"Wir wollen nicht in der Grube sitzen"

Pelm · Neue Stühle für die Mehrzweckhalle und die Fortsetzung einer beliebten Buchreihe: Große Ausgaben bleiben in diesem Jahr in Pelm aus. Dafür kämpfen die Menschen weiter um den Erhalt der Natur vor ihrer Haustür.

 In Pelm regt sich jetzt Widerstand gegen massiven Gesteinsabbau (von links): Ex-Ortschef Wolfgang Zaeper, Ortsbürgermeister Leo Meeth, Herbert Kolle und Helmut Bell haben Protestschilder errichtet. TV-Foto: Archiv/Helmut Gassen

In Pelm regt sich jetzt Widerstand gegen massiven Gesteinsabbau (von links): Ex-Ortschef Wolfgang Zaeper, Ortsbürgermeister Leo Meeth, Herbert Kolle und Helmut Bell haben Protestschilder errichtet. TV-Foto: Archiv/Helmut Gassen

Pelm. "Tausendundeine Nacht - und es hat Zoom gemacht." Wenn Klaus Lage jemals eine Liedzeile geschrieben hat, die wohl jeder Deutsche schon gehört hat, dann ist es diese. Zoom - so tönte es am 24. Januar aus Hunderten Kehlen. Nicht im großen Berlin, sondern im beschaulichen Pelm. Da trat der deutsche Musiker im Lokschuppen im Vulkaneifelkreis auf. "Für das Dorf sind das schöne Veranstaltungen, für die Region ist das eine echte Belebung", sagt Ortsbürgermeister Leo Meeth.
Neue Stühle, alter Ärger


Noch mehr als der Lokschuppen, der in privater Hand ist, beschäftigt ihn aber die Mehrzweckhalle in Pelm. Sie gehört der Gemeinde und ist ebenfalls ein wichtiger Platz für die Einwohner. Sportvereine bieten dort Veranstaltungen an, die Karnevalisten feiern hier die närrische Zeit. Das Problem an dem Gebäude: "Der Zahn der Zeit hat an der Halle genagt. Die Möbel sind bestimmt 40 Jahre alt und verschlissen", betont Meeth.
So ist es kein Wunder, dass der größte Teil der Haushaltsausgaben in neue Stühle und Tische fließt. Die Gemeinde erweitert auch die Toilettenanlagen. Das Projekt kostet 15 000 Euro. "Die Halle ist einfach unser Zentrum", findet der Ortsbürgermeister. Die einzige Investition ist das nicht: Für 8000 Euro will das Dorf außerdem einen Rasentraktor anschaffen.
Was die Bevölkerung in Pelm ansonsten bewegt, ist das Landschaftsbild vor der eigenen Haustür. Nach wie vor macht sich Meeth Gedanken, wie es mit dem Gesteinsabbau in der Gemarkung weitergeht. Die Fläche, die vorgesehen ist, ist dem Ortschef zu groß. "Von der Kasselburg bis zum Kalkwerk soll alles Abbaugebiet sein. Wenn es so weit kommt, sitzen wir nachher nur noch in einer Grube. Das wollen wir aber nicht." Nach hitzigen Diskussionen und Bürgerprotesten im vergangenen Jahr sieht der Ortsbürgermeister die Gespräche nun auf einem guten Weg. "Wir wollen das Thema weiter angehen und sind uns sicher, dass wir ein Ohr finden." Das ist aber nicht der einzige Streitpunkt in Pelm.
Wie viele andere Gemeinden beklagt Meeth die fehlenden Mittel, wenn es um die Gestaltung des Dorfes geht. "Die Landesregierung muss sich dafür entscheiden, dass die Gemeinden mehr Mittel bekommen. Die Möglichkeiten, weiter zu sparen, sind am Ende angekommen."
Humorvoller geht es da schon bei einem anderen Vorhaben zur Sache. Neugierig blickt Meeth der Fortsetzung einer beliebten Buchserie im Ort entgegen - dem fünften Teil der Pelmer Geschichte(n) mit Anekdoten aus der Dorfhistorie. "Er soll in diesem Jahr erscheinen und bietet immer allerhand Lustiges." flor
Extra

Im Pelmer Etat für 2015 wird mit einem Minus von rund 130 000 Euro gerechnet. Dies soll mit dem Vermögen des Dorfes ausgeglichen werden. Erträgen von gut einer Million Euro stehen Ausgaben in Höhe von 1,13 Millionen Euro entgegen. Die Verschuldung Pelms lag Ende 2014 bei 137 650 Euro. Die Pro-Kopf-Verschuldung von 138,20 Euro pro Einwohner liegt unter dem Landesdurchschnitt von 393 Euro. flor

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