Klo-Kultur vom Feinsten

Die Gerolsteiner geben sich über die Vulkaneifel hinaus als fortschrittlich und weltoffen. Ein hoher Anspruch! Da nimmt es Wunder, dass immer mal wieder ihr gestörtes Verhältnis zur Einrichtung und zum Betrieb öffentlicher Bedürfnisanlagen deutlich wird.

Bei diesem - zugegeben anrüchigen - Thema hinken die Brunnenstädter gewaltig hinterher. Bereits gegen 2800 vor Christus gab es in Mesopotamien (heute etwa Irak und Syrien) öffentliche toilettenähnliche Anlagen mit Abwasserkanälen (Kloaken); einen mindestens gleich hohen Standard erfuhren die Menschen im alten Rom, vielleicht auch in der römischen Villa Sarabodis im Stadtteil Sarresdorf vor knapp 2000 Jahren. Klo-Kultur vom Feinsten. Im Mittelalter dann der böse Rückschritt: Man wusch sich selten, und für die Notdurft standen dem gemeinen Volk nur die freie Natur oder Senkgruben mit Sitzbalken, die so genannten Donnerbalken, zur Verfügung. Selbst diese einfachsten aller Grundausstattungen suchen die Gäste, sofern sie in Gruppen- oder Busstärke erscheinen, im Zentrum der Brunnen- und Fremdenverkehrsstadt Gerolstein vergebens. Mittelalter? Doch halt! Über das Klo - übrigens wurde das Wasserklosett 1775 von dem Engländer Alexander Cummings quasi neu erfunden - wird jetzt in Gerolstein wieder mal gestritten. Offensichtlich soll nun sogar ein Klo zuviel gebaut werden. Stadträte sprechen von "Geldverschwendung", und der Stadtbürgermeister äußerte sich dazu eher gedankenschwer: "Wenn ich auf dem Klo bin, will ich auch meine Ruhe haben." Gerolsteiner Klogeschichten! Seit 20 Jahren ein Thema. Walburga und ihr Klub werden bei ihrem Jahresausflug die Stadt Gerolstein jedenfalls weiträumig umfahren, zumindest solange dort der Klo-Streit schwelt und zum Himmel stinkt. Mir stinkt es auch für diese Woche!

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