bericht folgt).

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