Die Mär vom knorrigen Eifeler

Also, was die Leute sich für Geschichten einfallen lassen. Da komme ich mit einem Eifeler ins Gespräch, den es in den Schwarzwald verschlagen hat, der aber regelmäßig in die alte Heimat zurückkommt.

Und der erzählt mir Folgendes: Er sei zum Mittagessen in unserem schönen Vulkaneifelkreis eingekehrt, setzt sich auf die Terrasse, trinkt ein Bier und wartet auf seine Bestellung. Als ein Tross Motorradfahrer eintrifft, räumen die Wirtsleute eifrig um, stellen Tische zusammen und bedienen sich am Tisch des Gastes mit Stühlen. Ohne Frage, nette Geste oder Höflichkeitsfloskel. Aber was soll's.Als dann die Wirtin ungefragt das Bierglas des Gastes nimmt, auf einen der Tische der Motorradfahrer stellt und ihm damit bedeutet, dort Platz zu nehmen, wundert sich der Mann ein wenig. Doch er fügt sich, merkt aber an, dass man ihn doch bitte hätte fragen sollen. Wenig später fühlen sich die Wirtsleute dazu berufen, für jedermann deutlich vernehmbar solche Dinge zu sagen wie: "Jetzt ist man nicht mehr Herr im eigenen Haus" und "Hier will wohl jeder sein eigenes Zugabteil". Als der Gast daraufhin die Wirtsleute anspricht, ob er gemeint sei, gibt es nur verächtliche Blicke. Trinkgeld nehmen sie auch nicht an. Ob da dann doch das schlechte Gewissen durchkam?Eine andere Mär berichtet von einer Frau, schätzungsweise Anfang 40, die mit ihrer Tochter eine Metzgerei betritt. Das Gespräch beginnt nicht etwa mit einem "Guten Tag", die Frau kommt direkt zur Sache: "Haben Sie Frikadellen?" Auf die bejahende Antwort folgt sogleich ein: "Die kriege ich!" Kein "Bitte" oder "Ich hätte gerne". Auch als der Teller mit Beilage serviert wird, folgt kein "Danke". Warum auch? Der Wunsch nach Senf wird ebenfalls äußerst schnörkellos ausgedrückt: "Senf brauch' ich noch!" Und wieder kein Danke, nichts. Da frage ich mich nur, wie die Tochter so jemals gute Umgangsformen lernen soll. Der Überlieferung nach hat ein Zeuge dieses Vorgangs mit einem deutlichen "Dankeschön" und einen Blick zur Frau die Metzgerei verlassen. Was ich dazu zu sagen habe? Bei uns in der Eifel, die sich glücklich schätzt, so viele Urlaubsgäste beheimaten zu dürfen, kann ich mir so etwas überhaupt nicht vorstellen, meint

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