Wasser gegen das Feuer, Trockengeräte gegen das Wasser

GEROLSTEIN. Der Brand im Dachgeschoss eines siebenstöckigen Wohn- und Geschäftshauses in der Fußgängerzone hat mindestens eine halbe Million Euro Schaden verursacht. 116 Feuerwehrleute kämpften sieben Stunden gegen die Flammen. Die zwei Arztpraxen sollen so schnell wie möglich wieder geöffnet werden.

"Wahnsinn", "Horror" oder "einfach nur schrecklich" meinten die vielen Schaulustigen, die sich am Dienstagabend in der Fußgängerzone einfanden beim Anblick der lodernden Flammen. Die 116 Feuerwehrleute von elf Wehren hatten alle Hände voll zu tun. Um 20 Uhr, zwei Stunden nachdem das Feuer in einer Mietwohnung im Dachgeschoss ausgebrochen war, schlugen immer noch Flammenzungen aus den Gauben und Fenstern über das Schieferdach. Feuerwehrmänner standen mit Atemschutzgeräten auf den Drehleitern und löschten. Sobald die Sauerstoffflaschen leer waren, wurde das Einsatz-Duo gewechselt. Beißender Geruch lag in der Luft, und oft knallte es laut. Mal flogen daraufhin Schieferplatten durch die Luft, mal sah man hinter den Fenstern weitere Feuerherde aufflackern. Wehrleiter Karl-Heinz Kunze erklärt: "Es war ein Handicap, dass wir von innen nicht ran konnten und von außen das dichte Schieferdach die Löschstrahle von den drei Drehleitern abhielt." Erst ein Spezialgerät einer Hillesheimer Dachdeckerfirma brachte die Rettung. Kunze: "Anders als die Drehleitern kann der Steiger vorne mit Besatzung abgeknickt werden, so dass wir mit zwei Beilen den Schiefer wegschlagen und die darunter liegende dichte Bretterwand mit Motorsägen durchtrennen konnten." Wassermangel bestand nie, da Zuleitungen aus der Kyll über die Brunnenstraße verlegt worden waren. Deshalb waren die Bundesstraße und die Hochbrücke knapp vier Stunden lang gesperrt. Ein Dutzend Feuerwehrleute hielten Nachtwache bis zum Morgen. Sie begannen schon mit dem Abpumpen des Löschwassers, das großen Schaden verursachte. "Bis auf die Bäckerei Roden verzeichnen wir in allen Etagen Wasserschäden", sagt Gerlinde Blaumeiser von der Eigentümergemeinschaft. Von dem Haus, das 1983 neu gebaut worden war, sind in der Fußgängerzone vier Etagen zu sehen. Drei weitere Untergeschosse bilden den Lückenschluss in Gerolsteins Hanglage zur Brunnenstraße. Das Dachgeschoss werde komplett neu aufgebaut. Blaumeiser erklärt weiterhin: "Es geht sehr schnell weiter. Die Versicherung hat schon Nothandwerker beauftragt. Es werden Riesentrockengeräte aufgestellt werden." Ewald Zeimantz von der orthopädischen Gemeinschaftspraxis meint: "Schlimmer geht es gar nicht mehr. Nach der Gesundheitsreform und dem Streit mit den Krankenkassen jetzt auch das noch." Gemeinsam mit seiner Crew war gestern großes Aufräumen angesagt. Ob Diagnosegeräte beschädigt wurde, konnte Zeimantz noch nicht sagen. Aus einigen Computern lief Wasser. Wände, Decken und Böden sind triefend nass. Bis spätestens Montag soll für die Orthopädie-Praxis eine Telefon-Hotline eingerichtet sein. "Wir wollen so schnell wie möglich weitermachen und schauen uns sicherheitshalber schon nach Ersatzräumen um", meint der Orthopäde. Die Versorgung der Patienten habe absolute Priorität. Axel Cloeren von der Zahnarztpraxis ist optimistischer. Er hofft, am kommenden Mittwoch, 4. Oktober, wieder seine Patienten behandeln zu können. Auch in der Apotheke wurden vor allem die Lagerräume vom Löschwasser durchtränkt. Die Kripo geht von einem technischen Defekt als Ursache aus. Der Mieter der Dachgeschosswohnung hatte Rauch am Fernseher bemerkt. Seine Löschversuche blieben erfolglos. Er wurde mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht. 19 DRK-Rettungskräfte waren vor Ort. Menschenleben waren nicht in Gefahr. "Allerdings bestand sehr lange das hohe Risiko, dass das Feuer übergriff", erklärt Wehrleiter Kunze. Anlieger verfolgten besorgt die umfangreichen Löscharbeiten.

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