Wenn die Fäuste das Gespräch ersetzen

Daun/Gerolstein · Die Kriminalstatistik 2016 der Polizeiinspektion (PI) Daun weist mehr Straftaten und eine höhere Aufklärungsquote aus. Gestiegen ist die Zahl der Rauschgiftdelikte. Auffällig auch: "Es wird wieder mehr geschlagen", sagt der PI-Leiter.

Daun/Gerolstein Das alle zwei Jahre stattfindende Festival Tatort Eifel ist auch eine Stoffbörse, was bedeutet, dass "kriminelle" Ideen für Serien, Fernseh- und Kinofilme ausgetauscht, diskutiert und gefördert werden. Wer dafür die Kriminalitätsstatistik der Polizeiinspektion (PI) Daun für das vergangene Jahr als mögliche Inspirationsquelle nehmen würde, dürfte kaum auf spannende Einfälle kommen. Denn spektakuläre Fälle sind rar. Für überregionalen Gesprächsstoff sorgte allenfalls, dass im Sommer 2016 bei einem 24 Jahre alten Eifeler in Gerolstein ein Kilo selbst hergestellter Sprengstoff, gefunden in zehn selbstgebastelten Röhren, sichergestellt wurde.
Ein heißes Pflaster ist der Zuständigkeitsbereich der PI (siehe Info) nicht, auch wenn die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr mit 2708 gegenüber 2015 (2508) deutlich gestiegen ist. Maßgeblichen Anteil daran hatten die Rauschgiftdelikte mit einer Steigerung von 104 Fällen (2016: 249/2015: 145). Wie kommt es zu der deutlich höheren Zahl? "Weil wir mehr ermitteln und fahnden, stoßen wir natürlich auch auf mehr Fälle, die sich dann in der Statistik niederschlagen", erklärt PI-Leiter Alfred Haas. Schwerpunkte seien dabei Daun und Gerolstein. Insgesamt sei "durch unsere intensive Arbeit" die Beschaffungskriminalität reduziert worden. "Der Druck auf die Szene wird aufrecht erhalten - so weit, wie es unsere Personaldecke hergibt."
Überhaupt freut sich Haas überdie überdurchschnittliche und weiter gesteigerte Aufklärungsquote: Während der Landesdurchschnitt bei knapp 62 Prozent liegt, hat die Dauner Polizei ihre Quote gegenüber 2015 um fast zwei auf 68 Prozent gesteigert. In manchen Fällen helfen die guten Vor-Ort-Kenntnisse der Polizisten, wie beispielsweise beim Wetterhahn-Diebstahl in Daun oder den Opferstock-Aufbrüchen in der Weinfelder Kapelle. Haas: "Da hatten die Kollegen gleich schon eine Ahnung, wer dahinter stecken könnte, und diese Ahnung hat sich als zutreffend erwiesen."
Besonders hoch ist die Aufklärungsquote bei den sogenanntenn Rohheitsdelikten (schwere und leichte Körperverletzung, Freiheitsentzug) mit 93,5 Prozent. Wobei in diesem Bereich auch besonders viel zu tun ist (2016: 463 Fälle/2015:400), denn laut Haas wird "die Faust schnell geballt, es wird wieder mehr geschlagen, insbesondere bei Jugendlichen. Und in den allermeisten Fällen ist auch Alkohol im Spiel." Ein großes Problem der vergangenen Jahre war 2016 laut Statistik nicht mehr so gravierend: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist - entgegen dem Landestrend - von 100 (2015) auf 76 gesunken.
Aus der Bilanz ist zu erfahren, dass der "Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen" bei etwa 16 Prozent gelegen habe. Verbergen sich dahinter auch Flüchtlinge? "Nein", stellt Alfred Haas klar. "Bei ihnen waren keine nennenswerten Delikte zu verzeichnen."POLIZEIINSPEKTION DAUN


Extra

Die PI Daun gehört zur Polizeidirektion Wittlich, die wiederum dem Polizeipräsidium Trier untergeordnet ist. Die rund 60 Beamten und Angestellten verteilen sich auf die Inspektion in Daun und eine Wache in Gerolstein. Die Polizisten sind für die Verbandsgemeinden Daun, Gerolstein, Hillesheim und Kelberg zuständig, die ebenfalls zum Kreis Vulkaneifel gehörende Verbandsgemeinde Obere Kyll wird von der Polizei Prüm betreut. Insgesamt leben gut 56 000 Menschen im 724 Quadratkilometer großen Zuständigkeitsbereich der PI Daun.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort