Zum Geburtstag die Papiere

Schwere Entscheidung, aber logische Konsequenz: 15 Mitarbeiter der Firma Aqua Spa haben gestern ihre Kündigung erhalten. Nur einer hat das Angebot angenommen, am Firmenstandort in Hessen für die nächsten vier Monate weiterzuarbeiten. Danach soll die Produktion im Neubau im neuen Birresborner Gewerbegebiet wieder aufgenommen werden - falls sich ein Investor findet.

 Auf der außerordentlichen Betriebsversammlung hat Aqua Spa-Geschäftsführer Gerhard Friedel wegen des von der Kreisverwaltung Vulkaneifel verhängten Produktionsstopps gestern seinen Beschäftigten gekündigt. TV-Foto: Mario Hübner

Auf der außerordentlichen Betriebsversammlung hat Aqua Spa-Geschäftsführer Gerhard Friedel wegen des von der Kreisverwaltung Vulkaneifel verhängten Produktionsstopps gestern seinen Beschäftigten gekündigt. TV-Foto: Mario Hübner

Birresborn. "Hoffnung? Ja schon. Aber ob es wirklich weiter geht? Wer kann das schon sagen." So wie Frank Heinen aus Birresborn - eher deprimiert und frustriert denn hoffnungsfroh - treten gestern Mittag 15 Mitarbeiter der Firma Aqua Spa ihren letzten Heimweg von der Produktionsstätte im ehemaligen Gebäude des Phönix-Sprudels an. Zuvor haben sie in einer außerordentlichen Betriebsversammlung von ihrem Chef Gerhard Friedel die Kündigung erhalten, nachdem die Kreisverwaltung Vulkaneifel am Tag zuvor einen Produktionsstopp wegen nicht erfüllter Brandschutzauflagen verhängt hat (der TV berichtete). Das Angebot "drei oder vier Mitarbeiter für die nächsten vier Monate" am Firmen-Standort in Marbach in Hessen weiterzubeschäftigen, nimmt nur Axel Faber (45) aus Densborn an. Er sagt: "Ich habe das zuhause abgesprochen, und ich denke auch nicht, dass ich hier so leicht einen Job bekomme. Außerdem glaube ich an unser Produkt und die Firma, die ich mit aufgebaut habe." Die anderen 15 Kollegen winken ab - vor allem aus familiären Gründen. So wie Andre Klinkhammer (22) aus Oberbettingen, der verheiratet ist und drei Kinder hat. Ihn hätte Friedel gerne dabei gehabt, um andere Kollegen an der Maschine anzulernen. Doch Klinkhammer sagt nur: "Drei kleine Kinder - da geht gar nichts."Friedel muss in Marbach nun "so schnell wie möglich" die Produktion der porösen Gummischläuche, die als unterirdische Bewässerungssysteme dienen, wieder aufnehmen. Denn: "Wir haben noch Großaufträge zu erledigen und dürfen unsere Großkunden nicht verlieren." Dazu zählen laut Friedel neben dem Gartenspezialist Gardena auch der Fruchtsaft-Produzent Granini, der in Argentinien riesige Obstplantagen unterhält, sowie eine große türkische Kette. In diesem Jahr "müssen und werden wir sechs Millionen Meter Schlauch" produzieren, sagt Friedel, der wegen des überraschend verhängten Produktionsstopps ("Das war reine Wild-West-Manier") nun unter Druck ist. Zudem läuft noch das Verfahren mit der Kreisverwaltung vor dem Verwaltungsgericht Trier wegen des Brandschutzes - obwohl die Behörde bereits Fakten geschaffen und Siegel angebracht hat.Dennoch gibt sich Friedel zuversichtlich: zum einen, die bestehenden Aufträge erfüllen, zum anderen, in rund vier Monaten die Produktion in Birresborn wieder aufnehmen zu können - dann aber im geplanten Neubau im neuen Birresborner Gewerbegebiet: "Ich gehe fest davon aus, dass wir noch im Juni einen Investor für unser Vorhaben finden." Benötigte Summe: rund 700 000 Euro. Auf die Frage, was ihn so optimistisch stimme, meinte er: "Weil unser Produkt so gut ist."Davon können sich die gekündigten Mitarbeiter im Moment aber nichts kaufen. Im Gegenteil: "Mir wären jetzt 50 Euro Vorschuss lieber", sagt Andreas Thiele (27). Er hatte gestern Geburtstag. Sein sarkastischer Kommentar bei Entgegennahme der Papiere: "Wunderschönes Geschenk."

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