"Komm!"

Wie sehr die heutige Lebenswirklichkeit und die Botschaft Jesu im Evangelium bisweilen auseinanderliegen, wird an folgender Beobachtung deutlich: Ein Großteil unserer täglichen Wahrnehmung geschieht über die Kanäle von Show, Sensation, Provokation und Spektakel: Ob in der Musikbranche, im Sport, in der Politik, in vielen Bereichen der Kultur - es geht darum, Aufmerksamkeit, Bewunderung und Gänsehaut zu erzeugen. Etwas wird in Szene gesetzt und ein Event daraus gemacht.

"Komm!"
Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Der nie endende Hype um Krimis im Fernsehen und in der Literatur liegt auch auf dieser Linie.
Wir wollen Spannung ohne eigenes Risiko und Engagement als Zuschauer/in erleben. Man ist irgendwie mittendrin und doch nicht dabei, ein Beobachter im sicheren Abstand. So kann man sich ziemlich komfortabel aus dem Spiel halten.
Jesus, der Christus, wollte eindeutig keine Bewunderer, sondern Nachfolgende gewinnen. Im Evangelium des Sonntags ruft er dem immer wieder mutigen Petrus zu: "Komm (über das Wasser zu mir)!" Der traut sich beziehungsweise Jesus tatsächlich und erlebt, dass es ihn trägt, weil er dem Herrn vertraut. Erst als seine Glaubenskraft nachlässt und Zweifel sein Vertrauen erschüttern, beginnt er zu sinken. Doch Jesus rettet ihn, weil er ihn um Hilfe ruft.
Lässt man dies auf sich wirken, stellt sich doch die Frage: Wo steige ich als Christ/in mal aus dem Boot, gehe auf meinen Christus zu? Welche Sicherheit, Gewohnheit, scheinbare Unabänderlichkeit muss ich aufgeben?
Das kann etwas ganz Unscheinbares sein. Aber meine Hinwendung zu ihm sollte Folgen haben. Denn ohne Wagnisse ist der Glaube an Jesus letztlich ein Selbstbetrug.

Michael Schlüter, Pastoralreferent a.D., Dekanat Vulkaneifel

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