Es wird teuer: Eine Million Euro für Markthalle: Hillesheimer Rat vergibt Aufträge, die mehr als 300 000 Euro über dem Plan liegen

Hillesheim · Der Umbau und die Sanierung der alten Viehmarkt- in eine moderne Markt- und Messehalle in Hillesheim kostet rund 300 000 Euro mehr als vorgesehen. Der Stadtrat hat nun Aufträge über knapp eine Million Euro vergeben.

Die Vergabe der Aufträge zur Sanierung der Viehmarkthalle in Hillesheim fiel einstimmig aus. Dennoch hatte so manches Stadtratsmitglied Bauchschmerzen bei seiner Entscheidung. Der Grund waren die Mehrkosten von 300 000 Euro gegenüber den veranschlagten Kosten. Die lagen bei 683 000 Euro, nun schlagen 982 000 Euro zu Buche.

So meinte CDU-Ratsmitglied Bernhard Kloep: "300 000 Euro mehr als veranschlagt, das kann doch nicht sein. Lagen Planungsfehler vor?" "Kein Planungsfehler, aber vielleicht ein Einschätzungsfehler. Wir haben wohl etwas ins Blaue hinein geplant und bei der Basisplanung nicht noch ein Zusatzpolster für Unvorhersehbares eingerechnet", antwortete Bauingenieur Jürgen Mathar, der in der Bauabteilung des Hillesheimer Rathauses für das Projekt zuständige Sachbearbeiter. Er listete die Gründe für die Mehrkosten auf: die allgemeine Preissteigerung gegenüber der zwei Jahre alten Kalkulation, relativ hohe Preise bei der Ausschreibung, neue gesetzliche Auflagen, zusätzliche Wünsche und Überraschungen.Bessere Statik als vorher


Unter die neuen gesetzlichen Auflagen fielen laut Mathar eine deutlich bessere Statik für das Dach sowie getrennte Leitungssysteme für das Lösch- und das Trinkwasser. Letzteres müsse zum Beispiel mit einer Automatik versehen werden, die alle 72 Stunden durchspült. Und die Kabel, die bislang unter dem Dach verlegt wurden, müssen aus Gründen des Brandschutzes alle in den Boden verlegt werden. Mathar: "Wir dachten zunächst, wir könnten die gesamte Verkabelung übernehmen. Aber das war ein Trugschluss."

Auch die zusätzlichen Wünsche von der Stadt und den Vereinen, die bei der Planung einbezogen worden waren, summieren sich. Die Folge: wesentlich mehr Wasser- und Stromanschlüsse sowie anstatt eines Heißluftgebläses eine ordentliche Heizungsanlage - wie sie die Stadt wollte. Allein die schlägt zusammen mit der neuen Sanitärinstallation mit knapp 130 000 Euro zu Buche.

Und dann traten bei der Detailuntersuchung noch Überraschungen zutage. So fehlt nach Auskunft der Planer unter dem gesamten Hallendach eine Dampfsperre. Zusatzkosten: 50 000 Euro.

Angesichts der Kosten für die Dachdeckerarbeiten von 343 000 Euro und der Estricharbeiten zur Herstellung eines strapazierfähigen Industriebodens von knapp 200 000 Euro wunderte sich so manches Ratsmitglied. Mathar entgegnete: "Diese Preise sind nicht mit denen eines Einfamilienhauses zu vergleichen, da wir schlicht 1200 Quadratmeter Grundfläche haben."

Stadtrat Theo Valerius (FWG) sagte angesichts dieser Zahlen: "Bei Ausgaben in dieser Größenordnung fällt es mir schwer, hier noch einen wirtschaftlichen Nutzen zu erkennen. Die Vereine sagen ja schon jetzt, dass sie nicht mehr Miete für die Halle bezahlen wollen." Zudem befürchtet er, dass die Stadt angesichts der hohen Kosten schon bald erneut die Steuern erhöhen müsse.

Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) hingegen rechtfertigte die Ausgaben: "Wenn wir es anpacken, dann richtig." Zudem verwies er darauf, dass die Mehrausgaben mit der Kommunalaufsicht abgesprochen seien und beim Land ein zusätzlicher Förderantrag gestellt werde. Auf Basis der Kalkulation von 683 000 Euro hat das Land bereits einen Zuschuss von 410 000 Euro bewilligt. Die Restsumme muss die Stadt aufbringen.Meinung

Sparen steht nicht an erster Stelle
Ein Teil der erheblichen Mehrkosten ist durch Gesetzesauflagen (Dachstatik, Brandschutz, Wasser- und Elektroinstallationen) zu erklären - und nicht zu vermeiden. Dennoch: Von ausgeprägtem Sparwillen ist bei den Hillesheimern in Bezug auf die Sanierung der Viehmarkthalle nicht viel zu spüren. Sie wollen aus dem alten Gebäude eine moderne Markt- und Messehalle und damit einen Anziehungspunkt und lebendigen Versammlungsort machen. Und zwar jetzt mehr denn je, wo ihnen durch die Fusion einiges verlorengeht.
m.huebner@volksfreund.deExtra

Diese Aufträge hat der Stadtrat vergeben: - Dacheindeckung, Dachabdichtung, Klempnerarbeiten: Firma Harald Handwerk (Hillesheim): 343 000 Euro. - Estrich: Modern-Estrich-Bau (Merzig): 192 000 Euro. - Heizung: Firma Gerhardy (Gerolstein): 128 000 Euro. - Elektro: Firma Schmitz (Bolsdorf): 90 000 Euro. - Zimmer- und Holzarbeiten: Holz- und Dachbau Lorsche (Wiesbaum): 46 000 Euro. - Blitzschutz: Kurth (Bad Münstereifel): 18 000 Euro. Im Differenzbetrag zwischen Auftragssumme (817 000 Euro) und Gesamtkalkulation (982 000 Euro) von 165 000 Euro sind laut Mathar die Baunebenkosten wie die Architektenhonorare enthalten sowie Materialkosten für die Arbeiten, die die Rentnergruppe erledigt. So werden gut 20 000 Euro eingespart. mh

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