"Zu Fuß zum Einsatz"

Mit einem großen historischen Festumzug feiert die Feuerwehr Gerolstein ihr 125-jähriges Bestehen und den diesjährigen Kreisfeuerwehrtag. Senioren bereiten sich für die Teilnahme am 6. Mai vor und schwelgen in Erinnerungen.

 Freuen sich auf die Teilnahme am historischen Festumzug zum Jubiläum der Feuerwehr: Alfred Keul, Klaus Feltes, Gerd Herms und Peter Kinzer (von links) werden mit einer Kutsche unterwegs sein. Peter Leuwer bläst auf einem Horn die Signale als Erinnerung an die Zeit, als es noch keine Sirenen gab. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Freuen sich auf die Teilnahme am historischen Festumzug zum Jubiläum der Feuerwehr: Alfred Keul, Klaus Feltes, Gerd Herms und Peter Kinzer (von links) werden mit einer Kutsche unterwegs sein. Peter Leuwer bläst auf einem Horn die Signale als Erinnerung an die Zeit, als es noch keine Sirenen gab. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein. "Wir waren mit großer Begeisterung dabei, haben zu Hause alles fallen gelassen und sind schnell zum Einsatz gelaufen. Autos hatten wir ja noch keine", erzählt Alfred Keul. Der 77-jährige Ex-Brandmeister ist seit 1944 Mitglied der Gerolsteiner Wehr. Klaus Feltes (78) und Gerd Herms (78) sind seit Oktober 1943 dabei. Unisono berichten sie: "In den ersten Jahren war es nicht freiwillig. Wir mussten. Es war die Hitler-Feuerwehr." Doch daran wollen die Senioren beim historischen Umzug nicht erinnern. Vielmehr an ereignisreiche Jahrzehnte danach. Eigens für sie richtet Heinz Schend eine Kutsche mit Pferdegespann her. Ob Schends Vater Peter (86), derzeit ältestes Mitglied der Wehr, am Umzug teilnehmen kann, hängt von seinem Gesundheitszustand ab. Die Senioren werden für diesen Tag eigens besorgte historische Uniformen und Pickelhauben tragen.Da war viel körperlicher Einsatz gefragt

Die Gerolsteiner Wehr fuhr auch zur Brandbekämpfung auf die Dörfer. Peter Kinzer (75) erklärt: "Die hatten ja nicht die Ausrüstung." Keul ergänzt: "Damals war noch viel körperlicher Einsatz gefragt." Und zu brenzligen Situationen kam es auch. Er berichtet: "Als wir mit den neuen Atemschutzgeräten beim ersten Einsatz im Jugendheim nach Berlingen gefahren waren, sind wir um ein Haar in den Keller geflogen, weil wir nichts sahen." Herms erinnert sich an einen Einsatz in den 60er-Jahren: "Damals brannte es bei Krementz in Hillesheim. Wir sind fast im Keller ertrunken, weil so viel Löschwasser drin war." In der 60er- und 70er-Jahren rückte die Wehr häufig zu Hochwassereinsätzen aus. An einen markanten Einsatz, der durch einen Wolkenbruch ausgelöst wurde, erinnert sich Kinzer: "Das Wasser schoss meterhoch von der Drahtfabrik runter, über den alten Friedhof auf Sarresdorf. Dabei wurden die Särge freigeschwemmt." Auch die Kameradschaft stand hoch im Kurs. Seinerzeit war der 6. Januar, der Dreikönigstag, traditioneller Feuerwehr-Familientag. Feltes sagt: "Da war immer Familienabend bei Simons Fritz in der Löwenburg, unserem Stammlokal." "Und jeder Feuerwehrmann bekam zwei Flaschen Wein, aus der Vereinskasse bezahlt", ergänzt Kinzer schmunzelnd. Und plötzlich strahlen die Gesichter der Senioren. Unvergessen sind die fröhlichen Heimfahrten von Feuerwehrfesten im "Pamir", wie ein Feuerwehrauto genannt wurde. Unterwegs mit dem damaligen Kreisfeuerwehrinspektor habe es (mit Blick auf die Straße) plötzlich geheißen: "Auf welcher Autobahn sind wir denn jetzt?"Als Belohnung gab's einen Schnaps nach dem Löschen

Der "wundersamen Vermehrung der Fahrbahnmarkierungen" folgen unterhaltsame Geschichten von den Übungen. Keul erklärt: "Das ging sehr militärisch zu. Zuerst wurden Freiübungen gemacht, dann wurde in Dreierreihen durch die Innenstadt marschiert." Dabei wurde das Lied "Früh morgens, wenn die Hähne krähen" gesungen. Mit einem Schnaps belohnten sich die Feuerwehrkameraden anschließend. Kinzer verspricht: "Ein guter Tropfen wird auch auf der Kutsche nicht fehlen." Beim Festumzug geht Peter Leuwer vor der Kutsche. Der 67-Jährige bläst die Hornsignale aus der Zeit, als es noch keine Sirenen gab. Die kamen erst Mitte der 60er-Jahre auf die Dörfer. Leuwer übernahm das Ritual von Albert Krämer und bezog an sieben exponierten Stellen im heutigen Gerolsteiner Stadtteil Lissingen Position. "Sonntagsmorgens um 5.40 Uhr, denn um 6 Uhr begann die Übung", erklärt er. Die ersten Töne seien mitunter "so grausam gewesen, dass sich die Hofhunde in ihren Hütten verkrochen". Der Festumzug startet am 6. Mai um 14.30 Uhr am Altstadtparkplatz und zieht durch die Innenstadt bis zum Festplatz in der Brunnenstraße. Derzeit sind schon über 30 Gruppen angemeldet. Der Umzug soll die Geschichte der Feuerwehr der vergangenen 125 Jahre dokumentieren. Wehren aus der Region werden ihre restaurierte Ausrüstung zeigen. Dabei sind auch eine Steigergruppe und die Frauenwehr, die in den letzten Kriegsjahren die Brandbekämpfungsaufgaben übernahm.

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