Weg von der Straße, rein ins Handwerk

GEROLSTEIN. Eine Einrichtung, zwei Ziele: Das gemeinsam vom Jobcenter Daun und der Handwerkskammer (Hwk) Trier ins Leben gerufene Vermittlungszentrum für junge Arbeitslose in Gerolstein soll einerseits die Zahl der (Langzeit-)Arbeitslosen im Kreis verringern, andererseits den Fachkräftemangel im Handwerk reduzieren.

Mit der Eröffnung des Vermittlungszentrums für junge Arbeitslose in Gerolstein will die Handwerkskammer Trier (Hwk) in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter des Landkreises Vulkaneifel zum einen Unternehmen bei der Suche nach Fachkräften unterstützen. "Denn der Fachkräftemangel in unserer Region ist nicht unerheblich", sagte Hans-Hermann Kocks, Hauptgeschäftsführer der Hwk Trier bei der Eröffnung der Einrichtung am gestrigen Mittwoch. So könnten in der Region Trier derzeit rund 1600 offene Stellen im heimischen Handwerk nicht besetzt werden, weil es an geeigneten Bewerbern fehle, verwies Kocks auf eine aktuelle Umfrage der Hwk. Im Landkreis Vulkaneifel seien rund 150 Stellen in den Handwerksunternehmen vakant. Zum anderen diene die Einrichtung dazu, den gut 1700 Arbeitslosen im Landkreis Vulkaneifel, von denen etwas mehr als die Hälfte vom Jobcenter des Landkreises betreut wird, eine zusätzliche Chance zu bieten, wieder im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sagte Landrat Heinz Onnertz. Einen ersten Erfolg strich Onnertz bereits bei der offiziellen Eröffnung heraus: "Vom ersten Gespräch bis zur Realisierung des Projekts sind nur zwölf Tage vergangen. Das ist goldmedaillenverdächtig." Auch Kocks war beeindruckt von der "unkomplizierten und unbürokratischen Zusammenarbeit" mit der Kreisverwaltung und dem Jobcenter und nannte als weiteren Beweis für die bisher "gute und fruchtbare Zusammenarbeit" das im November 2005 gestartete "Projekt 50+". Es hat zum Ziel, älteren Arbeitslosen wieder einen Job zu verschaffen. Seither ist das bei 43 Menschen gelungen. Für Onnertz eine ebenso "hervorragende wie überraschende Leistung". Das nun eröffnete Vermittlungszentrum wird laut Berthold Schmitz vom Jobcenter des Kreises aus Bundes- und Integrationsmitteln finanziert und kostet bis zu 100 000 Euro im Jahr. In zwölf Monaten sollen 96 vom Jobcenter zugewiesene Arbeitslose, die jünger als 50 sind, jeweils acht Wochen lang auf ihren Arbeitseintritt vorbereitet und qualifiziert werden. Die Palette des Schulungsangebots reicht vom Sprach- und EDV-Kurs über die Vermittlung sonstiger grundlegender Schulkenntnisse bis hin zur Schulung der sozialen Kompetenz, Kommunikations- und Bewerbungs-Trainings. Gleichzeitig werden Praktika vereinbart, der permanente Kontakt zu Unternehmen gesucht und aufrecht erhalten. Die Auswahl der Teilnehmer richtet sich laut Franz-Josef Jax vom Jobcenter des Landkreises Vulkaneifel nach der individuellen Lage des Arbeitslosen. "Hat er beispielsweise gesundheitliche oder große finanzielle Probleme, werden diese zuerst angepackt, bevor er das Trainingsprogramm durchläuft", sagt Jax. Auf die Frage, ob die Arbeitslosen auch eine zweite Chance erhielten, falls das erste Training nicht zum Erfolg geführt habe oder gar nicht erst beendet wurde, meinte Jax: "Ja, und auch eine dritte oder vierte Chance, wenn es sein muss."Sprachprobleme nicht mehr entscheidend

Angesprochen auf die besondere Situation vieler Aussiedler, bei denen oft das Sprachproblem das zentrale Hemmnis für einen Job war, sagte Robert Gilles von der Gerolsteiner Agentur für Arbeit: "Das Sprachproblem besteht nach wie vor: im Dienstleistungssektor mehr, im gewerblichen Bereich weniger. Auch halte ich die Sprachförderung für nicht ausreichend. Dennoch ist das Sprachproblem nicht mehr das entscheidende Kriterium für einen Job. Es geht um die Gesamtqualifikation." Projektziel ist es, mindestens 25 Teilnehmer in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse zu vermitteln. "Und ich bin sicher, dass wir dieses Ziel erreichen, wenn nicht sogar deutlich überbieten", gab sich Gregor Schwindling von der Beratungs- und Qualifizierungsgesellschaft des Handwerks in Gerolstein, einer Tochterfirma der Hwk, optimistisch. Er skizzierte, wie das geschehen soll: In kostenlosen Praktika können sich die Unternehmen von der Leistungs- und Integrationsfähigkeit der Arbeitssuchenden ein Bild machen, um so risikolos zu entscheiden, ob sie den Arbeitslosen in ein Beschäftigungsverhältnis übernehmen wollen. Bei aller Freude über die Schaffung des neuen Angebots sagte Hwk-Chef Kocks: "Bei allem Bemühen gilt trotzdem: Die Konjunktur muss gut laufen, dann stellen die Betriebe wieder mehr ein, und vieles geht leichter." Nähere Infos (vor allem für Betriebe mit Personalbedarf) im Internet unter www.hwk-trier.de oder direkt beim Vermittlungszentrum der Hwk in Gerolstein, Telefon 06591/985237.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort